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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brief wohl auch noch besitzen. Aber was nützt es? Hauser wird es für einen Spaß ausgeben, den er gemacht hat, um Strauch zu bestimmen, nicht auf dem Maskenfeste zu erscheinen. Er wird dann nicht einmal eine Strafe erhalten. Das ist vorauszusehen.«
    Da verzog der Fromme sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen und sagte:
    »Und wie nun, wenn er ein Pascher wäre?«
    »Pascher? Ist er einer?«
    »Ich frage nur, wenn er ein Pascher wäre? Würde man es ihm da auch glauben, daß er sich nur einen Spaß gemacht habe?«
    »Auf keinen Fall. Aber wenn er wirklich schmuggelte, so stände er jedenfalls in Ihrem Dienste, und dann würden Sie sich ja wohl hüten, ihn zur Anzeige zu bringen!«
    »Das ist richtig. Aber setzen wir den Fall, daß er auf seine eigene Rechnung schmuggelte, daß er der Pascherkönig selbst wäre?«
    Winkler machte ein sehr verdutztes Gesicht und sagte:
    »Meine Herren, ich verstehe Sie nicht, ganz und gar nicht!«
    »Sie werden mich gleich verstehen. Er wird nämlich bei einem Spitzenschmuggel erwischt; sodann erfährt man, daß er sich als Pascherkönig unterschrieben hat. Was wird mit ihm geschehen?«
    »Hm! Das läßt sich nicht sagen; jedenfalls aber wird er lange Zeit für uns unschädlich sein. Wie aber soll man ihn beim Paschen erwischen, wenn er überhaupt nicht schmuggelt?«
    »Das haben wir bereits besorgt. Er hat mehrere Ellen kostbare Spitzen, ohne es zu wissen und zu ahnen, zwischen dem Futter seines Rockes. Ist das nicht genug?«
    Winkler sprang vom Stuhle auf und rief:
    »Spitzen im Rocke? Ohne es zu wissen? Donnerwetter, das ist ein Meisterstück von Ihnen! Wie haben Sie das fertig gebracht?«
    Fritz antwortete im Tone stolzen Selbstbewußtseins:
    »Ich habe vor kaum zwei Stunden erlauscht, daß er jenen Brief geschrieben hat und mit dem Fürsten des Elendes in Verbindung steht, und schon hat er die Spitzen im Rocke! Sie werden zugeben, daß wir ebenso schnell wie entschlossen handeln!«
    »Gewiß, gewiß! Nur muß man ihn auch veranlassen, über die Grenze zu gehen!«
    »Darüber haben wir vorhin bereits verhandelt.«
    »Und was haben Sie beschlossen?«
    »Wir konnten noch zu keinem Entschlusse kommen. Es fehlt uns ein verschwiegener Mann, auf den wir uns verlassen können.«
    »Wieso?«
    Sie theilten ihm mit, was sie vorhin von einem Briefe oder einem Boten von jenseits der Grenze gesprochen hatten. Er hörte ihnen aufmerksam zu und sagte dann: »Ihre Ansicht ist keine üble, nur fehlt meiner Meinung nach ein Punkt, der gerade sehr nothwendig ist.«
    »Sie werden so freundlich sein, uns denselben mitzutheilen. Sie wissen ja, daß wir eine sehr gute Ueberzeugung hegen in Beziehung Ihres Scharfsinnes und Ihrer Umsicht.«
    Der alte Seidelmann, welcher diese Worte sprach, machte dabei eine Handbewegung nach dem Walde hinaus. Winkler war der bedeutendste und verwegenste Schmuggeleiunternehmer jenseits der Grenze. Er lächelte geheimnißvoll, zwinkerte mit den Augen und fragte: »Sie denken jetzt wohl an den Grenzoffizier, welchen man kürzlich da draußen bei den Bäumen gefunden hat?«
    »Hm! Sprechen wir nicht davon!«
    »Es ist allerdings besser, solche Episoden unerwähnt zu lassen; aber ich muß doch constatiren, daß es von Ihnen sehr klug war, die Winke, welche ich Ihnen gab, so genau zu befolgen.«
    »Gut! Bleiben wir nun bei der Sache! Also, welches ist der Punkt, von welchem Sie vorhin sprachen?«
    »Was kann diesem Hauser geschehen, wenn man einige Ellen Spitzen bei ihm findet? Sie werden confiscirt, und er hat Strafe zu zahlen. In Beziehung des Briefes wird er sich heraus zu beißen wissen. Hält man ihn fest, so wird er sich aussuchen lassen. Findet man dann die Spitzen wirklich bei ihm, so bricht ihm das den Hals noch lange nicht. Ja, man kann solche Sachen nicht einmal genau berechnen. Es können immerhin Umstände eintreten, welche seine Unschuld wahrscheinlich machen oder sogar beweisen.«
    »O, ich bin sehr vorsichtig gewesen,« meinte Fritz. »Kein Mensch könnte sagen, daß man ihm die Spitzen heimlich eingenäht habe oder gar, daß dies von mir geschehen sei.«
    »Trau, schau, wem! Der Teufel hat oft gerade da sein Spiel, wo und wann man am Allerwenigsten an ihn denkt. Allzu große Sicherheit hat schon manchen gescheidten Kerl in’s Verderben gebracht. Wie nun, wenn man zufällig solche Spitzen bei Ihnen sieht oder findet?«
    »Wer sollte sie gerade bei uns suchen? Ueberdies haben wir sie so außerordentlich gut versteckt, daß kein Mensch sie zu finden vermag.

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