Der verlorne Sohn
nicht gut sei?«
»Für mich ist es nicht gut.«
»Halten Sie es etwa für gefälscht!«
»Was fragen Sie! Was reden Sie! Ich will nicht haben diese Scheine. Ich brauche keine Fünfzigguldennote.«
»So werde ich Sie gerichtlich zwingen, mir meinen Schein herauszugeben!«
»Dann müssen Sie auch gerichtlich deponiren die Summe, welche Sie mir schuldig sind!«
»Das werde ich allerdings!«
»In solchen Bankscheinen?«
»Ja.«
»Nein, das werden Sie nicht!« behauptete Salomon Levi.
»Warum nicht?«
»Weil Sie nicht wissen lassen werden dem Gerichte, daß ich einen Ehrenschein von Ihnen in den Händen habe, und weil ich dann gezwungen wäre, dem Gerichte zu sagen, warum ich von Ihnen keine Fünfzigguldennoten haben will.«
»So sagen Sie es doch mir jetzt, zum Donnerwetter!«
»Das habe ich nicht nöthig. Stecken Sie das Geld wieder ein und bringen Sie mir anderes.«
Scharfenberg konnte nicht anders; er mußte sich unverrichteter Sache entfernen. Er konnte sich das Verhalten des Juden nicht anders erklären, als daß derselbe eine Ahnung von der Fälschung habe.
»Ein verdammter Kerl!« brummte er. »Wenn der Teufel sein Spiel dabei hat, so ist dieser Jude wohl gar mit im Complott. Doch ich kann nicht zurück. Also immer vorwärts! Jetzt nun zum Bankier!«
Es war ihm doch ziemlich unheimlich zu Muthe, als er in ein Bankgeschäft trat und nach russischen Papieren fragte. Es waren genug vorhanden. Man kannte ihn. Er sagte, daß er den Ankauf dieser Papiere im Auftrage eines entfernt wohnenden Freundes besorge, und erhielt für alle zwölftausend Gulden solche Werthobjecte.
Jetzt begab er sich in ein anderes Bankhaus, wo er die Russen wieder verkaufte. Er erlitt dabei einen Verlust, welcher ganz unbedeutend war.
Nun kehrte er zu dem Juden zurück und bezahlte ihn. Jetzt erhielt er seinen Ehrenschein ohne alle Weigerung. Von da begab er sich zu Wunderlich, zahlte diesem sechstausend Gulden aus und ließ sich für zwanzigtausend Gulden weitere Noten geben.
Mit diesen setzte er sich auf die Bahn und fuhr nach der nicht sehr weit entfernten Meßstadt, wo er verschiedene Papiere einkaufte, mit den Falsificaten bezahlte und dann wieder verkaufte.
Als er gegen Abend zurückkehrte, konnte er Wunderlich zehntausend Gulden bringen und entnahm abermals für zwanzigtausend falsche Noten.
»Sehen Sie, welch ein Geschäft Sie machen!« meinte Wunderlich. »Sie haben heute sechzehntausend Gulden verdient. Fahren Sie so fort!«
Nun begab sich Scharfenberg in den Cavalierclubb, wo sein Kommen einiges Aufsehen erregte. Er setzte sich für sich allein, spielte den Stolzen und wartete, bis man sich in den Spielsalon begab, um eine Bank zu legen.
Als er an den Tisch trat, um sich zu betheiligen, sagte Hagenau, welcher auch wieder zugegen war: »Ich hoffe nicht, daß Herr von Scharfenberg glaubt, Theil nehmen zu dürfen, ehe er seine Verbindlichkeiten erfüllt hat!«
Scharfenberg zog das Portefeuille, zog eine Anzahl falscher Noten heraus und warf sie ihm hin.
»Hier!« sagte er verächtlich. »Es widerstrebt mir übrigens, ein solches Betragen einer Kritik zu unterwerfen!«
»Pah!« lachte Hagenau. »Wir sind ja gar noch nicht fertig. Wie steht es mit dem Ehrenscheine bei dem Juden Salomon Levi?«
»Schicke hin zu ihm und erkundige Dich!«
»Gut, so scheint diese Angelegenheit in Ordnung zu sein. Beginnen wir also, meine Herren!«
Scharfenberg hatte Geld; er wollte sich dadurch rächen, daß er seinen Reichthum zeigte. Er spielte unvorsichtig, er wagte und wagte, bis er so viel verloren hatte, daß die Anderen endlich erklärten, es müsse ein Ende gemacht werden. Man hörte auf. –
Als Doctor Zander zum letzten Male in der Residenz gewesen war, hatte er beim Lesen einer Zeitung die in derselben enthaltene Gewinnliste der Landeslotterie gefunden und war dadurch auf den Gedanken gekommen, Spaßes halber auch einmal ein Loos zu nehmen. Er bestimmte bei sich selbst, den etwaigen Gewinn für die Armen oder für irgend einen milden, menschenfreundlichen Zweck zu verwenden.
Er hatte diesen augenblicklichen Gedanken auch wirklich in Ausführung gebracht und dann das Loos im Portemonnaie bei sich getragen. Heute nun hatte er in einem Caffeehause die vorgestrige Ziehungsliste gefunden und dabei die frohe Entdeckung gemacht, daß auf sein Loos ein kleiner Gewinn gefallen sei.
»Sogleich zum Collecteur,« sagte er zu sich und führte diesen Vorsatz auch sofort aus.
Als er in die Wohnung des Collecteurs kam, sagte die
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