Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
Kanne Tee herein. Er stellte alles auf einen Tisch beim Kamin und wollte sich zurückziehen, doch Ludowig hielt ihn zurück.
    »Lass alle andere Arbeit liegen, Tuom«, ordnete er an. »Geh und bestelle Wredian und Uranam in die Buogga. Der Lesesaal ist bis auf Weiteres für alle anderen gesperrt. Lass ihn räumen, wenn sich wer weigert, ihn zu verlassen. Schick einen Boten zum Gauvogt; er soll herbeieilen, so schnell er nur kann. Nein, nicht sobald er kann. Sofort . Sag ihm sofort! Sind Taddarig und Wosto im Haus? Gut, sie sollen gleichfalls kommen.«
    Mellow hob den Arm wie in der Schule und sagte: »Ich muss ohnehin dem Herrn Gesslo Meldung erstatten. Diesen Botengang übernehme ich.«
    »Gut«, antwortete Ludowig. »Du hast es gehört. Dann schick den Boten stattdessen zu Herrn Hamblád, und lass ihm sagen, er soll unverzüglich hier erscheinen. Und lass nach Frau Amagata suchen. Für sie gilt das Gleiche. Hast du alles verstanden, Tuom?«
    »Ja, äh ja   … ehrenwerter Herr«, stammelte Tuom. »Der Lesesaal. Herr Hamblád. Frau Amagata. Sofort. Jawohl.«
    »Dann raus mit dir.« Der alte Vahit stand auf, kaum dass Tuom aus der Tür gerannt war, und schenkte seinen Gästen Tee ein.
    »Sehe ich das richtig?«, fragte er dann, seinen Zucker verrührend. »Wären Finn und Mellow nicht beim Acaeras Alamdil gewesen, dann würde dieser Angriff, den Ihr befürchtet, gar nicht stattfinden? Ist es das, was die beiden angestellt haben?«
    Circendil schüttelte den Kopf. »Leider nein. Die beiden haben nichts angestellt, sondern sind in die Sache hineingeraten. Aman sei Dank, denn so konnte zwei Kindern das Leben gerettet werden! Der Angriff wäre in jedem Fall erfolgt, so oder so. Vielleicht später als jetzt, aber gekommen wäre er. Nur mit dem Unterschied, dassIhr jetzt davon wisst und Gegenmaßnahmen ergreifen könnt; andernfalls hätte es Euch unvorbereitet und umso heftiger getroffen. Es kann sogar sein, dass der Feind jetzt mit zu schwachen Kräften angreift, schwächeren jedenfalls, als er es geplant hatte. Und früher, als er sollte.«
    »Ich verstehe«, sagte Ludowig bedächtig. »Wie viel Zeit bleibt uns?«
    »Wo du gerade die Zeit erwähnst«, sagte Mellow, trank einen hastigen Schluck und stand auf. »Ich habe schon zu lange gewartet, wenn du gestattest. Meine Meldung an den Gauvogt ist mehr als überfällig.«
    »Gut. Dann eile dich. Aber sag ihm nur das Nötigste. Ach, und Mellow   – ich erwarte dich ebenfalls zu unserer Besprechung. Du bist ein wichtiger Zeuge!«
    Damit war er entlassen, und sie hörten ihn den Gang entlangstürmen und die Treppe hinabspringen.
    »Nun zu Euch, Herr Circendil«, sagte der Witamáhir. »Ich habe noch nicht begriffen, wie Ihr ins Bild passt. Ihr seid mit den beiden Tunichtguten zusammengetroffen, draußen beim Alten Turm, so viel habe ich verstanden; doch Eure Rolle ist mir nicht ganz klar. Was führt Euch ausgerechnet zu dieser bitteren Stunde ins Hüggelland? Dies Zusammentreffen erscheint mir merkwürdig.«
    Circendil lehnte sich zurück und nahm einen Schluck des vorzüglichen Tees.
    »Wir Davenamönche«, antwortete er nachdenklich, »misstrauen ebenfalls dem Zufall. Es ist so, wie Ihr sagtet: Treten zwei bedeutende Ereignisse zum selben Zeitpunkt am selben Ort ein, so fragen wir uns oft, ob es nicht eine Verbindung gibt zwischen dem einen und dem anderen. Vielleicht ist dies alles eine Fügung des Höchsten, und meine Aufgabe besteht darin, dem Hüggelland beizustehen, sofern ich es vermag. Vielleicht gibt es aber auch eine uns noch verborgene Verbindung zwischen meinem Auftrag und dem Erscheinen der Gidrogs. Ihr fragt nach meiner Rolle in diesem Stück? Nun, ich will sie Euch in aller Kürze nennen.
    Mein Orden hat mich ausgesandt, um einer Spur nachzugehen, die älter ist als die Dreiteiligkeit, älter sogar als das Reich von Benutcane. Nur hier im Hüggelland kann ich hoffen, in euren ältesten Büchern einen Hinweis, nein, den entscheidenden Hinweis zu finden.«
    Mit wenigen Worten wiederholte er, was er auf dem Ritt den beiden Vahits über die Gilwen erzählt hatte. Er erwähnte kurz den langen Krieg der Féar und Dwarge gegen Lukather und dem Entstehen der Tränen. Während er sprach, war es, als würden das Feuer im Kamin kälter und die Schatten im Zimmer länger werden, und Finn fröstelte, als zöge mit einem Mal ein eisiger Wind durch das Máhirhaus.
    »Es heißt«, beendete Circendil seinen Bericht, »jene Tränen seien furchtbarer als der Tod, und keiner

Weitere Kostenlose Bücher