Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
gesehen und war damit gar nicht auf die Idee gekommen, dass es ein Weibchen sein könnte. Schmunzelnd kraulte er den pelzigen Nacken seiner neuen Gefährtin. „ Noch eine Frau in meinem Leben. Als ob ich nicht schon genug Schwierigkeiten habe. “
Neue Schreie vom Ausgang schreckten Herm aus seinen Gedanken auf, schlagartig wurde ihm wieder bewusst, wo er war. „Bleib bei deinem Bruder, Ise. Ich sehe draußen nach.“ Mit einer schnellen Bewegung sprang er auf den Rücken seiner neuen Gefährtin und ließ sich mit waghalsiger Geschwindigkeit von ihr zum Höhlenausgang tragen. Die Höhle war groß genug, so dass Herm mit seiner neuen Begleiterin durchpasste, wenn auch der Abstand der Wände zu seinem Körper für seinen Geschmack zu gering war. Dann sprang sie mit einem langen Satz durch die Öffnung auf ein Plateau am Fuße des Berges und gab einen ohrenbetäubenden Kampfschrei von sich.
Wie gelähmt starrte Herm auf das Bild, das sich ihm auf dem Plateau bot. Er hatte erwartet, dass Marla und eventuell einige andere Runenleser auf ihn und die anderen Anwärter warten würde, vermutlich verwickelt in einen Kampf mit einigen Dunkelgeistern. Doch der Anblick, der sich ihm bot, entsprach so gar nicht dem Erwarteten. Wenigstens ein Dutzend Runenleser standen im Halbkreis verteilt um den Höhleneingang und schleuderten Feuer und Blitze in die Dunkelheit. Vor den Runenlesern hatten valkallische Krieger Position bezogen und schützten sie vor denjenigen Monstern, die den magischen Wall aus Feuer und Tod durchbrachen. Herm erkannte sofort Tyr und Teschokk, doch gemessen an den Bannern, die an den langen Speeren der Krieger wehten, waren noch mehr Klanlords anwesend. Und sie alle, Runenleser gleichermaßen wieKlanlords, erstarrten beim seinem Anblick, während er auf dem gigantischen Reißer sitzend aus der Höhle gesprungen kam. Für einen Moment schien die Welt still zu stehen, selbst die Dunkelgeister, deren rot leuchtende Augen man zu Dutzenden in der Nacht sehen konnte, hielten inne und erstarrten. „Es ist die Prophezeiung, Marla hatte recht.“ Teschokks Worte waren laut, aber ruhig gesprochen und zu Herms Verwunderung nickten viele der stolzen Klanlords und schienen ihn mit einem Ausdruck von Respekt zu betrachten. Gerade, als Herm überlegte was er als nächstes tun sollte, wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Die Dunkelgeister gaben ihr Zögern auf und griffen wieder an, mit unnatürlichen Schreien stürzte sich eine Welle von entstellten Wölfen, Bären und Hunden auf die Verteidiger des Plateaus.
Sofort nahmen die Krieger wieder ihre Positionen vor den Runenlesern ein, die umgehend eine Flut aus Feuer und anderen Elementen der Natur auf die Angreifer entfesselten. Ein schneller Blick zeigte Herm, dass Marla und ihre Begleiter die Situation im Griff hatten, die Verteidigungslinie hielt stand. Langsam bewegte er seine Begleiterin in Richtung Marlas, die scheinbar ohne große Anstrengung Lava in einem weiten Kegel vor sich auf die Monster nieder regnen ließ. Dann ließ ihn ein plötzliches unwohles Gefühl in seinem Magen stoppen, das Gefühl einer näher kommenden Gefahr fuhr ihm kalt durch sein Rückenmark. Ein leises Knurren seines Reittiers zeigte ihm schnell, das er nicht der Einzige war, der es spüren konnte, doch es war sein kleiner Begleiter, der noch immer auf Herms Schulter saß, der rechtzeitig die Warnung gab. Das Bild einer Bergspinne erschien in demselben Moment in seinen Gedanken, in dem er den Warnruf ausstieß.
Nur Sekundenbruchteile später bebte die Erde, als der braune Gigant aus der Dunkelheit sprang und krachend hinter den Runenlesern auf dem Plateau landete.Eiskalte Angst lief augenblicklich durch Herms Rückenmark, als der Riese aus der Dunkelheit aufgetaucht war. Eine Bergspinne konnte bis zu zehn Meter Spannweite der Beine haben, das Monster vor ihm aber war durch den dunklen Fluch des Dunkelgeistes zu etwas noch größerem und gewaltigerem geworden. Sein Körper allein maß zwei Meter im Durchmesser und seine acht Beine hoben es wenigstens vier Meter über den Boden. Bergspinnen waren äußerst selten und vielerorts schob man ihre Existenz in das Reich der Legenden. Wie sollte man auch an Spinnen glauben, die gigantische Netze zwischen den Wipfeln der Berge sponnen und dort Drachen und Riesenadler fingen?
Für einen Moment erstarrten die Verteidiger des Plateaus und sahen wie gelähmt auf den neuen Angreifer, der aus seinen acht glühend roten Augen pure Bösartigkeit zu
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