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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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weiß, was du empfindest, Breda , aber es wäre nicht klug. Du hast schon damit begonnen, auf ihn zu reagieren, und nun versuchen zwei im Widerstreit stehende Reflexe, gleichzeitig in Aktion zu treten.« Er wandte sich Andrew zu und warnte ihn mit ernstem Nachdruck: »Du darfst sie nicht berühren, überhaupt nicht, bis die Kanäle wieder sauber sind!« Für Callista setzte er streng hinzu: »Das gilt für euch beide!«
    Ellemir, die im Bett neben Callista lag, deckte sich und ihre Schwester zu. Andrew bemerkte, daß die wirbelnden, leuchtenden Kanäle wieder zur Unsichtbarkeit verblaßt waren, und er fragte sich, wie es Damon gelungen war, sie sichtbar zu machen. Damon empfing den Gedanken und sagte: »Es ist kein Trick dabei. Ich werde dir einmal zeigen, wie es geht. Du hast genug Laran dafür. Warum legst du dich nicht in Callistas Bett und versuchst zu schlafen? Du siehst aus, als hättest du es nötig. Ich bleibe hier und überwache Callista, bis ich sicher bin, daß es nicht zu einer Krise kommt.«
    Andrew legte sich in Callistas Bett. Es hatte immer noch den zarten Duft ihres Haars und des leichten, blumigen Parfüms, das sie immer benutzte, an sich. Sein Elend hielt ihn noch lange wach. Er hatte Callista das angetan! Sie hatte die ganze Zeit Recht gehabt! Er konnte Damon im Sessel sitzen sehen. Schweigend wachte er über sie. Einen Augenblick lang schien er ihm kein körperliches Wesen zu sein, sondern ein Muster aus magnetischen Strömen, elektrischen Feldern, ein Netzwerk, ein Kreuz und Quer von Energien. Endlich fiel Andrew in unruhigen Schlummer.
     
    Andrew schlief wenig in dieser Nacht. Sein Kopf schmerzte unerträglich, und jeder einzelne Nerv in seinem Körper schien vor Spannung zu ächzen. Hin und wieder fuhr er auf, weil er Callista im Schlaf stöhnen oder aufschreien gehört hatte, und er konnte nichts dagegen tun, daß er sein Versagen auf albtraumhafte Weise immer von neuem durchlebte. Es wurde draußen schon hell, als er sah, daß Damon sich geräuschlos aus dem Sessel erhob und in sein eigenes Zimmer ging. Andrew glitt aus dem Bett und folgte ihm. In dem dämmrigen Licht wirkte Damon erschöpft und vergrämt. »Konntest du auch nicht schlafen, Verwandter?«
    »Eine Weile habe ich geschlafen.« Andrew fand, Damon sehe schrecklich aus. Damon empfing den Gedanken und grinste schief. »Gestern den ganzen Tag geritten, und dann der Aufruhr in der Nacht … Aber ich bin ziemlich sicher, daß es bei ihr diesmal nicht zu einer Krise oder zu Krämpfen kommen wird, deshalb kann ich auch noch ein Auge zutun.« Er wandte sich seiner Hälfte der Suite zu. »Wie geht es dir?«
    »Mich hält der Urgroßvater aller scheußlichen Kopfschmerzen in seinen Klauen.«
    »Und dazu kommen ein paar andere Wehwehchen, könnte ich mir vorstellen«, ergänzte Damon. »Trotzdem hast du noch Glück gehabt.«
    Glück! Andrew vernahm es ungläubig, aber der Freund gab ihm keine Erklärung. Damon trat ans Fenster, riß es weit auf, stellte sich in den eisigen Luftzug und blickte in das Schneegestöber hinaus. »Verdammt. Sieht ganz so aus, als bekämen wir einen Blizzard. Das Schlimmste, was überhaupt passieren kann. Besonders jetzt, wo Callista …«
    »Warum?«
    »Mann, wenn es in den Kilghardbergen schneit, dann schneit es! Wir können dreißig oder vierzig Tage lang eingeschneit und von der Welt abgeschnitten sein. Ich hatte gehofft, ich könnte aus dem Neskaya-Turm Kirian holen lassen für den Fall, daß ich Callistas Kanäle reinigen muß. Aber niemand kann bei diesem Wetter reisen; ich könnte es nicht verlangen.« Erschöpft stützte er sich auf das Fenstersims. Der eisige Wind ließ sein Haar flattern. »Schlaf da nicht ein, verdammt!« rief Andrew aus, »du wirst Lungenentzündung bekommen.« Er schloß das Fenster. »Leg dich hin, Damon. Ich kann nach Callista sehen. Sie ist meine Frau und meine Verantwortung.«
    Damon seufzte. »Und ich bin nach Dom Esteban, der invalide ist, Callistas nächster Verwandter. Und ich habe euch beide unter der Matrix in Rapport gebracht. Das macht sie zu meiner Verantwortung, kraft des Eides, den ich geleistet habe.« Er taumelte. Andrew faßte ihn bei den Schultern und stützte ihn. Damon murmelte undeutlich: »Aber ich muß versuchen zu schlafen, oder ich werde nicht im Stande sein, ihr zu helfen, wenn sie mich braucht.«
    Andrew führte ihn zu dem zerwühlten Bett hin. Damon fing einen bruchstückhaften Gedanken Andrews auf, Gewissensbisse darüber, daß er eine Zeit lang Voyeur

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