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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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ihrer Träger kann mit Speer, Pfeil oder Schwert besiegt werden. Sie verbreiten Entsetzen! Allein ihr Anblick bräche ein jedes Herz entzwei. Wenn es zum Krieg kommt   – und das kann eines jeden Tages so weit sein und wird eher geschehen, als wir alle es uns wünschen!   –, können weder wir Menschen noch die Vahits etwas dagegen halten. Es sei denn …«
    Er beugte sich vor und sagte eindringlich:
    »Es sei denn, Fárins Erbe kann wiedergefunden und benutzt werden, wenn alles andere versagt. Und hier nun habt Ihr meinen Auftrag, ehrenwerter Herr: jene Gilwe zu finden, die Ferivóin Gluda nannte; die Reine, in unserer Sprache.« Circendil hielt inne; und beide, Witamáhir und Davenamedhir, blickten sich lange und forschend an. Der eine suchte auf dem Grunde grünblauer Augen nach Anzeichen von Wahrheit, der andere in zerfurchten Zügen nach Merkmalen von Verstehen. Beide schienen im jeweiligen Gegenüber fündig zu werden; am Ende nickten sie einander langsam zu.
    Ludowig räusperte sich umständlich und schenkte allen Tee nach, ehe er sprach.
    »Ihr, Herr Medhir«, sagte er endlich in sein Rühren hinein, »Ihr versteht es wirklich, einen angenehmen Spätnachmittag im Hüggelland in etwas zu verwandeln, das eine alte Furcht in mir erweckt. Eine Furcht, die ich aus einzelnen Büchern sprechen hörte. Eine, von der ich dachte, sie läge seit langem hinter uns. Ich, müsst Ihr wissen, kenne die Schriften, die vom Streit der Benutcaerdirin berichten und den Gräueln, die sie einander antaten. Blut und Hass und Verrat! Es schüttelt mich, wenn ich nur daran denke. Und jetzt malt Ihr noch um vieles düsterere Wolken an die Wand, und mich überkommt dabei ein Schauder, der nicht weichen will. Doch woher wollt Ihr das alles wissen, von dem Ihr da sprecht?«
    Circendil stellte seine Tasse klirrend auf den Tisch.
    »Aus dem ältesten Buch, über das wir in Daven verfügen«, antwortete er. »Es heißt lorc’hennië cromairénaë . In diesem Werk ist die Geschichte der Féar und Dwarge aufgezeichnet, von Lukathers Ankunft bis zu dem Punkt, da die Jahre der Unterweisung in Kolryn begannen. Leider ist es unvollständig. Es ist zerrissen oder zernagt worden, vielleicht war auch Feuer im Spiel, denn an einigen Seiten sind Schwelränder zu sehen. Mehr als zwanzig Seiten fehlen, und wir wissen nicht, ob sie mit Absicht herausgerissen wurden oder von hungernden Zähnen in irgendwelchen Kellern. Ich kam hierher in der Hoffnung, dieses Buch sei euch Vahits ebenfalls bekannt oder zumindest in Form von Abschriften oder Übersetzungen Teil eurer Sammlungen.«
    »Das ›lorc’hennië cromairénaë‹?«, fragte Ludowig zweifelnd. Er kaute förmlich auf dem fremden Namen herum wie an einem hölzernen Spargel. »Wir kennen es nicht. Es gibt kein Buch mit einem solchen Titel im Hüggelland. Und auch die anderen Namen, die Ihr bisher erwähntet, sind mir fremd. Ich habe dergleichen nie zuvor gehört.«
    »Was nicht bedeutet, es gibt nicht, was sie bezeichnen«, erwiderte Circendil mit Nachdruck.
    »Das heißt es nicht«, bestätigte Ludowig. »Und ich will Euch Eure Hoffnung nicht nehmen. Bücher können mit der Zeit ihren Titel wechseln, gerade und wenn eines wieder und immer wieder abgeschrieben wird. Allerdings wäre ein solches Buch dann demInhalt nach bekannt. Was sage ich, es wäre berühmt. Nun, wir werden sehen. Später. Wie Ihr selbst sagtet, sind dies Eure Angelegenheiten, die vorerst zurücktreten müssen. Dringlicher als alles andere ist die Bedrohung des Hüggellandes, und ihr müssen wir uns zunächst zuwenden, ehe Ihr Euch weiter mit Eurer Suche beschäftigen könnt. Ihr gebt mir Recht?«
    Der Davenamedhir bejahte.
    Finn, der dem Wortwechsel mit wachsender Unruhe gefolgt war, beugte sich plötzlich vor, als hätte der Sessel unter ihm Feuer gefangen.
    »Verzeih mir, Herr Ludowig«, sprudelte es aus ihm heraus. »Da ist so eine Ahnung, die mir die Luft nehmen will, je länger ich darüber nachdenke. Ich kann es nicht begründen, und es ist nur ein verstörendes Gefühl, ich bitte um Entschuldigung. Aber vielleicht reden wir, ohne es zu wissen, über dieselbe Sache? Herrn Circendils Suche einerseits und die Bedrohung des Hüggellandes andererseits, meine ich. Hieß es nicht eben, der Krieg könne jeden Tag ausbrechen, und er wird es eines Tages auch? Als du eben davon sprachst, Circendil, da musste ich es einfach denken. Was ist, frage ich mich, wenn genau das gerade geschieht? Was ist, wenn der Krieg   – der größere

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