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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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auf eine Sternschnuppe, die am untergehenden Halbmond vorbeisauste und einen kurzlebigen Strich an den Himmel malte. »Schau! Dort!«
    »Ein Feenlicht!«, lachte sie. »Wie passend. Du darfst dir was wünschen.«
    »Ist das nicht Hexerei?«
    »Du bist ein Wortverdreher, weißt du das?«
    »Ja,«, sagte er, plötzlich wieder ernst. »Wenn du damit meinst, dass ich mit Worten umgehen kann.«
    »Das kannst du   – und vieles mehr. Zum Beispiel ablenken. Nun geh und mach deine alte Mutter glücklich, und drehe gefälligst deine Beine zum Tanz!«
    Sie gab ihm einen Schubs, und Finn machte den Rest des Abends über gute Miene zum Lautenspiel.
    Später, in seiner Kammer, fand er nur schwer in den Schlaf. Offenbar wusste alle Welt, was gut für ihn war. Warum aber war es für ihn selbst so mühsam, so unsagbar schwer, zu erkennen, worin sein Beitrag für das Wohl des Hüggellandes bestehen könnte? Er spürte es tief in seinem Herzen. Da gab es etwas, das er tun sollte, ja unternehmen musste   – doch war es ihm zugleich so fern wie die Gestade Angellins. Ja, dachte er düster, Herr Uranam hat völlig Recht: Ich habe meine Tubertel scheint’s schlecht genutzt. In seinem Kopf schlug es noch eine Weile hin und her wie Wellen: Vor lauter hätte, könnte, wäre und sollte verloren sich schließlich seine Gedanken. Erschöpft und unruhig schlief er ein   – und träumte von schwarzen Vögeln mit gekrümmten Schnäbeln.

2 . KAPITEL
    Der verspätete Brief
    A M NÄCHSTEN M ORGEN TRAT Finn seinen Dienst in der Werkstatt an. Es war weniger schlimm als erwartet, und doch weit weniger geeignet, seinen wachen Geist länger zu binden als erhofft.
    Furgo hieß seinen Sohn vor allen Gesellen willkommen. Finn bekam ein Schreibpult in der Schriffenstube zugewiesen   – und jede Menge Arbeit aufgehalst.
    Die Geschäftsräume von Fokklinhand bestanden aus drei ineinander übergehenden Brochs: dem Verkaufsraum im vorderen, der Werkstatt im mittleren und der Schriffenstube im hinteren Broch.
    In den beiden darüberliegenden Stockwerken lagerten die verderblichen Roh- und Fertigwaren   – hoch und trocken, wie Furgo nicht müde wurde, seinen zahlreichen Kunden zu versichern. In der Scheune nebenan türmten sich die unverderblichen Dinge, alles wie stets in peinlichster Ordnung und bestem Zustand gehalten. Ein Teil des ausgezeichneten hüggellandweiten Rufes der fokklinschen Werkstatt war ohne Zweifel diesem Umstand zu verdanken.
    Finns Träume ertranken indessen in Tintenfässchen, Leim und Staub. Drei Wochen vergingen in zähen, nicht enden wollenden Tagen.
    Erst die vierte Woche brachte eine Abwechslung. Der 1. Oktober begann mit einer erfreulichen und zugleich Besorgnis erregenden Nachricht. Ein Eilbrief aus Aarienheim traf ein. Er sei von den Taubers, berichtete Kuaslom Pfuhlig, der Postbote, der es nicht lassen konnte, die Absender zu lesen, obwohl ihn dies gewiss nichts anging. Finns Mutter Amafilia, eine geborene Tauber, legte die Stirn in Falten, noch ehe sie Brief und Siegel aufbrach.
    Ihre jüngste Schwester stünde kurz vor der Niederkunft, hieß es. Sofort ließ Amafilia alles liegen und stehen und drängte ihren Gemahl, alles für eine Reise vorzubereiten.
    »Tauberfrauen gebären schwer«, hörte Finn sie mehrfach zu seinem Vater sagen. »Fionwen hat meine Hilfe bitter nötig! Das weißt du genau.«
    Tatsächlich waren schwierige Geburten eine Eigenheit der Frauen seiner Familie mütterlicherseits. Auch Finns Entbindung war eine Prüfung gewesen und hatte Amafilias Leben bedroht.
    Natürlich verstand Furgo die Sorge seiner Frau, aber das hinderte ihn nicht, mit jeder Stunde kratzbürstiger zu werden. Ihm ging die ganze Sache gehörig gegen den Strich. Er hasste es, wenn er Dinge tun sollte, die er nicht tun wollte. Aarienheim lag an die sechzig Meilen im Süden, eine sehr lange Tagesreise, und er rechnete damit, wenigstens eine Woche fernbleiben zu müssen.
    Beim Abendessen war Furgos Stimmung längst schwärzer geworden als der sich eintrübende Himmel über Moorreet. Finn hielt wohlweislich den Mund und senkte den Kopf tief über seinen Nachtisch.
    »Amie, beim besten Willen, ich kann nicht einfach so …« Furgo warf die Arme in die Höhe und sprang vom Tisch auf.
    »Du kannst! Und du willst! Lass einen Wagen vorbereiten. Wir reisen morgen früh ab.«
    »Schau hinaus. Es wird ein Gewitter geben. «
    »Das Gewitter kannst du gleich hier haben. Fionwen wird ein Kind gebären!«
    »Aber der Regen, aufgeweichte Straßen

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