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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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…«
    Verdammt, es war ein Vorschlag gewesen, der ihn hatte in Wut versetzen müssen, aber Callista hatte wenigstens so viel Anstand gehabt, ihn mit einiger Schüchternheit vorzubringen. Und Ellemir sah Callista so ähnlich, daß er gar nicht anders konnte, als auf ihre Anwesenheit zu reagieren. Er kniff die Lippen zusammen und erklärte knapp: »Ich kann mich beherrschen. Ich bin kein Tier.«
    »Was denn sonst? Ein Kohlkopf? Du kannst dich beherrschen? Ich habe ja nicht angedeutet, du könntest davonlaufen und die erste Frau, die dir begegnet, vergewaltigen. Aber das bedeutet doch nicht, daß die Not nicht vorhanden ist. Deshalb läuft es darauf hinaus, daß du uns belügst – mit allem, was du tust, mit allem, was du bist .«
    »Allmächtiger Gott!« explodierte er. »Gibt es hier überhaupt kein Privatleben?«
    »Selbstverständlich. Hast du das nicht bemerkt? Mein Vater hat nicht eine einzige Frage gestellt, die einen von uns in Verlegenheit setzen könnte. Es geht ihn nämlich wirklich nichts an, verstehst du. Er würde niemals nachforschen. Niemand von uns wird jemals erfahren, ob er etwas von der Sache weiß. Aber unter uns vieren – da ist es doch anders, Andrew. Kannst du nicht wenigstens ehrlich mit uns sein?«
    »Was erwartet ihr denn von mir? Soll ich Callista wegen etwas bedrängen, das sie mir nicht geben kann?« Er dachte an die Nacht, in der er genau das getan hatte. »Ich kann es nicht wieder tun!«
    »Natürlich nicht. Aber siehst du nicht ein, daß es mit zu Callistas Leiden beiträgt? Sie war sich deiner Not mit äußerster Schärfe bewußt, so daß sie schließlich das Wagnis einging. Und dann kam es zur Katastrophe, nur weil sie deine Not kannte und wußte, du würdest keine andere Lösung akzeptieren. Willst du so weitermachen, daß du ihre Schuldgefühle verstärkst … und unsere auch?«
    Sorge, Erschöpfung, Mangel an Schlaf und jetzt das starke Getränk auf den leeren Magen hatten Andrews Wahrnehmungsfähigkeit so herabgesetzt, daß ihm war, die unerhörten Dinge, die Ellemir sagte, ergäben fast Sinn. Hätte er getan, was Callista verlangte, wäre es nie so weit wie jetzt gekommen …
    Es war ungerecht. Callista so ähnlich und so furchtbar unähnlich … so sprühend vor Leben! »Ich bin Damons Freund. Wie könnte ich ihm das antun?«
    »Damon ist dein Freund«, gab sie zurück, jetzt wirklich zornig geworden. »Glaubst du, es tut ihm gut, daß du leidest? Oder bist du so arrogant, daß du dir einbildest …« – ihre Stimme bebte – »du könntest mich dazu bringen, Damon weniger zu lieben, weil ich für dich tue, was jede anständige Frau täte, wenn sie einen Freund in einem derartigen Zustand sieht?«
    Andrew begegnete ihrem Blick und setzte seinen Zorn gegen ihren. »Da wir gerade vor Ehrlichkeit überquellen: Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, daß nicht du es bist, die ich will?« Selbst jetzt erregte sie ihn nur, weil sie da war und aussah, wie Callista hätte aussehen sollen.
    Ihr Zorn war plötzlich verschwunden. »Lieber Bruder …« – Bredu war das Wort, das sie gebrauchte – »… ich weiß, es ist Callista, die du liebst. Aber in deinem Traum war ich es.«
    »Ein körperlicher Reflex«, stellte er brutal fest.
    »Nun, auch der ist real. Und es würde zumindest bedeuten, daß du Callista wegen etwas, das sie dir nicht geben kann, nicht länger zu quälen brauchst.« Sie streckte die Hand nach seinem Glas aus, um es von neuem zu füllen. Er wehrte ab.
    »Nichts mehr. Ich bin bereits halb betrunken. Verdammt, kommt es darauf an, ob ich sie auf diese Weise quäle oder indem ich davonlaufe und mit irgendeiner anderen ins Bett springe?«
    »Das verstehe ich nicht.« Andrew spürte, daß Ellemirs Verwirrung echt war. »Meinst du damit, daß eine Frau deines Volkes, wenn sie aus irgendeinem Grund das Bett ihres Mannes nicht teilen kann, sich darüber entrüsten würde, falls er irgendwo anders … Trost suchte? Wie merkwürdig und wie grausam!«
    »Ich nehme an, die meisten Frauen sind der Meinung, wenn sie … wenn sie aus irgendeinem Grund enthaltsam zu sein haben, müsse der Mann es gerechterweise auch sein.« Er suchte nach Worten. »Sieh mal, wenn Callista ebenfalls unglücklich ist, und ich schliefe mit einer anderen – wäre es nicht sehr häßlich von mir, mich so zu verhalten, als käme es auf ihr Unglück gar nicht an, solange nur meine eigenen Bedürfnisse befriedigt werden?«
    Ellemir legte sachte eine Hand auf seinen Arm. »Das spricht für

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