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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Circendil, ein Mensch des Ostens und unser Freund. Er ist in wichtigen Angelegenheiten zu Besuch im Hüggelland.«
    Tuom Mürmdohl legte den Kopf in den Nacken und beäugte den Menschen misstrauisch. »In wichtigen Angelegenheiten? Na, was das am Ende sein soll, werdet Ihr am besten wissen, nehme ich mal an. Und zu Eurem Besten, hoffe ich. Ein Mensch im Hüggelland! Ist das zu fassen? In meiner Jugend gab’s so was nicht, mein Wort drauf. Ich dacht’ mir schon, als ich den Lärm von draußen hörte und das Gejodel und alles Mögliche, dass Ärger ins Haus steht. Aber damit konnte niemand rechnen, bitte um Entschuldigung. Ein Mensch im Hüggelland! Ich kann Euch nicht so ohne weiteres einlassen. Wen wolltet Ihr sprechen?«
    »Den ehrenwerten Herrn Ludowig«, sagte Mellow. »Und es ist wirklich wichtig, Tuom. Das sage ich dir als Landhüter, falls das deine Füße in Bewegung versetzt.«
    »Ach, und ich dachte schon, du hättest deinen Dienst aufgekündigt. Du hast deinen Hut vergessen, Herr Mellow, falls du es noch nicht bemerkt hast. Den ehrenwerten Herrn Ludowig also?   – Tja, also er ist beschäftigt, würde ich mal sagen. Hoher Besuch weilt imHaus, so viel darf ich verraten, und mehr als eine Handvoll Verpflichtungen gleichzeitig geht nicht, wie ich immer sage. Heut war hier ein Gesumme wie in einem Bienenstock. Erst das Mittagessen und später dann die ganzen Zusammenkünfte. Gerenne wird’s geben, hab ich gleich gesagt, und Gerenne hat’s gegeben, mein Wort drauf. Platz im Stall musste ich schaffen und Ordnung im Gästehaus, und jetzt kommt Ihr noch dazu und was nicht alles. Keine Störung, Tuom, hat er gesagt, und ich hab’s versprechen müssen. Keine Störung! Besser, Ihr versucht’s morgen wieder.«
    »Es tut uns sehr leid«, erwiderte Finn. »Auch auf die Gefahr hin, ungelegen zu kommen. Oder dir zusätzliches Gerenne aufzubürden. Aber wir müssen den Witamáhir sprechen. Heute noch! Und zwar gleich, Tuom! Also geh! Herr Circendil hier ist nicht irgendein Mensch   – er ist Abgesandter des Davenaordens und Bote des Königs von Vindland. Er ist durch die halbe Welt gereist, um seine Botschaft zu überbringen. Glaubst du, er hat das nur so zum Spaß getan? Und falls dir das nicht reicht: Seine Nachricht ist zugleich von höchster Dringlichkeit, und jede Minute, die wir hier im kalten Durchzug des Torwegs verlieren, kann später dem ganzen Hüggelland fehlen. Also bitte geh und melde uns an, wenn du Schlimmeres verhüten willst!«
    Finn hatte unwillkürlich lauter gesprochen.
    Tuom kratzte sich unschlüssig im Nacken und blickte von einem zum anderen. »Keine Störung«, meinte er. »So hat’s geheißen. Aber hinterher heißt’s dann wieder, ich hätt’s ja wissen müssen. Obwohl mir einer nie was nicht sagt. Wie man’s eben macht, ist’s stets verkehrt , wie die gute Muhme immer sagt, und im Allgemeinen weiß sie, wovon sie redet. Obwohl, in letzter Zeit schwatzt sie manchmal ziemlich wirres Zeug, sucht ihren Hut, den sie längst trägt, und will am Abend frühstücken. Das Alter eben. Aber um auf euch zurückzukommen: Ihr bringt mich da in eine ganz schöne Zwickmühle, dass ihr’s nur wisst! Wie du überhaupt dazu kommst, Freundschaft mit Menschen zu schließen, möchte ich mal wissen! Nein, nein, sag’s mir nich’, und es geht mich auch nichts an. Abersonderbar ist’s schon, du meine Güte. Sagt, was mach ich nur mit euch?«
    Er kratzte sich abermals, heftiger diesmal und hoch am Scheitel.
    »Tuom, bitte! «
    »Na, es geht mich wirklich nichts an, aber wundern darf ich mich doch noch dürfen, oder? Also, ich weiß nicht. Ein Abgesandter, sagst du? Na schön. Aber ganz allein auf deine Verantwortung, Herr Finn. Wegen der guten Beziehungen nach Moorreet und allem! Ich will den ehrenwerten Herrn fragen. Und Ihr, seid Ihr wirklich ein Bote eines Königs? Also, früher, da hat’s so was nich’ gegeben.«
    Er schüttelte den Kopf und brummte weiter vor sich hin, während er ein paar Stufen im Innern des Torwegs zu einer Tür hinauf ging. Er öffnete sie und rief nach jemandem namens Geng. Kurz darauf kam ein schlaksiger Junge, der seine Tubertel noch vor sich hatte, herbeigerannt und nahm sich der Ponys an. Geng führte sie hinter den rechten Flügel der Bücherey, wo sich die Stallungen auf der Gebäuderückseite befanden.
    Tuom winkte indes den Ankömmlingen, ihm zu folgen.
    Der alte Vahit ging mit bedächtigen Schritten voran. Er führte sie auf einen großen, von allen vier Seiten

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