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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihrer Abwesenheit für das Gut sorgen sollten.
    Auch für Andrew gab es vieles, was seine Gedanken beschäftigte. Er sprach mit dem alten Coridom – wie auch die anderen Diener hatte die Nachricht vom Tod des jungen Herrn ihn tief getroffen – über Angelegenheiten des Gutes und des Viehbestands. Er dachte, eigentlich solle er daheim bleiben, denn in Thendara hatte er nichts verloren, und er überließ die Ranch nicht gern den Dienstboten. Aber im Grunde war ihm die Reise vor allem deswegen unangenehm, weil sich das Hauptquartier des Terranischen Imperiums in Thendara befand. Ihm war es nur recht gewesen, daß die Terraner ihn für tot halten mußten. Verwandte, die um ihn trauern würden, hatte er nicht, und es gab nichts, was ihn in seine eigene Welt zurückzog. Und jetzt fand er sich unerwartet von neuem in einem Konflikt. Sein Verstand sagte ihm, daß die Terraner keinen Anspruch auf ihn hatten, daß sie nicht einmal erfahren würden, er hielte sich in der Altstadt von Thendara auf, und daß sie ihn ganz gewiß nicht verfolgten. Trotzdem war ihm nicht wohl zu Mute. Und auch er fragte sich, wo Dezi gewesen sein mochte, als Domenic starb, und verbrannte den Gedanken als unwürdig.
    Damon hatte ihm gesagt, Thendara sei von einem einzelnen Mann auf einem schnellen Pferd bei gutem Wetter in wenig mehr als einem Tagesritt zu erreichen. Aber für eine große Gesellschaft mit Dienstboten, Gepäck, einer schwangeren Frau und einem ältlichen Krüppel, der in einer Sänfte getragen werden mußte, mochte die Reise vier- oder fünfmal so lange dauern. Ein Großteil der Arbeit, Pferde und Gepäck für die Reise fertig zu machen, fiel Andrew zu, und als die Gesellschaft endlich die großen Tore von Armida hinter sich ließ, fühlte er sich müde, aber zufrieden. Dom Estebans Sänfte hing zwischen zwei Pferden. Eine andere erwartete Ellemir, sobald ihr das Reiten zu viel wurde. Aber im Augenblick ritt sie an Damons Seite, eingehüllt in einen grünen Reitmantel, die Augen geschwollen vom Weinen. Andrew dachte daran, wie Domenic bei der Hochzeit Ellemir aufgezogen hatte, und fühlte sich tief traurig. Er hatte so wenig Zeit gehabt, diesen fröhlichen Bruder, der ihn sofort akzeptiert hatte, kennenzulernen.
    Ihnen folgte ein langer Zug von Packtieren. Diener ritten auf den gehörnten Tieren, die auf den Bergpfaden einen sichereren Tritt hatten als die meisten Pferde. Den Schluß bildete ein halbes Dutzend Leibwächter, die sie gegen die Gefahren einer Reise durch die Berge beschützen sollten. Callista sah in ihrem schwarzen Umhang groß, bleich und wie aus einer anderen Welt aus. Wenn Andrew in ihr vergrämtes Gesicht unter der dunklen Kapuze blickte, konnte er sich das lachende Mädchen in den goldenen Blumen kaum noch vorstellen. War das erst gestern gewesen?
    Und doch, unter der feierlichen Trauerkleidung und dem blassen Gesicht war sie immer noch die lachende Frau, die seine Küsse mit so unerwarteter Leidenschaft empfangen und erwidert hatte. Eines Tages – bald, bald, gelobte er sich! – würde er sie befreien und sie immer bei sich haben. Er blickte auf ihren gebeugten Kopf, und sie sah mit blassem Lächeln zu ihm auf.
    Die Reise dauerte vier kalte und mühselige Tage lang. Am zweiten Tag entschied sich Ellemir für ihre Sänfte und setzte sich nicht mehr in den Sattel, bis sie kurz vor den Stadttoren angelangt waren. In dem engen Paß, von dem man die Stadt überblickte, bestand sie darauf, die Sänfte zu verlassen und wieder zu reiten.
    »In der Sänfte werden ich und das Kind schlimmer durchgeschüttelt als von Shirinas Gang«, behauptete sie, »und ich will nicht nach Thendara hineingetragen werden, als sei ich eine verwöhnte Königin oder ein Krüppel. Ich will sie wissen lassen, daß mein Kind kein Schwächling ist!« Ferrika, an die man sich um Entscheidung wandte, sagte, wichtiger als alles andere sei, daß Ellemir es bequem habe, und wenn es ihr angenehmer sei zu reiten, so solle sie.
    Andrew hatte die Comyn -Burg früher nur von der Terranischen Zone aus in großer Entfernung gesehen. Sie erhob sich hoch über der Stadt, gewaltig und alt, und Callista erzählte ihm, sie habe schon vor dem Zeitalter des Chaos hier gestanden und sei nicht von Menschenhand erbaut. Die Steine waren durch Matrix-Kreise aus den Türmen, die in Zusammenarbeit die Energien umwandelten, an die richtigen Stellen gehoben worden.
    Innen war die Burg ein Labyrinth mit ungeheuer langen Gängen, und die Zimmer, die man ihnen anwies –

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