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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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mich zum Abschied umarmt hatte. Ich hatte mich dabei gefühlt wie in einem Film, den ich nicht verstand. Warum hatte ich ihn ziehen lassen? Ich hätte ihn mit ins Hotel nehmen sollen, ihn zwingen, mit nach Hause zu kommen. Sich zu duschen, sich die Haare schneiden zu lassen und etwas Richtiges zu essen. Schließlich gehörte es doch zum Wesen des Menschen, in einer Familie zu leben, mit anderen Menschen, die einen liebten, oder etwa nicht? Aber ich hatte ihm nur hinterhergesehen.
    «Ist mit meinem Sohn alles in Ordnung?», wollte ich wissen.
    Sie antworteten nicht. Ich sah die Häuser meiner Nachbarn in der Dämmerung verschwinden, das warmgelbe Licht in ihren Fenstern. Familien, die entspannt in ihren Wohnzimmern saßen, Musik hörten, fernsahen. Hatten sie Daniels Bild schon gesehen? Wussten sie Bescheid?
    «Mein Sohn», wiederholte ich, «ist mit ihm alles in Ordnung?»
    «Ihr Sohn hat eine Kugel im Bein», sagte Agent Moyers.
    «In welchem? Ist die Arterie getroffen? Bitte. Ich bin Arzt.»
    Green drehte sich auf dem Beifahrersitz nach mir um. Ich konnte den Knopf in seinem Ohr sehen, fleischfarben, für einen weißen Mann gedacht. Ob es ihn ärgerte, dass die Welt offenbar keinen Gedanken daran verschwendete, den technischen Fortschritt auch für Leute seiner Hautfarbe verfügbar zu machen?
    «Wenn wir Agenten vom Secret Service Schüsse hören», sagte Green, «machen wir uns größer, um mögliche Kugeln abzufangen.»
    Was er sagte, ergab keinen Sinn, und einen Augenblick lang war ich nicht mal sicher, ob er überhaupt Englisch sprach.
    «Wir versuchen die Kugeln von der zu schützenden Person abzuhalten», fuhr er fort. «Wenn Sie sich das Video noch mal ansehen, werden sie feststellen, dass die Agenten genau das getan haben. Sie sind auf das Feuer zugelaufen .»
    «Unglücklicherweise», sagte Moyers, «ist Ihr Sohn ein guter Schütze.»
    «Hören Sie», sagte ich. «Da muss ein Irrtum vorliegen.»
    Green wandte sich ab.
    «Unser Auftrag besteht darin, Sie an einen sicheren Ort zu bringen, wo Sie befragt werden können», sagte er. «Weiter gehen unsere Befugnisse nicht.»
    «Er ist mein Sohn.»
    «Doktor Allen, Ihr Sohn hat den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten umgebracht.»
    Seine Worte waren ein loderndes Feuer. Das Blut dröhnte mir in den Ohren.
    «Ist er tot?», fragte ich.
    Green sah aus dem Beifahrerfenster, das blaurot zuckende Licht des Wagens vor uns streifte über uns, kalt, heiß, kalt, heiß.
    «Wir bringen Sie an einen sicheren Ort», wiederholte er.
    «Was ist mit meiner Familie?»
    «Für Ihre Familie ist gesorgt», sagte Moyers. «Unsere Männer bewachen Ihr Haus. Solche Fälle erregen die Gemüter. Die Leute handeln schnell kopflos.»
    «Was für Fälle?»
    «Attentate. Bei einer Wahl geht es immer auch um Hoffnung.»
    Wir waren jetzt auf dem Highway. Der Lärm der Sirenen übertönte die Motorengeräusche. Der Tacho zeigte 171 Stundenkilometer.
    «Entschuldigen Sie», sagte ich, «Sie sagten gerade etwas über Wahlen und Hoffnung.»
    Er antwortete nicht. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Aus meiner Zeit in der Notfallmedizin wusste ich, um in einer hektischen Situation klar denken zu können, musste ich die Dinge verlangsamen. Die Probleme eins nach dem anderen angehen. Als Wissenschaftler musste ich Abstand wahren und mich auf die Fakten konzentrieren. Gefühle konnte ich mir nicht leisten, Gefühle vernebelten den Verstand. Sie machten einen unachtsam. Also versuchte ich mich auf die Fakten zu konzentrieren. Mein Sohn war in Los Angeles. Er war bei einer Wahlveranstaltung festgenommen worden, und man beschuldigte ihn, einen Senator erschossen zu haben. Es gab eine Videoaufzeichnung, aber bis jetzt offenbar noch keine, auf der sein Gesicht zu erkennen war. Der Täter hatte zwei Schüsse abgegeben, vielleicht drei, und war anschließend in der Menge verschwunden. Es war möglich, dass die Polizei sich getäuscht hatte. Dass sie den falschen Mann festgenommen hatten.
    Während wir über den Highway rasten, dachte ich an die Kongressabgeordnete, die in Tucson vor einem Supermarkt niedergeschossen worden war. Wie hatte sie noch geheißen? Giffords? Ein sonniger Januartag, sie hatten Klapptische aufgestellt. Sprechen Sie mit Ihrer Abgeordneten . Menschen versammelten sich, die Kongressabgeordnete trat in die Sonne, lächelte, winkte. Sie schüttelte Wählerhände, ein blasser, mondgesichtiger Mann trat neben sie und schoss mit einer halbautomatischen Pistole

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