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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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vor mir getragen hatte. Wer war sie gewesen? Wo war sie nun?
    Das Kleid war, obwohl gebraucht, schöner als alles, was ich je besessen hatte. Schon der Schnitt war wundervoll: Vorn an der Taille flossen tiefe Falten hinunter, und die Knöpfe lagen, einmal geschlossen, in einer geraden, ordentlichen Reihe. Caroline prüfte mit einem Seitenblick, ob es passte. Ich drehte mich hin und her und strich über die Baumwolle an meinem Bauch. Ihre Sorge war unbegründet. Das Kleid saß wie angegossen.
    Mit den Stiefeln hatte ich weniger Glück. Da mochten sie noch so heil und glänzend sein, ihr Leder war steif und hart. Als ich mit meinen durchlöcherten Strümpfen hineinschlüpfte, stießen meine bloßen Zehen vorn gegen die Kappe. Blasen kündigten sich bereits vor dem ersten Schritt an. Eng waren die Stiefel auch, obwohl ich sie noch gar nicht zugeschnürt hatte. Ich zog sie aus und wieder über, dann ein weiteres Mal, zupfte mir die Strümpfe so zurecht, dass die Löcher unter meinen Füßen saßen. Trotzdem fanden meine Zehen dauernd einen Weg ins Freie und rieben am Leder.
    Â»Die Lady muss um acht Uhr ihren Tee bekommen«, sagte Caroline und ging zur Tür.
    Ich gab auf und schnürte rasch die Stiefel zu. Ich folgte Caroline über die schmale Treppe, die ich nachts mit Nestor erklommen hatte, doch nun gingen wir am Durchgang zum Hauptgeschoss vorüber, in die Küche, die darunter lag.
    Nestor war bereits dort und hütete das Feuer in einem der drei großen Öfen, die an der Wand standen. »Guten Morgen, Caroline«, grüßte er die Haushälterin vergnügt.
    Sie antwortete geistesabwesend: »Warten wir’s ab.«
    Â»Guten Morgen, Miss Fenwick«, wandte er sich dann an mich. »Sie haben hoffentlich gut geschlafen?«
    Â»Ja, sehr gut, Sir«, erwiderte ich erleichtert, weil sich an seinem Benehmen mir gegenüber auch in Carolines Gegenwart nichts geändert hatte.
    Ich schaute mich um; ich hatte erwartet, mindestens ein weiteres Dienstmädchen vorzufinden, das Vorbereitungen für den Tag treffen würde, doch wir waren zu dritt: Nestor, Caroline und ich.
    Caroline nahm einen Laib Brot aus einem Korb und brach ihn in Stücke. Dann stellte sie drei metallene Suppenschüsseln auf die Anrichte und legte die Brocken hinein. Als ich zu ihr ging und Hilfe anbot, stieß sie mir einen spitzen Ellbogen in die Rippen und schob mich beiseite. Ich fuhr zusammen. Ich musste wohl, so gut es ging, auf Nicken und Schulterzucken reagieren, bis sie bereit war, mich mit Worten anzuweisen.
    Nachdem alle Schüsseln mit Brot gefüllt waren, holte Caroline einen großen, schweren Tontopf aus dem Schrank. Sie hob den Deckel ab, nahm eine Kelle und fuhr damit durch die dicke Fettschicht, die obenauf schwamm. »Für dich, für dich, für dich«, flüsterte sie vor sich hin und löffelte dabei geschickt Brühe in die Schüsseln. Die Brotstücke sogen sich voll, wurden braun. Caroline blickte zufrieden auf die letzte Schüssel. Nicht ein Tropfen war danebengegangen.
    Â»Nimm dir, Nestor«, rief sie den Butler und reichte ihm seine Schüssel, bevor ich die Gelegenheit dazu bekam.
    Nestor nahm ihr die Schale aus den Händen und setzte sich an den großen Holztisch in der Mitte. Als sich unsere Blicke trafen, bedeutete er mir, es ihm nachzutun. Ich zögerte und schüttelte den Kopf. Ich wollte lieber warten, bis auch Caroline Platz genommen hatte.
    Mein Magen hatte beim bloßen Anblick des Essens geknurrt. Für mich kam es einem Wunder gleich, dass man in einem Haus Brot aufbewahren konnte, ohne dass Ratten darüber herfielen. Wie viele Lebensmittel gab es hier? In jedem Schrank und jeder Ecke waren Vorräte, und ich träumte schon davon, mich unbemerkt in die Küche zu schleichen und zu bedienen. Mich mitten auf den Boden zu setzen und zu essen, bis mir Krümel und Fett am Kinn klebten.
    Â»Ich habe mir erlaubt, für die Lady bereits den Teekessel aufzusetzen«, informierte Nestor Caroline, bevor er seine Schüssel an den Mund setzte. »Das Wasser sollte jetzt heiß sein.«
    Â»Sehr schön«, erwiderte Caroline, trug ein silbernes Teeservice zum Tisch und stellte es auf ein Tablett.
    Ich wollte ihr unbedingt zur Hand gehen, doch das verdross sie nur noch mehr. Als sie sich am Tisch wieder umdrehte, stand ich direkt vor ihrer Nase, und es war nicht zu übersehen, wie sehr meine

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