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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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und jetzt auch zu seiner Linken blieb Pemberton kaum Platz, um sich zu verstecken. Er presste sich mit dem Rücken an die Säule, wagte nicht, sich zu rühren.
    An der rückwärtigen Wand gegenüber bewegte sich ein Schatten in der Türöffnung. Pemberton stockte kurz der Atem, dann entspannte er sich wieder. Ein winziges Kätzchen war durch die Tür spaziert, stand jetzt im Sonnenschein und starrte ihn mit großen Augen an.
    «Hau ab», raunte Pemberton lautlos und warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass der Deutsche auf dem Dach ihn nicht sehen konnte. Was, wenn das Tier mit seinen Bewegungen seine Aufmerksamkeit erregte?
    Das Kätzchen ließ sich auf den Hinterpfoten nieder, hob eine Pfote und fing an, sich zu putzen.
    «Husch.» Mit einem Seitenblick stellte Pemberton fest, dass der Soldat weiter auf dem Dach neben ihm stand und die Umgegend mit Argusaugen nach weiteren Partisanen absuchte. Wenn er jetzt herübersah, würde er Pemberton mit Sicherheit bemerken.
    Die Männer im Hof riefen ungeduldig nach ihrem Kameraden. Der Feldwebel rang mit dem Tod, und sie wollten ihm dringend Hilfe verschaffen. Mit einem letzten Blick ins Tal wandte sich der Soldat auf dem Dach ab. Pemberton ließ dankbar die Schultern hinabsacken und drückte erleichtert seinen Tornister an sich.
    Das Kätzchen aber hatte seine Wäsche jetzt beendet und stand stocksteif da, ein wenig auf den zarten Beinchen schwankend. Eine Krähe war herbeigeflogen und auf dem von Kugeln durchsiebten Leichnam gelandet, ungeachtet des nur wenige Meter weiter weg stehenden Deutschen – und ohne das junge Raubtier zu bemerken, das im Schatten lauerte. Ein Zittern durchlief den Schwanz des Kätzchens. Dann sprang es mit einem Satz nach vorn.
    Danach ging alles so schnell, dass Pemberton den Überblick verlor. Der Mann auf dem Dach schnellte herum und feuerte wahllos in den offenen Raum. Seine Kameraden unten im Hof konnten noch weniger sehen, schlugen aber alle Vorsicht in den Wind und feuerten aus allen Rohren, worauf die Luft unvermittelt von einem Hagel aus Blei, Beton, Stein und Gips erfüllt war. Irgendetwas verfehlte nur knapp Pembertons Auge, ritzte ihm die Wange auf, doch das nahm er kaum wahr. Er sprang auf und hechtete, den Tornister fest an sich gedrückt, durch die Türöffnung gegenüber. Was aus der Katze wurde, bekam er nicht mehr mit.

    Der Palast von Knossos war nicht mehr das Labyrinth, als das er in die Legende einging, doch man konnte sich immer noch in ihm verirren. Pemberton kannte den Grundriss der Anlage besser als jeder andere Zeitgenosse. Er hechtete durch die Tür, das ihm folgende Geschrei nur noch ganz am Rande wahrnehmend, und ließ sich über die Balkonbrüstung in die offene Ruine darunter fallen. Eine schmale Öffnung führte in eine unterirdische Kammer, unterhalb des Raums, aus dem er kam, und dann wieder hinaus ins Sonnenlicht. Hier öffnete sich eine Folge langer Gänge zu seiner Linken, aber er nutzte sie nicht, sondern bog nach rechts ab. Aus Sorge um die Fundamente der Ruinen oberhalb hatten sie hier nur wenig gegraben, dafür aber eine Reihe Versuchstunnel unter den großen Innenhof getrieben. Einer davon führte hinüber bis ganz an das entgegengesetzte Ende. Falls er es bis dahin schaffte, bestand die Möglichkeit, sich bis zum östlichen Tor durchzuschlagen und dort zwischen den Bäumen unten im Tal zu entwischen. Schritte trampelten über die Terrassen über ihm, und er drückte sich flach an die Stützmauer. Falls einer der Männer jetzt einen Blick über den Rand warf, wäre er nicht zu übersehen. Doch niemand kam. Dort war die Tunnelöffnung, ein schwarzes Loch in der Aufschüttung nur wenige Meter vor ihm. Er hastete hinüber und zwängte sich hinein. Der Tunnel war kaum breiter als Pemberton selbst; mehrfach stieß er sich die Schultern an den alten Holzbalken, welche die Decke abstützten. Durch die Ritzen rieselte trockene, pulvrige Erde auf ihn nieder, sammelte sich in seinen Hemdfalten und drang ihm unter den Kragen. Er konnte sich nicht umdrehen, um zu sehen, ob man ihm gefolgt war. Und so blieb ihm nichts übrig, als sich verbissen weiter voranzukämpfen, seine Tasche vor sich herschiebend, auf das kleine Viereck aus Licht zu, das am Ende des Tunnels zu erkennen war.
    Endlich erreichte er die Öffnung. In einem letzten Kraftakt schob er die Tasche voraus, sodass sie zu Boden plumpste, und schlängelte sich dann selbst hinaus. Er befand sich jetzt im Schacht des großen

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