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Der verflixte Bahnhofsbau

Der verflixte Bahnhofsbau

Titel: Der verflixte Bahnhofsbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Ziegelsteine erinnert werden, die in ihrer verschiedenen Größe noch immer auf dem Tisch stehen, müssen eine Weile nachsinnen. Dann stimmen sie über Henner Blaus Schuld oder Unschuld ab.
    Und jetzt sind alle überzeugt, daß der Räuber aus dem Brakenbusch seine Steine nicht gestohlen, sondern tatsächlich vom Spukhaus abgebrochen hat.
    Damit haben die Frauen ihre gestohlenen Sachen natürlich nicht wieder zurück. Und darum ordnet der Bürgermeister, der endlich einmal einen guten Gedanken hat, an, daß morgen früh alle Häuser der Stadt durchsucht werden sollen, auch das vom Pastor, sogar der Schafstall von Jochen Krumm. „Es wäre doch gelacht, wenn wir das Diebesgut nicht wiederbekämen“, sagt er. Und zu den Frauen gewandt: „Sprecht mit niemanden darüber!“ Dann schickt er sie nach Hause. Die Frauen können natürlich nicht schweigen.
    Zwei Stunden später weiß die ganze Stadt von der Haussuchung. Genau das hat der Bürgermeister erreichen wollen. Noch in derselben Nacht bekommt Frau Brating die zwei Schinken und die sieben Mettwürste zurück, Frau Treberlan findet das gesamte Geld in ihrer Kassette wieder, und auch bei den andern Frauen treffen die gestohlenen Gegenstände nacheinander wieder ein.
    Und so entdeckt Tatta Knobel am nächsten Morgen bei der Haussuchung nichts, gar nichts. Die Diebe haben alles heimlich zurückgebracht, damit man es nicht in ihrem Hause fände. Nur der Butterkuchen aus der Bäckerei bleibt verschwunden. Damit ist Henner Blaus Unschuld endgültig bewiesen. Das muß selbst Tatta Knobel zugeben.
     

DAS ELFTE KAPITEL
     

Wie froh und glücklich ist die Stadt,
    obwohl sie keinen Bahnhof hat .
     
    Zwei Wochen vergehen. Es ist Abend. Die Leute sind in den Häusern, und die klugen Männer haben wieder eine Sitzung. Da stapft ein Mann in einem rot=blau=gelb=grüngestreiften Hemd, einer zerrissenen Hose und einem Pflaster auf dem linken Auge auf den Marktbrunnen zu und singt ein freches Räuberlied. Aber es ist nicht Henner Blau, sondern Jochen Krumm in dessen Räuberkleidung. Er tut das, was die klugen Männer auf ihrer letzten Sitzung beschlossen. Er vertritt den Räuber, damit die Leute wieder ihre Haustüren abschließen. Und er macht seine Sache gut. Überall rasseln Schlüssel im Schloß. Aus dem Großen T kommt auch schon Tatta Knobel. Am Marktbrunnen stößt er auf Jochen. Er zieht seinen krummen Säbel aus der Scheide und beginnt den Kampf:
     
Der dümmste Kerl vom Brakenwald
ist nicht nur dumm, der ist auch alt
und kann nur kaum noch laufen.
Bald wird er sich, das seh ich schon,
von seinem kargen Räuberlohn
ein Kinderdreirad kaufen.
     
    Jochen Krumm läßt nicht lange auf sich warten. Kaum ist der Polizist fertig, stimmt er sein Gegenlied an:
 
Ein Großmaul wohnt in diesem Ort,
ihr Hasenkrüger, jagt es fort,
es hat hier nichts zu suchen.
Und auch sein Hund, das wißt ihr doch,
kriecht heimlich nachts durch jedes Loch
und stiehlt den Butterkuchen.

    Die klugen Männer hören genau zu. Als die Kampfhähne den Marktplatz verlassen, klatschen sie vor Begeisterung in die Hände und lassen Frau Nasenblum hochleben, denn natürlich war es ihr Gedanke, Henner Blau durch Jochen Krumm vertreten zu lassen. Sie freuen sich und trinken und schwanken erst nach Mitternacht in ihre Häuser.
    Tags drauf läuft Tattas Hund mit Konservendosen am Schwanz und einem Schild um den Hals herum. Darauf steht in verkleckster Schrift: „Ich bin der dümmste Hund der Welt!“
    Die Hasenkrüger lachen, denn das ist auch ihre Meinung. Auch der kleine Fidi lacht, aber nicht lange. Denn als Lehrer Lubesam das Schild liest, entfernt er es und auch die Dosen. Dann nimmt er den kleinen Fidi beim Ohr, dessen Schrift er sofort erkennt. Er hält ihm eine Standpauke. Zufällig kommt der Bürgermeister des Wegs. Er liest das Schild und stellt fest, daß die Schrift von demselben Schreiber ist, der geschrieben hatte „Bahnhofstraße ohne Bahnhof, hahaha!“
    Der Bürgermeister will dem kleinen Fidi auf der Stelle ein paar Backpfeifen schenken, aber das verhindert der Lehrer. Dann will er den Skandal vor den Gemeinderat bringen, aber das verhindert seine eigene Klugheit. Er will sich doch nicht so blamieren! Darum zieht er es vor, über den Briefschreiber zu schweigen. Und darum entwischt der kleine Fidi mal wieder mit einem blauen Auge.

     
    Fünf Tage später ist eine Sondersitzung. Der Feuerwehrhauptmann habe den klugen Männern eine wichtige Sache mitzuteilen, heißt es. Alle haben ihre Plätze

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