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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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saß. Und es gibt mir ferner zu denken, dass er den Namen überhaupt kennt. Woher, frage ich mich. Denn eines ist sicher: Menschen wie ihn gibt es in ganz Kolryn nicht. Ebenso wenig wie Gidrogs oder Criargs.
    Aber zurück zu Eurer Feier, Gevatter. Schon morgen mit dem ersten Sonnenstrahl kann Saisárasars Horde in Euer Dorf einfallen. Und wenn nicht morgen, dann einen oder zwei Tage später. Kommen werden sie. So oder so. Und sobald sie hier sind, wird Rudenforst brennen. Wir haben weder Zeit noch Muße zum Feiern, selbst wenn Ihr einen Grund dafür seht.«
    »Aber   … aber …«, stotterte Rorig fassungslos. »Was sollten wir denn tun?«
    »Was könnt ihr tun?«, fragte der Mann aus dem fernen Vindland. »Das ist die Frage, die mich seit gestern Abend beschäftigt. In jedem anderen Land würde ich sagen: Kämpfen! Aber hier bei euch? Ich wage an diesen Gedanken nicht einmal zu denken. Ihr bräuchtet Waffen, die ihr nicht habt. Und   – verzeiht, wenn ichdas sage   – vor allem bräuchtet ihr Vahatin, die damit umzugehen verstehen. Noch besser wären kampferprobte Vahatin. Wie ich die Sache sehe, mangelt es euch an allen dreien.«
    »Wir haben Mistgabeln«, warf Sahaso finster ein.
    »Und Sensen«, sagte Kampo im gleichen Tonfall.
    »Jaja, und Äxte und Sägen und meinetwegen auch Hämmer«, meinte Circendil abwinkend. »Aber mal im Ernst: Was wollt ihr damit anfangen, bitte sehr? Ebenso gut könnt ihr mit Messer und Gabel zu Felde ziehen. Und wo wir davon reden: Wie steht es mit dem Mut, bis auf Armeslänge an den Feind heranzugehen? Wer von euch ist bereit, eine Mistgabel oder eine Axt in einen Gidrog zu rammen? Dabei spritzt Blut nach allen Seiten! Und das auch nur, wenn sich die Criargreiter nicht wehren. Doch genau das werden sie. Ein Schwertstreich eines Gidrogs fegt fünf oder sechs Sensen beiseite, und zwar lange, bevor selbst der tapferste Vahit damit irgendetwas ernten kann. Nein, ihr könnt sie nicht aufhalten! Nicht hier in Rudenforst, jedenfalls. Vielleicht, wenn es euch gelänge, mehrere hundert Vahits zu einer Einheit zusammenzufassen, und ich Zeit hätte, euch den Umgang mit dem Bogen etwas nahezubringen, dann   – unter Umständen   – hättet ihr eine Aussicht auf Erfolg. Aber so?«
    »So müssen wir die Zeit nutzen, die uns bleibt«, sagte Mellow in das bedrückende Schweigen hinein. Ein Scheit im Kamin knackte, und für einen Schreckensmoment meinte Finn wieder die Glut des Wachtfeuers im Gesicht zu spüren, das ihn zu versengen drohte. »Wenn sie uns bleibt, was nicht sicher ist.«
    Er blickte hinüber zu Finn; der gähnte und es fielen ihm fast die Augen zu dabei. Sie beschlossen, die wenigen Stunden bis zum Morgen zu schlafen, jedenfalls die, die beim Acaeras Alamdil gewesen waren; und falls man sie schlafen ließe.
    Sahaso und Kampo versprachen, im Hof den Rest der Nacht zu wachen und auf jedes verdächtige Geräusch zu achten. Sie holten ihre Mäntel (und Mistgabeln) und gingen vor die Tür. Circendil ergriff sein Schwert und zog sich in die Scheune zurück, ohne dassirgendwer daran dachte, ihm ein Lager zu bereiten, wie Rorig es versprochen hatte. Irgendwie schafften es auch Finn und Mellow die Stiege hinauf.
    Sie schliefen schon, als sie die Betten in der Kammer nur sahen.
    Als der Hahn zwei Stunden später krähte, stand Rudenforst immer noch. Finn und Mellow überhörten sein Rufen und schliefen bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Als sie erwachten, blinzelten sie durch die Fensterläden in einen klaren und schönen Tag.
    Bis sie gähnend herunterkamen, summte das restliche Rudenforst längst vor Aufregung. Schon mit dem ersten Hahnenschrei waren Kampo und Sahaso von Broch zu Broch und von Haus zu Haus geeilt, mit einem gemeinsamen Auftrag ihres Vaters und Circendils im Gepäck: Alle Rudenforster sollten heute ihre Arbeit ruhen lassen und sich zur dritten Stunde vor der Gastwirtschaft einfinden; es gäbe schlimme Kunde, vor allem gäbe es Neuigkeiten über das, was in letzter Zeit im Walde umging. Mehr sollten sie nicht sagen, aber eindringlich jedem Familienoberhaupt einschärfen, mit seiner gesamten Familie an der Versammlung teilzunehmen.
    Sie ernteten etliche verwunderte (und nicht wenige verärgerte) Blicke und manches morgenmuffelige Brummen, aber Rorigs Wort galt etwas in Rudenforst; der Wirt war allseits geachtet und besaß nicht ohne Grund die Postrechte, und so sagten die meisten zu. Die anderen würde die Neugier treiben, so hofften sie, als sie

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