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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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tun?«
    Circendil stand auf und blickte in die Runde.
    Noch ehe der Davenamedhir antworten konnte, hörten sie vom Markplatz her plötzlich das Dröhnen schwerer Wagenräder, die kreischend zum Stehen kamen. Jemand rief. Wildes Glockengeläut und Gepoche setzte ein. Tuom eilte hinunter zum Tor, um zu sehen, wer gekommen war. Finn und Mellow sprangen auf. Sie liefen zum Fenster und starrten in die Dunkelheit hinaus; Circendil war im nächsten Moment an ihrer Seite und bückte sich zum Fenster hinunter.
    »Ein offener Wagen«, sagte Mellow.
    »Der seine Ladung größtenteils verloren hat«, ergänzte Finn und zeigte auf das heillose Durcheinander hinter dem Kutschbock.
    »Seht dort«, sagte Circendil und deutete in Richtung der Straße der Schneider. Finn und Mellow folgten seinem Fingerzeig und erkannten, was er meinte: Ein hellrotes Licht loderte in der Nacht und etwa dort, wo der Dorfzaun hinter den letzten Häusern verlief und Mechellinde begrenzte.
    »Das ist keine Fackel«, sagte Finn.
    »Es ist kein Wachtfeuer«, sagte Mellow.
    »Es ist ein Haus, das brennt«, stellte Circendil fest. »Sie sind gekommen. Der Angriff hat begonnen. Der Feind ist da.«
    Die Tür flog auf. Tuom schleppte einen blutenden Vahit herein. Er hatte sich dessen Arm um die Schulter gelegt und hielt ihn fest; die andere Hand umfasste den Gürtel des Verletzten und verhinderte, dass er zu Boden sackte. Das Blut entströmte einer hässlichen Kopfwunde, die vom rechten Ohr bis zur Stirnmitte reichte. Unter den wirren, nassen Haaren und bei dem verschmierten Gesicht erkannte ihn Finn erst nach mehrmaligem Hinsehen. Es war Gandh Blässner, der Holzfäller aus Rudenforst.
    »Holt Wasser und saubere Tücher«, wandte sich Circendil an die entsetzt erstarrten Vahits. Er rollte seinen Mantel zusammen, bis er ein Kissen bildete; dann legten Tuom und er Gatabaids Vater auf den Boden.
    »Was ist geschehen, Gandh?«, fragte Circendil einige Male, wenn auch vergeblich. Der Holzfäller keuchte. Sein Atem ging schnell und zugleich schwer, und seine Augäpfel waren nach oben verdreht. Tallia erschien mit einer Schale Wasser und frischen Tüchern. Der Mönch säuberte die Wunde und verband sie. Dann bat er Mellow,dafür zu sorgen, dass die Beine des Holzfällers auf einem niedrigen Schemel ruhten, und er wies ihn an, Gandh immer wieder beim Namen zu rufen.
    »Tuom«, sagte er, als er sich aufrichtete. »Bring deine alten Beine in Schwung. Hat eure Küche einen Kräutergarten? Ruft den Koch, er soll sehen, ob er Katzenkraut beschaffen kann. Die Wurzeln sind wichtig. Er soll sie so fein schneiden, wie er nur kann, bis er einen Löffel voll davon hat. Den Feinschnitt soll er in eine Tasse Wasser geben   – nicht mehr   – und zum Kochen bringen. Dann bring den Trank, so schnell es geht, herbei!«
    Der Gildendiener nickte und eilte zur Tür hinaus.
    »Nun zu Euch, Herr Gauvogt!«, sagte Circendil. »Nehmt alle Eure Landhüter! Nur Mellow lasst mir hier. Ruft so viele Vahits, wie Ihr nur könnt, auf dem Marktplatz zusammen. Sagt jedem, sie sollen mitbringen, was als Waffe nur irgend taugt: Mistgabeln, Äxte, zur Not eine Zaunlatte, durch die sie einen langen Nagel treiben; am sichersten auch gleich den Hammer dazu. Und wir müssen Feuer löschen. Lasst die Frauen einen jeden Eimer holen, der einen Henkel hat. Wenigstens ein Haus brennt bereits am Ostrand. Habt Ihr verstanden?«
    Gesslos Zorn war einer haltlosen Wut gewichen.
    »Was erdreistet Ihr Euch?«, brüllte er zurück. »Wer hat Euch Wuocht den Befehl über die Landhüter erteilt?«
    Wredian Gimpel trat vom Fenster zurück, durch das er in die Nacht gespäht hatte.
    »Bislang niemand, Gesslo!«, sagte er mit Nachdruck. »Aber ich tue es hiermit! Ich übertrage von diesem Augenblick an Herrn Circendil den Oberbefehl über deine Vogtey. Alle Hüter haben zu eilen und zu tun, was immer er anordnet. Auch du, Gesslo! Läutet die Glocke des Landhüterhauses! Schlagt Alarm!   – Also los! Du kannst gehen und zeigen, was du wert bist, Gesslo. Oder du reichst auf der Stelle deinen Hut zurück!«
    Einen Atemzug lang standen sich die beiden Vahits zornesfunkelnd gegenüber. Dann drehte sich Gesslo auf dem Absatz um. Erwinkte Bhobho zu sich. Wortlos stapften sie aus dem Lesesaal. Die Tür ließen sie offen.
    »Er kommt zu sich«, vermeldete in diesem Augenblick Mellow. »Gandh, hörst du mich?«
    Zuerst war es nur ein Stöhnen, das der Rudenforster von sich gab. Circendil kniete sich neben ihn. »Gandh! Erkennt

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