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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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sprechen. Finn richtete, um das Eis zu brechen, beste Grüße von Guindas Schwester Fradha Zeisig und ihrem Mann Konkho aus, den Wirtsleuten aus Moorreet. Die waren ihm zwar nicht wirklich aufgetragen worden, fanden aber freudige Annahmeund lockerten die Haltung der Blässners sichtlich. Daraufhin wurde Finn von Rorig gebeten, die Erlebnisse ein weiteres Mal zu erzählen. Doch Dhela rettete Finn, indem sie alle Anwesenden zu einem raschen, aber umso willkommeneren Frühstück rief; nicht ohne dass dies ihr einen vorwurfsvollen Blick ihres Mannes eintrug.
    Sie waren kaum mit Essen und allem fertig geworden, als Rufe vor der Tür der Krummen Kiefer laut wurden. Die dritte Stunde war angebrochen. Sie erhoben sich von den zusammengestellten Tischen und traten hinaus vor die Gastwirtschaft, um zu den unter freiem Himmel versammelten Rudenforstern zu sprechen. Nur Circendil blieb im Haus zurück, wie er es vorher mit dem Wirt vereinbart hatte. Sein unverhoffter Anblick hätte die Rudenforster erschreckt, und Schrecken würde wahrlich mehr als genug auf sie alle einprasseln, ehe der Tag zur Neige ging.
    Die Mittelstraße quoll beinahe über vor lauter Vahits. Manche hatten ihre besseren Mittmonatskleider angelegt, wohl in der Erwartung eines bevorstehenden Festes oder zumindest eines anständigen Umtrunks. Schließlich hatte der Wirt zur Zusammenkunft geladen, warum auch immer. Nicht alle hatten die Worte der Rohrsangsöhne wirklich verstanden. Auch war ein Bierfass auf den Hof gerollt und vor dem Gasthaus aufgestellt worden, was Anlass für derlei Hoffnung gab.
    Allerdings waren seit dem ersten Morgenlicht auch Gerüchte im Umlauf.
    Das Getratsche und Mutmaßen setzte aber schlagartig aus und wich einer erwartungsvollen Stille, als Rorig auf das Fass kletterte, um besser gesehen zu werden. Er hielt jedoch weder Zapfhahn noch Schöpfkelle in Händen, was jene wurmte, die allein wegen ihres Durstes gekommen waren.
    Das Wetter, von allem unbeeindruckt, versprach schön zu bleiben. Ein blassblauer Himmel spannte sich über dem nördlichsten und zugleich östlichsten Dorf der Vahits. Weiße Wolken schoben sich gemächlich von Süden heran. Die Sonne stand drei Handbreit über dem Sturz. Das Hüggelland bereitete sich auf einen angenehmen Herbsttag vor, der warm werden würde und weniger windig als die Tage zuvor.
    Finn stand auf den Stufen zur Tür der Krummen Kiefer und schaute über die gespannte Menge hinweg nach Norden. Er musterte die Wipfel des nahen Waldes und fürchtete, jeden Moment schwarze Punkte darüber zu erspähen, die rasch größer wurden. Mellow stand neben ihm, und Finn erkannte, wie auch er den Himmel absuchte.
    »Danke, dass ihr alle gekommen seid«, begann Rorig und musste den Satz gleich mehrfach wiederholen, weil gleich beim ersten Wort wieder alle durcheinanderschwatzten, als hätte er schon alles Wesentliche gesagt. »Danke. Und Ruhe bitte. Ich versichere euch, ich habe euch nicht wegen einer Kleinigkeit gebeten, eure Arbeit ruhen zu lassen.«
    »Hört, hört!«, kam es aus der Menge, und jemand schlug Godo auf die Schulter.
    »Heute«, fuhr Rorig fort und tat so, als habe er nichts bemerkt, »heute ist ein denkwürdiger Tag, an den sich einmal spätere Vahitalter erinnern werden. Ich würde mich freuen, euch verkünden zu dürfen, dass es etwas Erfreuliches sei, von dem unsere Kindeskinder dereinst sprechen werden. Aber dem ist nicht so! « Er machte eine Pause und wartete, bis sich das plötzliche, aufgeregte Getuschel legte.
    »Heute«, sagte der Wirt und sprach unwillkürlich lauter, »heute in den frühen Morgenstunden ist mein Sohn Mellow von einer gefährlichen Fahrt heimgekehrt. Wie ihr alle seht, hat er es wohlbehalten überstanden, und das ist unser aller Glück! So kann er uns aus eigenem Munde berichten von dem, was er erlebt hat. Er war nicht allein. Finn Fokklin aus Moorreet war bei ihm, ein höchst ehrenwerter Vahit und sein Freund. Einige von euch kennen ihn vermutlich und werden wissen, dass man seinem Wort ebenso vertrauen kann wie allem Übrigen, das den ehrwürdigen Namen Fokklinhand trägt!«
    Gemurmel trat an die Stelle des gerade verstummten Getuschels,und mehrfach hörte Finn das Wort Fokklinhand aus der Menge heraus.
    »Herr Finn hat meinen Sohn auf seiner Fahrt begleitet und wird bezeugen, dass alles so war, wie sie es euch beide gleich berichten werden. Ich sage dies vorab«, erklärte er und legte eine weitere Pause ein, »weil ich weiß, wie ungeheuerlich ihr es finden

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