Der verflixte Bahnhofsbau
Räuber ihnen etwas befohlen, sondern ihr Bürger^ meister oder Tatta Knobel. Sie weichen zurück und machen große Augen.
„Eisensäge!“ ruft Henner. „Schnell!“ Wie der Wind läuft der kleine Fidi über die Straße und in das Haus seiner Eltern, und wie der Wind kehrt er zurück, eine Eisensäge in der rechten Hand.
„Hier!“ sagt er ganz außer Atem und streckt dem Räuber das Werkzeug entgegen. Der nimmt es und durchsägt die Achse, auf der sich die Rolle drehen soll, an beiden Seiten. Dann nimmt er mit starker Hand die Rolle herunter und stellt sie auf den Boden.
„Schlauch abrollen!“ befiehlt er dann.
Herr Knausi und Herr Lubesam nehmen die Trommel auf und hasten los. Nur gut, daß der Weg zur Brake nicht weit ist. Schon stecken sie den Schlauch ins Wasser.
Jetzt versucht der Feuerwehrhauptmann das andere Ende an die Pumpe zu schrauben. Aber die beiden Gewinde sind so verrostet, daß ihm das trotz aller Anstrengung nicht gelingt. Auch mit dem großen
Schraubenschlüssel ist da nichts zu machen. Henner Blau schaut ihm zu, aber nicht lange.
„Festhalten den Schlauch!“ sagt er, nimmt die Eisensäge und durchschneidet den Schlauch hinter dem Gewindestück. Dann schiebt er ihn auf den Stutzen an der Pumpe. Aus seiner Hose angelt er ein Stück Draht, das er geschickt um den Schlauch windet und ihn so recht dauerhaft befestigt. Das ist geschafft!
Die Leute staunen über Henner Blaus Geschicklichkeit. Der Feuerwehrhauptmann bemüht sich mittlerweile, den Motor in Gang zu setzen. Aber o weh, im Tank ist nicht ein Tropfen Benzin! Alles ist ausgelaufen, denn der Tank hat am Boden ein Loch. Der Rost hat es hineingefressen. Es ist so groß, daß man die Hand durchstecken kann. Verzweifelt befiehlt der arme Hauptmann Herrn Knausi und Herrn Lubesam, die Handpumpe zu holen.
Immer höher schlagen die Flammen aus dem Dach. Der Speicher ist schon fast aus gebrannt. Auch die hölzerne Treppe, die vom Erdgeschoß nach oben führt, brennt bereits. Wie soll man jetzt noch die armen Kinder erreichen?
Nun sind sie aufgewacht. Sie husten und schreien.
„Mutti“, rufen sie, „Mutti, warum ist es so neblig im Zimmer?“
Auf alle Fälle leben sie noch, und das ist fürs erste die Hauptsache.
An der Brake arbeiten die Männer mit der Handpumpe.
Der Feuerwehrhauptmann hat schon dreimal befohlen: „Wasser, marsch!“ Aber das Wasser marschiert nicht. Das heißt, es läuft schon, aber da der Schlauch überall große Löcher hat, aus denen es hinausspritzt, erreicht es nicht das Ende, das der bedauernswerte Hauptmann wütend auf das Feuer gerichtet hat. Für Kinder und Haus scheint es keine Rettung mehr zu geben.
Jetzt haben die Kinder gemerkt, daß das Haus brennt. Das Mädchen erscheint im Nachthemd am Fenster und starrt ängstlich auf die gaffenden Leute.
„Mutti“, ruft es weinend, „hol uns herunter, das Haus brennt!“
Frau Knöter hört das nicht, denn sie bemüht sich in der Gaststube des dicken Fidi um ihren Mann.
Alle schauen zu, und keiner weiß einen Rat. Selbst der Pastor, der doch viele Jahre studiert hat und was von Pulver und Raketen versteht, ringt die Hände und starrt in das prasselnde Feuer.
Da, in der höchsten Not, ertönt wieder die tiefe und rauhe Stimme Henner Blaus.
„Geht zur Seite!“ brüllt er die Gaffer an.
Er hat einen roten Gartenschlauch in der Hand und zieht ihn vom „Dicken Fidi“ her über die Straße. Vor Knöters Haus drückt er das Schlauchende dem erstaunten Feuerwehrhauptmann in die Hand und läuft in die Wirtschaft zurück. Dort dreht er den Leitungshahn auf.
Schon schießt das Wasser im Bogen aus dem Schlauch. Der Hauptmann richtet es auf das Dach. Im Nu steigen Dampfwolken auf. Das Wasser verdunstet in der großen Hitze sofort. Ein so kleiner Wasserstrahl ist zu wenig für die gewaltige Glut. Da ist Henner Blau wieder zurück. Er blinzelt mit seinem gesunden Auge in das Feuer und erkennt, daß das bißchen Wasser nicht genügt.
„Los, Leute“, ruft er, „steht nicht und gafft, holt eure Gartenschläuche und helft mit!“
Nun kommt Bewegung in die Menge. Frauen und Männer laufen los und holen ihre Schläuche. Die meisten liegen noch im Garten ausgerollt, denn die letzten Tage waren heiß. Schon spritzt Wasser aus sieben Schläuchen auf den Brand, aus zwölf nun, aus zwanzig. Ein
Segen, daß Hasenkrug so klein und die Schläuche so lang sind! Jetzt wird man das Feuer besiegen können, hoffen alle. Aber werden die Kinder nicht bis dahin lebendig
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