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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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dringlich sie für mich auch sind, können warten.Nein, sie müssen warten, ebenso wie ein Bad oder ein Essen. Ihr seid, wie man mir sagte, einer der Sieben Scepmáhin des Hüggellandes. Und in dieser Eigenschaft ersuche ich Euch: Bitte hört mir und mehr noch, hört vor allem Finn und Mellow zu!«
    Ludowig beugte sich über den Schreibtisch und musterte seine ehemaligen Schüler wie ein Lehrer (der er war), der Prüflinge ansieht und sich fragt, ob sie bestehen würden. »Also habt ihr doch etwas ausgefressen. Ich wusste es. Was ist geschehen?«
    Circendil richtete sich auf und sagte: »Lasst uns einfach erzählen. In aller Kürze   – ich bin sicher, Ihr werdet noch andere Vahits herbeirufen, wenn Ihr erst wisst, worum es geht. Sehr wahrscheinlich auch Euren Bürgermeister. Und was das Ausfressen anbelangt, von dem Ihr immerzu und ungerechterweise sprecht, so lasst Euch sagen: Ohne diese beiden jungen Vahits hätten andere unlängst ihr Leben eingebüßt. Und es mag sein, dass nur der Umstand, dass sie jetzt und hier zu Euch sprechen können, darüber entscheidet, ob es das Hüggelland in einem Jahr oder auch nur in einem Monat noch geben wird! Es ist wichtig! Hört ihnen zu, Herr Witamáhir!«
    Circendil nickte Finn zu.
    Der gestrenge Ausdruck in Ludowigs Gesicht wurde noch strenger, als Finn auf seinem Sessel herumrutschte, ehe er begann.
    »Die Sache ist die, Herr Ludowig, es …«, hub Finn unsicher an. Dann gab er sich einen Ruck: »Um es kurz zu machen: Das Hüggelland wird angegriffen. Mellow und ich waren beim Alten Turm, um Herrn Banavred zu besuchen, und dort sind wir in den Schlamassel hineingeraten. Wir wurden gefangen genommen und wären wie Banavred und Anselma erschlagen worden, wenn es uns nicht gelungen wäre, uns aus der Gefangenschaft zu befreien.«
    »Warte, warte«, bat Ludowig. »Du sagst, Banavred und Anselma seien erschlagen worden?«
    »Ja, sie sind tot«, bestätigte Mellow düster. »Und nicht nur das. Anselma haben sie ihren grausamen Vögeln zum Fraß vorgeworfen. Von Banavred wissen wir es nicht, aber wir nehmen an, dass auch er zerrissen wurde. Nie habe ich etwas Grässlicheres mit angesehen.«
    »Zerrissen? Und was um Himmels willen denn für Vögel?«
    »Es sind ihre Reittiere; die Gidrogs reiten und fliegen darauf, will ich sagen, Herr Ludowig. Und ehe du fragst: Die Gidrogs sind Wesen, die ich dir kaum beschreiben kann. Ledrig und zottelig und mit Hauerzähnen im Gesicht wie Borstler. Sie sind groß wie die Dirin, aber anders: stärker, breiter, und sie grunzen in ihrer eigenen Sprache.«
    »Aber ein Dir führt sie an«, warf Circendil ein. »Doch er ist kein Mensch, der in Kolryn geboren wurde, das kann ich sicher sagen. Ich bin in allen Königreichen gewesen und habe ihre Bewohner kennengelernt. Deshalb kann ich mit Bestimmtheit sagen: Er und die Gidrogs kommen von außerhalb . Ihr nanntet mich vorhin einen Außenländer. Nun, gegen jenen bin ich ein guter Nachbar.«
    »Ihr meint   – von außerhalb von Kolryn?«
    »Ja. Er und seine Gidrogs halten den Alten Turm und den Ringwall besetzt. Zuerst waren es nur sieben.«
    »Sieben?«
    »Gestern sind siebzehn weitere dazugekommen. Wie viele inzwischen noch herbeigeflogen sind, weiß ich nicht. Eines aber ist sicher: Sie erkunden seit Tagen, vielleicht gar seit Wochen das Hüggelland. Sie überfliegen es in großer Höhe und spähen es aus. Zu welchem Zweck, wage ich nur zu vermuten. Aber uns haben sie gezeigt, dass es keine guten Absichten sind, die sie verfolgen. Sie töten , Herr Witamáhir, sie kennen nur das Recht des Stärkeren. Und stark sind sie, wenn Ihr das einem Mann glauben wollte der mit ihnen um sein Leben kämpfte.
    Aber für den Moment ist sogar das einerlei. Wichtiger ist: Sie wissen, dass Finn und Mellow entkommen sind. Sie wissen damit, dass ihr heimlicher Plan gescheitert ist. Sie werden daher schneller zum Angriff übergehen, als sie es womöglich vorhatten. Denn wenn ich auch ihren Plan nicht kenne, so scheint mir ihr Ziel klar zu sein: Sie sind gekommen, das Hüggelland zu erobern. Zuerst kamen jene sieben als Kundschafter. Alle, die danach kamen und noch kommen, werden das Hüggelland unterjochen! Wie Ihr Anführer es selber sagte: Sie haben Schwerter , und sie werden ihre Klingen in das Blut der Vahits tauchen. Allein dank Finns und Mellows Flucht wisst Ihr jetzt von ihren Plänen. Und eben noch rechtzeitig, oder nicht einmal mehr das.«
    Die Tür ging auf, und Tuom brachte ein Tablett mit Tassen und eine

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