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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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die Zehenspitzen stellte und sich umsah. »Wir sind gestern   – nein, vorgestern   – um dieses Tal herumgefahren, als wir den Rudenforst verließen. Wir hatten die Kiefernspitzen eben jener Bäume dortneben uns, falls du dich erinnerst; die Straße wand sich um den Einschnitt herum, ehe sie ihren Abstieg begann. Sie muss dort den Rücken hinaufführen und jetzt ganz nahebei sein. Wir dürfen diesem Tal nicht folgen. Wenn wir es tun, landen wir in einer Sackgasse. Wir müssen weiter nach rechts und dann notgedrungen die Straße nehmen, zumindest, bis wir den Wald erreicht haben. Auch wenn uns Circendil genau davor gewarnt hat.«
    Sie machten eine kurze Rast und tranken von dem klaren Wasser. Doch schon bald trieb Mellow sie wieder an, und sie gingen ein Stück zurück, wateten durch den Bach und liefen dann auf der anderen Seite den heidebewachsenen Hang hinauf. Kurz darauf stießen sie auf die Straße, die von rechts heraufkommend dem Waldrand entgegenstrebte.
    Sie blickten hinab und hinauf und lauschten angestrengt, aber die Straße schien verlassen zu sein. Als sie sich umwandten, schimmerten in der Ferne an zwei auseinanderliegenden Punkten mehrere Lichter. Die Wachtfeuer brannten immer noch, und weitere hatten sich dazugesellt. Auch auf dem Gelände des Alten Turms waren offenbar zusätzliche Feuer entzündet worden.
    »Vielleicht haben wir Glück«, meinte Mellow, der unwillkürlich wieder flüsterte. »Auch wenn Circendil sagte, die Straße würde bewacht sein, so heißt das nicht, dass sie es wirklich ist. Aber wir wollen vorsichtig sein und nur an ihrem Rand gehen.«
    Sie drehten den Lichtern den Rücken zu und liefen auf leisen Sohlen die Straße bergauf. Zu ihrer Linken wurde das Tal immer tiefer und tiefer, bis nur noch die Kiefernspitzen herausragten. Der Bach murmelte auf seinem Grund, und dann endete es als steiler Abbruch mit kahlen Felswänden, um den sich die Straße in einer weiten Linkskurve zog. Sie huschten über den Weg, so schnell sie konnten, und eilten weiter hinauf. Wieder hatten sie das Tal zu ihrer Linken, und von rechts trat jetzt der Wald dicht und steil an den Weg heran: Dunkel und unergründlich war er und vor allem voller Unterholz. Hier war ein Eindringen unmöglich, und sie mussten erst um die gesamte Zunge des Waldes gehen, ehe sie dieStelle erreichten, an der die Straße in einem Halbrund zwischen den Bäumen verschwand.
    Diese Stelle lag im vollen Licht der Sterne, und sie beobachteten sie eine Weile, ehe sie sicher waren, sie unbewacht zu finden. Dann rafften sie sich auf und rannten in den Wald hinein   – und wären weitergerannt, wenn Finn nicht etwas in der Mitte der Straße hätte schimmern sehen. Er bückte sich und hielt einen Apfel in seiner Hand.
    »Hier ist jemand gewesen«, flüsterte er. »Und hat den Apfel verloren.«
    Mellow nahm den Apfel und betrachtete ihn von allen Seiten. »Nicht verloren, Finn. Er hat ihn hingelegt. Der Apfel ist völlig unversehrt und also nicht gefallen.« Er kramte in seiner Tasche und holte einen zweiten Apfel heraus. Er hielt sie Finn nebeneinander hin. »Vom gleichen Baum, würde ich sagen. Was nur eines bedeutet   …«
    »Circendil war hier«, pflichtete Finn ihm bei. »Das heißt, er lebt. Du hattest Recht.«
    »Und er wusste, dass wir hier vorbeikommen würden. Vorbeikommen mussten, sollte ich wohl sagen, wegen der Straße und den Felsen und alledem.«
    »Warum hat er nicht auf uns gewartet?«, fragte Gatabaid und gähnte. Sie war die letzten Stunden beinahe schlafend neben ihnen her getrottet. Finn hatte sie an der Hand gehalten, und mehr als einmal musste er sie stützen, bevor sie im Gehen umfiel.
    »Er ist uns vorausgeeilt und macht uns den Weg frei, nehme ich an«, antwortete Mellow. »Lasst uns weitergehen. Bis Rudenforst sind es noch vier Stunden, schätze ich   – falls wir nicht aufgehalten werden.«
    Sie marschierten weiter und wurden nicht aufgehalten. Aber etwa auf halber Strecke zum Bergkamm hinauf fanden sie drei weitere Äpfel am linken Rand der Straße. Sie waren wie ein Pfeil angeordnet und wiesen auf einen kaum erkennbaren Pfad, der hier die Straße verließ und den sie ohne die Äpfel gewiss übersehen hätten.
    »Soll das heißen: Hier entlang?«, fragte Finn zweifelnd.
    »Ich denke, ja. Warte   … dieser Pfad   – es könnte der alte Köhlerpfad sein, eine Abkürzung, wenn er das ist, wofür ich ihn halte.«
    »Woher soll der Dir eine Abkürzung hier bei uns kennen? Er war doch noch nie im

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