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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit mir in die Kapelle kommen und nachsehen, was für Domenic geschehen ist? Wenn alles ist, wie es sich gehört, können wir unserm Vater das ersparen, und Ellemir auch. Ferrika hat sie zu Bett gebracht. Sie kannte Domenic am besten … es ist nicht notwendig, ihr noch mehr Schmerz zu bereiten.«
    Die Kapelle lag im tiefsten Teil der Comyn -Burg. Sie war aus dem lebenden Stein des Bergs gehauen, auf dem das Bauwerk stand, und hatte die erdige Kühle einer unterirdischen Höhle. Domenic lag in der widerhallenden Stille auf einer Bahre vor einer Statue, die Andrew als die Gesegnete Cassilda, die Mutter der Domänen, erkannte. Andrew meinte, in dem gemeißelten Steingesicht eine schwache Ähnlichkeit mit Callistas Zügen zu entdecken und ebenso mit dem kalten und leblosen Gesicht des toten jungen Mannes.
    Damon ließ den Kopf sinken und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Callista beugte sich nieder und küßte die kalte Stirn. Sie murmelte etwas, das Andrew nicht verstand. Eine dunkle Gestalt kniete zusammengesunken neben der Bahre. Plötzlich bewegte sie sich und stand auf. Es war ein untersetzter, kräftig gebauter junger Mann, zerzaust und übernächtigt, die Augenlider rot vom langen Weinen. Andrew wußte, wer er war, noch bevor Callista ihm die Hände reichte.
    »Cathal, lieber Cousin.«
    Er starrte sie für einen Augenblick in Mitleid erregender Weise an, bevor er seine Stimme wieder fand. »Lady Ellemir, meine Herren …«
    »Ich bin nicht Ellemir, sondern Callista, Cousin«, berichtigte sie ihn freundlich. »Wir sind dir dankbar, daß du bis zu unserer Ankunft bei Domenic geblieben bist. Es ist richtig, daß jemand in seiner Nähe ist, der ihn liebte.«
    »Das Gefühl hatte ich auch, und doch kam ich mir schuldig vor. Ich, der ich sein Mörder bin …« Seine Stimme brach. Damon zog den zitternden Jungen in seine Arme.
    »Wir alle wissen, daß es ein unglücklicher Zufall war, Verwandter. Erzähle mir, wie es geschehen ist.«
    »Wir waren im Waffensaal und arbeiteten mit hölzernen Übungsschwertern, wie wir es jeden Tag taten. Er war ein besserer Schwertkämpfer als ich.« Cathals Gesicht verzerrte sich vor Jammer. Andrew bemerkte, daß auch er Comyn -Züge trug; die Anrede »Cousin« war keine bloße Höflichkeit.
    »Ich wußte nicht, daß ich ihn so heftig getroffen hatte, ehrlich, ich wußte es nicht. Ich dachte, er mache Spaß, er werde gleich aufspringen und lachen – das tat er so oft.« Sein Gesicht zuckte. Damon, der sich an tausend Streiche während Domenics Kadettenjahr erinnerte, drückte Cathal die Hand. »Ich weiß, mein Junge.« Hatte Cathal seit Domenics Tod noch keinen gefunden, der ihm ein tröstliches Wort sagte? »Sprich weiter.«
    »Ich schüttelte ihn.« Cathal war weiß vor Entsetzen. »Ich sagte: ›Steh auf, du dummer Esel, halt mich nicht zum Besten.‹ Und dann nahm ich seine Maske ab und sah, daß er bewußtlos war. Aber selbst dann dachte ich mir noch nicht viel dabei – irgendwer wird immer verletzt.«
    »Ich weiß, Cathal. Ich bin in meinen Kadettenjahren ein halbes Dutzend Mal bewußtlos geschlagen worden. Und sieh hier, mein Mittelfinger ist immer noch krumm, wo Coryn ihn mit einem Übungsschwert brach. Aber was hast du dann getan?«
    »Ich lief und holte Meister Nicol, den Lazarettoffizier.«
    »Du hast ihn allein gelassen?«
    »Nein, sein Bruder war bei ihm«, berichtete Cathal. »Dezi wusch ihm das Gesicht mit kaltem Wasser und versuchte, ihn wieder zu sich zu bringen. Aber als ich mit Meister Nicol zurückkam, war er tot.«
    »Bist du sicher, daß er am Leben war, als du ihn verließest, Cathal?«
    »Ja«, antwortete Cathal überzeugt. »Ich hörte ihn atmen und fühlte sein Herz schlagen.«
    Damon schüttelte seufzend den Kopf. »Hast du auf seine Pupillen geachtet? Waren sie erweitert? Verengt? Reagierte er in irgendeiner Art auf Licht?«
    »Das … das habe ich nicht bemerkt, Lord Damon. Ich habe nicht daran gedacht.«
    Damon seufzte. »Das war auch kaum zu erwarten. Weißt du, lieber Junge, bei Kopfverletzungen gibt es oft unvorhergesehene Entwicklungen. In meinem Jahr als Lazarettoffizier wurde ein Gardist bei einer Straßenschlägerei mit dem Kopf gegen eine Mauer gestoßen, und als man ihn aufsammelte, schien es ihm ganz gut zu gehen. Doch beim Abendessen schlief er mit dem Kopf auf dem Tisch ein und wachte nie mehr auf, sondern starb im Schlaf.« Damon legte seine Hand auf Cathals Schulter. »Quäle dich nicht mehr, Cathal. Es gab nichts, was du hättest tun

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