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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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war, und damit eine herausragende Stellung bekleidete. An dessen anderen Seite erkannte Finn zu seinem nicht geringen Erstaunen Bholobhorg Feldschwirl, den dicken, schwitzenden, nach Mechellinde versetzten Landhüter aus Tanning im Untergau. Diesmal hatte er seinen Hut dabei; er hing an der Lehne seines Stuhls. Bhobho, wie Mellow ihn genannt hatte, machte ein ungemein wichtiges, fast überhebliches Gesicht. Fast hätte man denken mögen, die ganze Versammlung sei auf sein Geheiß und allein seinetwegen zusammengekommen.
    Neben Bhobho saß Gesslo Regenpfeifer. Der Gauvogt besaß graue, kurze Haare und scharfgeschnittene Züge, in denen es unentwegt arbeitete. Er war offenbar verärgert. Er beugte sich über den Tisch und sprach leise auf Wredian Gimpel ein, der am unteren Ende der Tafel saß und damit dem Witamáhir gegenüber.
    Der Vahogathmáhir beugte sich in seiner roten Amtsweste vor und hörte mit einem Ohr dem Geflüstere zu, während er mit dem anderen Ludowigs vorstellenden Worten lauschte; er nickte oder schüttelte den Kopf, je nachdem, was Gesslo gerade sagte.
    Und noch ein dritter Schöffe saß in seiner roten Weste zu Finns Erstaunen bei ihnen; schlank und rank hockte er neben Wredian auf seinem Stuhl und beobachtete den Gauvogt hinter fast geschlossenen Lidern. Es war Uranam Weidenmeis, der Sverunmáhir des Hüggellandes. Finn hatte ihn seit seinem Geburtstagsfest nicht mehr gesehen. Der ältere Vahit begrüßte ihn mit einem freundlichen Nicken. Er sprach leise mit seinem linken Nachbarn, Hamblád Drossler, dem Lenker der Hüggellandpost im Obergau, dessen Dienstherr er war. Wiederum links von Hamblád und als rechter Nachbar von Finn machte Taddarig Sperler den Abschluss der Runde; er war seit vielen Jahren der Alam Buoggir der Bücherey, der die Unterrichtsinhalte der Bücherey bestimmte und der weitaus älteste der Anwesenden; er stand seit Jahren (und von ihnen gebeugt) vor seinem Ruhestand, mochte sich aber noch immer nicht von seinen Büchern trennen.
    Tallias Feder kratzte über die Seite ihres Buches und trug alle Namen gewissenhaft ein.
    Jetzt klopfte der Witamáhir auf den Tisch, und alle Augen wandten sich ihm zu.
    »Bevor ich erkläre, weshalb ich euch in aller Eile gerufen habe«, begann er, »vermisse ich ein Gesicht. Ich habe Mellow Rohrsang ausdrücklich gebeten, bei dieser Besprechung mit teilzunehmen. Wo ist er, Gesslo?«
    Der Gauvogt ruckte auf seinem Stuhl herum und polterte: »Ich habe es ihm untersagt, da du es wissen willst. Er hat sich einiger Dienstvergehen schuldig gemacht, und ich habe ihn fürs Erste zum Stallausmisten strafversetzt. An seiner Stelle habe ich Bholobhorg Feldschwirl mitgebracht.«
    »Das sehe ich«, sagte Ludowig ernst. »Und ich wundere mich, wie du meine Anordnungen einfach übergehst. Welche Art von Dienstvergehen wird Mellow vorgeworfen?«
    Gesslo Regenpfeifer runzelte die Stirn.
    »Bin nicht ich der Gauvogt?«, fragte er. »Habe ich nicht länger das Recht, meine Landhüter so einzuteilen, wie ich es für richtig halte? Und seit wann bin ich dem Anweiser der Bücherey Rechenschaft schuldig?« Jedes Ich hing in der Luft wie dreimal unterstrichen.
    Der Gauvogt drehte sich zu Wredian um, als sei er selbst es, den man zu Unrecht beschuldigt habe; und er blickte den Vahogathmáhir um Zustimmung heischend an.
    »Du lässt«, sagte Wredian Gimpel bedächtig, »einigen Respekt vermissen, wenn du mit einem Schöffen sprichst. Auch wenn Ludowig nicht dein Vorgesetzter ist, so steht er im Rang doch höher als ein Gauvogt.«
    Gesslo fuhr wieder herum.
    »Damit das von vornherein klar ist«, sagte er im Brustton der Überzeugung, und ohne auf die Respektlosigkeit einzugehen. »Mellow wird nichts vorgeworfen. Er hat sich besagter Vergehen schuldig gemacht. Das ist ein Unterschied. Und ich dulde keine Dienstvergehen in meiner Vogtey.«
    »Dies zu klären ist nicht der Zweck dieser Zusammenkunft«, sagte Ludowig.
    Er griff nach einer kleinen Glocke und läutete sie. Tuom Mürmdohl kam herein und erhielt den Auftrag, Mellow sofort herbeizuholen.
    »Dennoch«, fuhr er strenger fort, nachdem Tuom gegangen war, »dennoch frage ich dich: Was wirfst du Mellow Rohrsang eigentlich vor?«
    Gesslo Regenpfeifer warf einen fragenden Blick zum Bürgermeister und sah diesen mit einer ungeduldigen Handbewegung zustimmen.
    Da schoss der Gauvogt von seinem Stuhl in die Höhe. »Meinetwegen. Obwohl es dich und die Gilde nichts angeht, wie ich finde.
    Nun denn, zum Ersten: Mellow hat sich

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