Der Väter Fluch
Bist du okay?«
»Ich...« Sie zuckte zusammen. Nicht weinen! »Wie lange dauert es, bis wir hier anfangen können aufzuräumen?«
»Eine ganze Weile. Ich möchte erst Fotos machen lassen und den ganzen Laden nach Fingerabdrücken...«
»Ich sehe mir das nicht länger an!«, Rina riss sich los und blickte zur Seite. » Wie lange?«
»Ich weiß es nicht, Rina. Erst mal muss die Spurensicherung sich das hier ansehen. Es ist kein Mordfall, also hat es auch nicht oberste Priorität.«
»Oh, ich verstehe. Wir müssen also warten, bis jemand erschossen wird.«
Decker versuchte, ruhig zu klingen. »Ich will das hier genauso schnell aufräumen wie du, aber wenn wir keine Fehler machen wollen, dann dürfen wir nichts überstürzen.
Sobald die Teams weg sind, komme ich mit Bürste und Eimer in der Hand vorbei und schrubbe persönlich jeden Zentimeter dieser Scheußlichkeit weg. In Ordnung?«
Rina hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte, blinzelnd ihre Tränen zurückzuhalten. Dann flüsterte sie: »In Ordnung.«
»Wieder Freunde?« Decker lächelte.
Sie erwiderte sein Lächeln mit feuchten Augen.
Deckers Lächeln gefror, als er das volle Ausmaß erkannte. »Mein Gott!« Er warf den Kopf zurück. »Das ist... grauenhaft!«
»Sie haben den Kidduschkelch mitgenommen, Peter.«
»Was?«
»Der Kidduschkelch ist verschwunden. Wir hatten ihn im Schrank aufbewahrt. Er war versilbert und mit Türkisen besetzt - genau die Art von Gegenstand, die gern gestohlen wird, weil er ins Auge sticht und leicht mitzunehmen ist.«
Decker dachte einen Augenblick nach. »Kids.«
»Das sagt hier fast jeder. Warum nicht eine antisemitische Gruppierung?«
»Richtig, das ist nicht ausgeschlossen. Ich werde auf jeden Fall zu Protokoll geben, dass es sich hier wahrscheinlich nicht um Junkies handelt. Wenn jemand etwas gesucht hat, das er für Drogengeld hätte eintauschen wollen, hätten wir es hier mit einem reinen Diebstahl zu tun.«
»Vielleicht liegt der Kelch ja unter den ganzen Trümmern.« Rina zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, dass er nicht mehr im Schrank steht.«
Decker zog seinen Notizblock heraus. »Sonst noch was?«
»Frische Kratzspuren am Schloss des Aron - der Heiligen Lade. Sie haben versucht, sie aufzubrechen, aber ohne Erfolg.«
»Gott sei Dank.« Er klappte seinen Block zu und betrachtete sie prüfend. »Und mit dir ist wirklich alles okay?«
»Ich bin... okay. Es wird mir besser gehen, sobald das alles hier wieder in Ordnung gebracht ist. Vielleicht sollte ich langsam Mark Gruman anrufen.«
Decker seufzte. »Mark und ich haben die Wände schon einmal gestrichen. Sieht ganz so aus, als müssten wir es noch mal tun.«
Rina flüsterte: »Wenn das hier erst mal die Runde macht, wirst du einen ganzen Haufen freiwilliger Helfer haben.«
»Das hoffe ich.« Decker stampfte mit dem Fuß auf - eine kindische Geste, aber er war so verdammt wütend. »Mann, bin ich angepi... sauer! Wenn ich damit den Ort nicht noch mehr entweihen würde, würde ich mir die Lunge aus dem Leib fluchen.«
»Was unternehmt ihr normalerweise bei einem solchen Fall als Erstes?«
»Wir überprüfen alle Jugendlichen, die bereits wegen Vandalismus aktenkundig geworden sind.«
»Werden die Akten von Jugendstraftätern nicht versiegelt?«
»Doch, natürlich. Aber das bedeutet nicht, dass die zuständigen Beamten nicht darüber sprechen dürfen. Für den Anfang brauchen wir nur ein paar Namen.«
»Und was ist mit der Überprüfung richtiger antisemitischer Gruppierungen?«
»Das geschieht natürlich auch, Rina. Wir werden nichts unversucht lassen. Zwar fällt mir im Augenblick keine Gruppierung ein, die in dieser Gegend tätig geworden ist, aber ich erinnere mich an eine Gruppe in Foothill - die >Hüter der Völkischen Reinheit oder so ähnlich. Ist schon eine Weile her. Ich werde mir die Akten ansehen, und zwar gründlich. Aber dazu muss ich erst mal ins Revier zurück.«
»Okay. Fahr ruhig. Ich komm schon klar.« Sie drehte sich um und fragte: »Wer wird herkommen?«
»Wanda Bontemps bearbeitet die Hassdelikte. Versuch ihr nicht gleich den Kopf abzureißen. Sie hat in der Vergangenheit mit Juden ein paar schlechte Erfahrungen gemacht.«
»Und so jemand setzt ihr auf Hassverbrechen gegen Juden an?«
»Sie ist schwarz...«
»Also eine Schwarze und Antisemitin. Glaubst du, das hebt sich irgendwie auf?«
»Sie ist überhaupt keine Antisemitin. Sie ist einfach eine gute Frau, die ehrlich genug war, mir gegenüber offen über ihre
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