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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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auch nur im Entferntesten ausgereicht hätte, allein die drängendsten Fragen zu beantworten. Finn bedauerte und vertröstete die Rohrsangs auf später. Was vor ihnen lag und nunmehr entschieden werden musste, war wichtiger als das, was schon geschehen war.
    Rorig erhob sich und begrüßte Herrn Circendil mit einer tiefen Verbeugung, die angesichts seines Nachthemdes etwas an Würde verlor. Er hielt eine kleine Ansprache, die er der verwunderlichen Ankunft des Menschen schuldig zu sein glaubte. Er hieß den Mönch aus Daven in seiner, Rorigs, Eigenschaft als Posthalter und damit einzigem vor Ort anwesendem Vertreter der Obrigkeit offiziell im Hüggelland willkommen. Es ist dies ein uns höchst feierlicher und bedeutsamer Moment! , schloss er ergriffen und meinte es auch so. Plötzlich gab es für Circendil reihum Hände zu schütteln. Wieder wurden etliche Fragen gestellt und mussten auf später verschoben werden.
    »Seid vor allem mein Gast, solange Ihr möchtet, Herr Circendil«, sagte der alte Rorig am Ende. »Ohne Euch hätte ich einen Sohn verloren, und dasselbe gilt wohl auch für Herrn Furgo drüben in Moorreet. Und nicht zu vergessen Gandh Blässner, den Holzfäller. Sapperlott! Den haben wir wirklich vergessen! Jemand muss hinüber und ihm und seiner Frau Bescheid sagen. Na, jedenfalls, nehmt hiermit meinen Dank, Herr Circendil. Ohne Euch gäbees nichts mehr zu feiern, und feiern wollen wir, mein Wort darauf!«
    Der Davenamönch neigte den Kopf (aber es wirkte auch so wie eine Verbeugung) und antwortete: »Eure Worte tun wohl, umso mehr, als sie aus dem Herzen kommen, und ich danke Euch dafür, Gevatter Rorig. Was indes Euren Vorschlag betrifft   – ohne Euch zu nahe treten zu wollen   – zum Feiern ist dies die falsche Zeit.«
    »Natürlich«, sagte Mellows Vater. Er klatschte die Hand vor die Stirn, als helfe ihm das auf die Sprünge. »Ihr seid sicher hundemüde. Wo habe ich nur meine Gedanken?« Er kratzte sich am Hinterkopf. »Allerdings haben wir kein Bett in Eurer Größe, und es wird sich schwerlich eins finden lassen, selbst wenn wir im ganzen Hüggelland suchten, fürchte ich. Na ja, die Scheune hat genug Stroh; wir werden Euch dort ein Lager richten und …«
    »Haltet ein!«, unterbrach ihn Circendil lächelnd. »Wir sind alle müde und bedürfen dringend des Schlafs, aber das ist nicht der Grund.«
    Er beugte sich nach vorn und sah Rorig aus ernsten Augen an. »Vielleicht habt Ihr«, sagte er eindringlich, »Herrn Finn vorhin nicht ganz richtig verstanden. Darum hört bitte meine Worte. Es ist wichtig, dass Ihr sie versteht! Und bedenkt sie wohl! Euer und unser aller Leben hängen davon ab! «
    Rorig, der sich schon halb erhoben hatte, sank betroffen auf die Bank zurück.
    »Mit unserer Rückkehr nach Rudenforst«, fuhr der Medhir fort, »ist es leider nicht getan. Nur zehn Meilen von hier lagern Feinde. Feinde, wohlgemerkt, die gezeigt haben, wie grausam sie sein können. Und die bewiesen haben, dass sie gewillt sind, den Tod zu bringen. Den Tod, versteht Ihr?
    Und sie sind nicht besiegt, auch wenn Ihr das vielleicht glaubt. Mellow hat es als Erster erkannt, und ich stimme ihm vollkommen zu: Dem ganzen Hüggelland droht Gefahr! Dieser Saisárasar und seine Gidrogs sind nach wie vor beim Acaeras, und so wahr ich hier sitze   – sie werden dort nicht bleiben, sondern herkommen! Offenbar gibt es viel mehr von ihnen, als wir zuerst dachten. Siebzehn weitere schlossen sich ihnen gestern Abend an, und es werden nicht die letzten gewesen sein. Morgen sind es vielleicht schon hundert oder mehr. Ich vermute, es gibt irgendwo ein geheimes Kriegslager, in dem sich die Feinde sammeln. Wo zuerst nur Späher waren, landen jetzt Krieger. Und wo Krieger landen, bringen sie Tod und Verderben. Rudenforst ist das zum Acaeras nächstgelegene Dorf, richtig? Hierher werden sie zuerst kommen! Versteht Ihr?«
    Circendil machte eine bedeutsame Pause, ehe er fortfuhr.
    »Und sie wissen jetzt, oder ahnen zumindest, dass es im Hüggelland keine Streitmacht gibt. Es gibt nichts, was ihnen Einhalt gebieten könnte. Auch wenn ihnen Euer Sohn das Märchen mit Revinore aufzubinden versucht hat. Ein kluger Gedanke, nur leider hat ihn Saisárasar unterlaufen. Übrigens, falls es dich interessiert, Mellow: Der König von Revinore heißt wirklich Telemril, und du bist ihm mit dem Namen Fargumon auf den Leim gegangen. Jener ist ein Gefolgsmann Telemrils, der Fürst von Buith Hathlén, der nie auf dem Thron von Caras Berene

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