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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bei Damon und Ellemir gewesen war. Damon wunderte sich vage darüber, warum das Andrew beunruhigte; er war jedoch zu müde, weiter darüber nachzudenken. Er kroch ins Bett. Für einen Augenblick zwang er sich zu geistiger Klarheit. »Bleib in der Nähe der Frauen. Laß Callista schlafen, aber wenn sie aufwacht und Schmerzen hat, ruf mich.« Er rollte sich auf den Rücken und versuchte, das vor seinen Augen verschwimmende Gesicht des Terraners deutlich zu erkennen. »Berühre Callista nicht … verdammt wichtig … nicht einmal, wenn sie dich darum bittet. Es könnte gefährlich sein …«
    »Ich werde das Risiko eingehen, Damon.«
    »Gefährlich für sie«, betonte Damon und dachte: Verdammt noch mal, wenn ich mich auf ihn nicht verlassen kann, muß ich zurückgehen … Andrew nahm den Gedanken wahr. »In Ordnung, ich verspreche es. Aber ich möchte, daß du es mir erklärst, sobald du kannst.« Damon seufzte müde. »Tue ich«, und damit sank er in Schlaf. Andrew stand neben ihm und sah, wie die erschöpften Züge sich glätteten. Er deckte seinen Freund sorgfältig zu und ging. Damons Leibdiener wies er an, ihn schlafen zu lassen. Dann fiel ihm ein, daß es peinlich werden könnte, wenn jemand käme, nach Ellemir zu sehen, die doch schon immer frühmorgens auf war. Deshalb sagte er dem Mann, er möge den Haushofmeister benachrichtigen, sie seien alle lange aufgeblieben, und es solle sie niemand stören.
    Er ging zurück in sein Zimmer und legte sich auf Callistas Bett. Nach einer Weile schlief er wieder ein. Plötzlich wachte er auf und stellte fest, daß er stundenlang geschlafen haben mußte. Es war Tag geworden, aber immer noch dunkel. Von den Fenstern wirbelten dichte Schneeflocken. Callista und Ellemir lagen Seite an Seite in seinem Bett. Doch nun setzte sich Ellemir hoch, kletterte vorsichtig über Callista hinweg und kam auf Zehenspitzen zu ihm.
    »Wo ist Damon?«
    »Er schläft, wie ich hoffe.«
    »Hat noch niemand nach mir gefragt?« Andrew berichtete, was er angeordnet hatte, und sie dankte ihm. »Ich muß mich anziehen. Ich werde Callistas Bad benutzen, wenn du nichts dagegen hast. Damon möchte ich nicht stören. Etwas zum Anziehen muß ich mir auch ausleihen.« Sich wie ein Schatten bewegend, nahm sie Sachen aus Callistas Schrank. Andrew wußte nicht recht, ob er ihr übel nehmen sollte, daß sie lieber Callista als Damon störte, aber offenbar zerriß die vertraute Anwesenheit ihrer Zwillingsschwester Callistas tiefen Schlaf nicht.
    Ohne sein Wollen erinnerte sich Andrew daran, wie Ellemir in der vergangenen Nacht an Callistas Bett gestanden hatte, sich ihrer Nacktheit nicht bewußt. Er vermutete, daß für einen Telepathen, der daran gewöhnt war, seine Gedanken bloßzulegen, körperliche Nacktheit nicht viel bedeutete. Er jedoch mußte an den Augenblick denken, als ihm schien, er halte Ellemir in seinen Armen, warm, willig und sein Begehren teilend, wie Callista es nicht tun konnte … Verlegen wandte er sich ab. Sengende Hitze überflutete sein Gesicht, und der Schmerz in seinem Körper erinnerte ihn nur zu deutlich an das Fiasko der Nacht. Ob Ellemir wußte, daß er an ihrem Liebesspiel mit Damon teilgenommen, ob sie seine Anwesenheit ebenfalls gespürt hatte?
    Ellemir betrachtete ihn mit nervösem Lächeln. Dann biß sie sich auf die Lippe und ging ins Bad, und ein Arm voll von blauem und weißem Leinen schleppte hinter ihr her.
    Andrew kämpfte um eine ruhige Haltung. Er blickte auf seine schlafende Frau nieder. Sie sah blaß und müde aus mit dunklen Ringen wie Wundmalen unter den geschlossenen Augen. Sie lag auf der Seite. Ein Arm bedeckte einen Teil ihres Gesichts, und Andrew erinnerte sich mit aufbrandendem Schmerz, daß er sie im trüben Licht der Überwelt so hatte liegen sehen. Als ihr Körper in den dunklen Höhlen von Corresanti gefangen lag, war sie im Geist, im Schlaf zu ihm gekommen, verletzt, blutend, erschöpft, verängstigt. Und er konnte nichts für sie tun. Seine Hilflosigkeit hatte ihn damals wahnsinnig gemacht. Jetzt empfand er angesichts ihrer einsamen Qual wieder ebenso.
    Langsam öffnete sie die Augen.
    »Andrew?«
    »Ich bin bei dir, mein Liebes.« Wie ein Schatten glitt Schmerz über ihr Gesicht. »Wie fühlst du dich, Liebling?«
    »Schrecklich.« Sie verzog das Gesicht. »Als sei ich in eine Stampede wilder Oudrakhi geraten.« Wer außer Callista, fragte er sich, konnte in diesem Augenblick scherzen? »Wo ist Damon?«
    »Er schläft, Liebes. Und Ellemir will baden und

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