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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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gibt. Ans Meer.«
    »Aha«, sagte Zerk und schloss die Augen. »Was machen wir dort?«
    »Essen. Uns in die Sonne legen. Aufs Wasser schauen.«
    »Ich habe Schmerzen. Der Mistkerl hat mir ziemlich weh getan.«
    »Ich kann dir erst in zwei Stunden weitere Tabletten geben. Versuch zu schlafen.«
    Als die Straße in Sand überging, im Angesicht des Meeres, hielt Adamsberg. Seine beiden Uhren und der Stand der Sonne zeigten ungefähr sieben Uhr dreißig an. Flacher, weithin sich dehnender Strand, einsam und nur hier und da von Gruppen stiller weißer Vögel bevölkert.
    Ohne ein Geräusch glitt er aus dem Wagen. Das spiegelglatte Meer und das ungetrübte Blau des Himmels erschienen ihm wie eine Provokation, sie passten nicht zum grausigen Chaos der letzten zehn Tage. Auch nicht zum Stand der Dinge, was Zerk betraf, zu Aufruhr und Benommenheit, die wie tolldreiste Gräser auf einem Berg von Trümmern wuchsen. Ein schweres Unwetter über dem Ozean wäre dem angemessener gewesen, und danach, heute Morgen, ein bedeckter Himmel, in dem kein Horizont zu erkennen wäre. Doch die Natur trifft ihre eigenen Entscheidungen, und wenn sie sich in dieser reglosen Vollkommenheit darbot, war er bereit, sie für einen Augenblick in sich aufzunehmen. Im Übrigen war alle Betäubung von ihm gewichen, er fühlte sich hellwach. Er streckte sich, auf einen Ellbogen gestützt, auf dem noch kühlen Sand aus. Um diese Zeit war Vlad noch in der Krutschema. Vielleicht schwebte er gerade in den Höhen seiner Traumwelten. Er wählte seine Nummer.
    » Dobro jutro , Vlad.«
    » Dobro jutro , Adamsberg.«
    »Wo hast du dein Telefon? Ich versteh dich schlecht.«
    »Es liegt auf dem Kopfkissen.«
    »Halt es dir ans Ohr.«
    »Habe ich gemacht.«
    » Hvala . Geh zu Arandjel und sag ihm, dass Arnold Paoles Hetzjagd heute Nacht zu Ende gegangen ist. Dennoch glaube ich, dass er zufrieden ist, denn er hat die fünf großen Plogojowitz’ abgeschlachtet. Plögener, Vaudel-Plog, Plogerstein und zwei Plogan, Vater und Tochter, in Finnland. Dazu die Füße von Plogodrescu. Der Fluch, der auf den Paoles lag, ist aufgehoben, sie gehen und sind frei, das waren seine Worte. Der Baum auf der Höhe von Higegatte stirbt.«
    »Plog.«
    »Es bleiben aber immer noch zwei Kauer.«
    »Die Kauer machen keinen Ärger. Arandjel wird dir sagen, dass es genügt, sie auf den Bauch zu drehen, und sie sickern wie ein Tropfen Quecksilber bis ins Innere der Erde.«
    »Das übernehme ich nicht.«
    »Phantastisch«, sagte Vlad ohne jeden Zusammenhang.
    »Sag es Arandjel unbedingt. Bleibst du bis in alle Ewigkeit in Kisilova?«
    »Man erwartet mich übermorgen auf einer Konferenz in München. Ich kehre auf den geraden Weg zurück, den es, wie du weißt, nicht gibt und der außerdem auch nicht gerade ist.«
    »Plog. Was heißt Loša sreća , Vlad? Das hat Paole gesagt, als er am Boden lag.«
    »Es heißt: ›Pech gehabt.‹«
    Zerk hatte sich ein paar Meter entfernt in den Sand gesetzt und sah geduldig zu ihm herüber.
    »Wir fahren zum Ambulatorium, um deine Hände versorgen zu lassen. Dann gehen wir frühstücken.«
    »Was heißt das, ›Plog‹?«
    »Es ist wie ein Tropfen Wahrheit, der fällt«, erklärte Adamsberg und mimte den Vorgang, indem er die Hand hob und sie in gerader Linie langsam abwärts senkte. »Und der genau auf den richtigen Punkt fällt«, fügte er hinzu, als er die Spitze seines Zeigefingers in den Sand bohrte.
    »Okay«, sagte Zerk mit Blick auf die kleine Kuhle, die der Finger hinterlassen hatte. »Und wenn er nun hierhin oder dahin fällt?«, fragte er, seinen Zeigefinger aufs Geratewohl mehrmals in den Sand steckend. »Dann ist es kein echtes Plog?«
    »Ich denke, nein.«
    47
     
    Adamsberg hatte einen Trinkhalm ins Zerks Kaffeeschale getaucht und sein Brot mit Butter bestrichen.
    »Erzähl mir von Josselin, Zerk.«
    »Ich heiße nicht Zerk.«
    »Das ist der Taufname, den ich dir gegeben habe. Für mich, musst du bedenken, bist du erst acht Tage alt. Das heißt, ein schreiender Säugling und nichts weiter.«
    »Auch du bist erst acht Tage alt und taugst nicht viel mehr.«
    »Und wie nennst du mich?«
    »Ich nenne dich nicht.«
    Zerk schlürfte seinen Kaffee durch den Halm und lächelte arglos, ein wenig wie Vlad in seiner überraschenden Art, entweder über seine Antwort oder über das Geräusch, das der Trinkhalm verursachte. Seine Mutter war auch so gewesen, in den unpassendsten Augenblicken zur Heiterkeit aufgelegt. Was übrigens auch erklärte, warum er sie

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