Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
müden Neugier an.
Ich erwiderte den Blick und lächelte und formte mit den Lippen die Worte: Ich glaube, wir haben gewonnen.
Der Rektifizierer kniete sich wieder neben mich. »Kann ich mir jetzt seine Finger nehmen?«, fragte die große Genette mit der Hand auf meiner Schulter. »Er braucht sie nicht mehr.«
»Nein!«, rief ich. »Lass Federo in Würde sterben.«
»Der Tod ist ohne Würde, Mensch. Wir nehmen uns, was uns gehört.«
Die verbrannte Hand der Tanzmistress schoss hoch und packte den Rektifizierer am Handgelenk. Ihre Finger gruben sich tief ins Fell und schüttelten das Steinmesser in seiner Hand.
Der Rektifizierer sagte etwas in der zischenden Sprache ihres Volkes. Sie fauchte eine Antwort und wandte sich dann an mich. »Ich habe … mich geirrt. Halte ihn … ab …«
»Wovon soll ich ihn abhalten?«
»Halte ihn ab zurück … zu holen …«
Ihre Augen schlossen sich wieder. Ihre Hand fiel an ihre Seite. Ich berührte ihre Lippen. Sie atmete noch.
Danke, Göttin.
Als ich aufblickte, war der Rektifizierer dabei, Federo die Finger abzuschneiden.
»Nein!«, schrie ich. Ich kam auf die Beine und versuchte, ihn zu schlagen, doch er stieß mich zur Seite und machte weiter. Ich stolperte auf der Straße zwischen die Leichen, bis ich einen Speer fand. Ich hob ihn auf und rannte damit auf den Rektifizierer zu.
Dieses Mal sprang er auf und packte die Spitze, als ich auf ihn einstürmte. Er war schnell, das wusste ich. Ich hatte oft genug mit der Tanzmistress trainiert.
Der Rektifizierer riss mir die Waffe aus den Händen. Ich musste loslassen, oder er hätte meine Handgelenke gebrochen. Dann griff er mich mit ausgefahrenen Krallen an. Diesmal war es ernst.
»Was willst du zurückholen?«, rief ich. Ich musste der Situation eine Wendung geben, denn in einem Kampf würde er mich sicher töten.
Er bewegte sich im Kreis. Seine Beine waren fast doppelt so lang wie meine. Mit jedem Schritt legte er die zweifache Entfernung zurück. Ich erhielt keine Antwort.
Ich sah mich nach einer anderen Waffe um und wich weiter zurück. Der Rektifizierer bewegte sich rascher, als ihm meine Augen zu folgen vermochten, und attackierte mit einem Tritt in den Unterleib. Ich glitt zur Seite, um dem Stoß auszuweichen, stolperte aber und verlor mein Gleichgewicht. Ich fiel der Länge nach hin.
Er setzte zu einem Knochenbrechersprung mit beiden Füßen an, so wie ich Choybalsan im Zelt angegriffen hatte. Ich spürte den verlorenen Speer an meiner Seite. Ich rollte herum und packte ihn. Der Rektifizierer schoss über das Ziel hinaus, wirbelte herum und griff erneut an. Ich rollte wieder und richtete den Speer mit der Spitze auf.
Er brach den Angriff ab.
Wasser tropfte in mein Gesicht. Ich kam auf die Beine und wischte es fort. Eine Botschaft von der Göttin. Ich bewegte mich im Kreis um die Körper Federos und der Tanzmistress.
Der Rektifizierer ließ mir nicht die Zeit, die ich brauchte. Er war heran und tanzte mit einem weit ausholenden Prankenhieb vorbei. Keine zerschmetternden Sprünge auf die Brust mehr. Seine Krallen rissen das Fleisch meines rechten Oberarmes auf.
Unter dem plötzlichen Schmerz fiel mir fast der Speer aus der Faust.
Aber wie Septio und die anderen Priester Schwarzbluts konnte ich mit Schmerz umgehen. Ich verlagerte mehr Gewicht der Waffe in meine andere Hand und hielt mit der rechten Balance. Ich war fast angelangt, wo ich sein musste.
Ich bewegte mich langsam. Zu verdammt langsam. Der Rektifizierer tänzelte wie ein Blatt im Wind. Er verschwamm an den Rändern meines Blickfeldes, war schneller hinter mir, als ich mich umdrehen konnte, tauchte einmal auf dieser, dann der anderen Seite auf.
»Ich hole zurück, was dein Volk meinem stahl«, sagte er ruhig.
Wieder ein Angriff mit den Krallen. Ich parierte mit dem Speer und war wieder nahe dran, die Waffe zu verlieren.
Er wirbelte an mir vorbei. Seine Stimme erklang hinter mir. »Wobei die Tanzmistress mir zu helfen schwor.«
Ich riss das Speerende nach hinten und duckte mich tief. Er flog über meinen Kopf und fluchte, als er gegen den Schaft stieß, der meinem Griff entglitt. Der Rektifizierer verlor die Kontrolle über seinen Sprung und landete schwer auf dem Bauch. Ich sprang auf seinen Rücken, mit den Füßen zwischen seinen Schultern, und schlug sein Kinn auf den Stein.
Es knackte wie das Brechen eines Baumes.
Sein Fell rutschte unter meinen Füßen weg, und ich rollte mich auf meinem verwundeten Arm nach vorn. Ich brüllte vor
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