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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Lappalien das Leben schwerzumachen oder über die verlangten Bolivianos zu diskutieren. In Euro umgerechnet ergaben sie einen lächerlich niedrigen Betrag. Also akzeptierten wir den Vorschlag.
    Es zeigte sich, daß Freddy ein noch leichtsinnigerer Fahrer war als sein Vater. In Gedanken waren wir jedoch bei dem, was vor uns lag. Da war es fast egal, ob er in eine mit Tieren beladene alte Karre raste oder der Wagen aus einer der Hochlandkurven flog und sich mehrmals überschlug.
    Glücklicherweise geschah nichts dergleichen, und wir erreichten Taipikala lebend, unsere Viracocha-Stäbe in den Händen haltend wie originelle, soeben auf dem Hexenmarkt erstandene Souvenirs. Niemand machte Anstalten, unsere Taschen zu durchsuchen. Wir kauften unsere Eintrittskarten und betraten seelenruhig die Anlage. Als erstes wollten wir bei den Ausgrabungen am Puma Punku vorbeischauen, um uns zu vergewissern, daß die Doctora dort war. Ja, das war sie. Ich konnte sie durch das Fernglas ganz deutlich an einem Tisch sitzen und etwas in ein großes Heft schreiben sehen. Wir wanderten also beruhigt zur Lakaqullu-Pyramide, machten aber vorsichtshalber einen großen Umweg über den Templete.
    Als der Putumi-Palast hinter uns lag, waren wir schließlich allein auf dem weiten, freien Gelände, das uns von unserem Ziel trennte. Keine Menschenseele war in Sicht, und der kühle Wind, der von keinem Bauwerk mehr aufgehalten wurde, blies uns kräftig um die Ohren und zerrte erbarmungslos am Gestrüpp. Wir liefen schweigend nebeneinanderher, ein mulmiges Gefühl im Bauch. Jabba und Proxi hielten sich an der Hand. Und ich zog mich tiefer und tiefer in mich selbst zurück, kauerte mich gleichsam innerlich zusammen, wie immer, wenn ich Angst hatte. In Spanien hatte ich keinerlei Hemmungen, bestimmte Vorschriften zu verletzen, etwa mein tag an einer bewachten oder streng verbotenen Stelle zu hinterlassen oder mir über meinen Computer heimlich Zugang zu offiziellen Datenbanken zu verschaffen und durchzuziehen, was ich mir vorgenommen hatte. Nie im Leben wäre ich jedoch freiwillig auf den Gedanken gekommen, unbefugt auf archäologisches Gelände vorzudringen, geschweige denn auf die Gefahr hin, es zu beschädigen, und noch dazu in einem fremden Land. Ich hatte keine Ahnung, was alles passieren konnte. Aber ich spürte, daß ich die Situation nicht wirklich im Griff hatte, und das machte mich unruhig und nervös. Von außen war mir das allerdings nicht anzumerken, sicheren Schrittes ging ich weiter, und meine Bewegungen blieben entschlossen. Mir schoß der sarkastische Gedanke durch den Kopf, daß die Doctora und ich uns in einer Beziehung ziemlich ähnlich waren: Wir verstanden es beide, unsere wahren Gefühle zu verbergen.
    Die zweite Steinplatte mit dem eingemeißelten Helm lag genauso weit vom Mondtor entfernt wie die erste, allerdings in östlicher Richtung. Wir hatten gleich zu Beginn versucht, sie ausfindig zu machen, da es ja sein konnte, daß wir unsere Stäbe in beide Löcher gleichzeitig stecken mußten. Diese zweite Platte sah genauso aus wie die erste, allerdings war sie stärker beschädigt. Da wir nun schon einmal hier waren, beschlossen wir, auch hier anzufangen, um keine Zeit zu verlieren. Jabba hielt den kleinsten, achtzig Zentimeter langen Stock fest in der Hand und schob ihn langsam in das Auge des außerirdischen Tieres, so weit, wie es das Loch zuließ. Und auf einmal begannen die Platte und mit ihr das sie unmittelbar umgebende Gestrüpp langsam und lautlos abzusinken. Jabba und ich standen jeder noch mit einem Fuß darauf. Erschrocken sprangen wir zurück, weg von dem schmalen Aufzug, der in den Tiefen der Erde verschwand.
    Proxi stieß einen Jubelschrei aus und kauerte sich nieder, um hinunterzugucken. »Der Eingang!« rief sie über das Geräusch mahlender Steine hinweg, das aus der Tiefe drang.
    Mein Herz raste, und ich spürte, wie mir in der dünnen Luft schwindelig wurde. Ich mußte mich schnell hinsetzen. Doch ich war nicht der einzige. Marc, der weiß war wie ein Laken, ließ sich gleichzeitig mit mir zu Boden sinken.
    »Was ist denn mit euch los?« fragte Proxi überrascht, ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her. Da sie sich hingekniet hatte, um in den Schacht hinunterzuschauen, befanden sich unsere Köpfe auf gleicher Höhe.
    »Was für eine beschissene Luft die hier haben!« entfuhr es Jabba, der wie ein Fisch auf dem Trocknen nach Luft schnappte.
    »Ha, ha«, japste ich, »gib nur der Luft die Schuld!«
    Wir

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