Der verlorne Sohn
bereits: Sie sind arretirt.«
»Ar – re – tirt –?« stieß er hervor, die Sylben ergrimmt auseinander ziehend. »Aus welchem Grunde?«
»Als Mitschuldiger dieses Mannes und des Juden Salomon Levi, welche falsche Banknoten gefertigt haben.«
»Ich weiß von nichts!«
»Sie haben keine dieser Falsificate ausgegeben?«
»Nein. Ich habe allerdings neue Noten ausgegeben; aber ich habe sie nicht von diesen genannten Herren.«
»Sondern von mir? Von dem Fürsten des Elendes?«
Der Lieutenant schwieg.
»Und morgen werden Sie wieder ein Packet von mir erhalten, mit einem Briefe sogar?«
»Ich weiß nicht, was Sie sagen wollen.«
»Die Untersuchung wird es Ihnen zeigen. Vielleicht erlauben Sie uns dann, den Inhalt Ihres Ofens einmal zu besichtigen. Er soll außerordentlich gummihaltig sein.«
»Phantasiren Sie, wie Sie wollen! Ich kann nicht begreifen, was man mit mir will. Man spricht von Arretur. Nun gut! Meine Unschuld wird sich auf jeden Fall erweisen; auf keinen Fall aber kann man mich von diesem Orte als Gefangenen wegführen.«
»Ich glaube nicht, daß man dies uns wehren kann.«
»Ich bin Offizier!«
»Jetzt in Civil.«
»Aber Sie wissen, daß ich Offizier bin.«
»Gewiß.«
»So haben Sie meiner Entfernung nichts in den Weg zu legen. Ich gebe mein Wort, daß ich einer amtlichen Vorladung Folge leisten werde.«
»Das mag sein. Aber wir haben guten Grund, zu vermuthen, daß Sie Ihre Freiheit nur anwenden würden, etwaige Beweise zu entfernen. Sie werden sich also wohl in die Arretur fügen müssen.«
»Und wenn ich dies nicht thue?«
»Das heißt, Sie wollen Widerstand leisten?«
»Auf jeden Fall!«
»So werde ich Sie fesseln lassen. Diese Herren sind mit guten Handschellen versehen.«
»Pah! Ein Offizier läßt sich keine Handschellen anlegen!«
Er fuhr mit der Hand in die Tasche. Der Lauf eines Revolvers glänzte; er wollte schießen, aber – – mit der Schnelligkeit des Gedankens hatte der Fürst ihm den Revolver entrissen; ein runder Gegenstand blitzte goldig in der Hand des Letzteren auf, und in demselben Augenblicke sank der Lieutenant besinnungslos auf die Kohlen nieder.
»So!« sagte der Fürst. »Haben Sie keine Sorge! Er ist nur ohnmächtig und wird in ungefähr vier Stunden wieder zu sich kommen. Und nun zu Ihnen, mein bester Herr Wunderlich! Haben Sie diese Presse wirklich noch nie hier in Ihrem Kohlenschuppen bemerkt?«
»Nein.«
»Und doch haben Sie mit Bormann Ein-und Fünfguldennoten gefertigt!«
»Davon weiß ich nichts.«
»Auch nicht davon, daß der Jude Salomon Levi Ihnen jetzt die Platten liefert?«
»Kein Wort.«
»Und daß Sie morgen dem Lieutenant von Scharfenberg einen Packt Falsificate schicken wollen.«
»Ich bin ganz erstaunt, das zu hören.«
»Und ich bin noch erstaunter darüber, daß Sie von diesen Falsificaten gar nichts wissen. Wer hat sie denn in Ihre Stube gebracht?«
»Falsche Kassenscheine in meiner Stube? Unmöglich!«
»So kennen Sie die Pappe nicht, welche Sie unter Ihrem Kleiderschranke angeklebt oder angenagelt haben?«
Als Wunderlich nicht antwortete, fuhr der Fürst fort:
»Nämlich mit dem Hammer, den Sie dem Akrobaten Bormann geborgt haben.«
Der Rentier sank fast in die Knie; er bebte am ganzen Körper und stieß beinahe lallend hervor:
»Ich weiß nichts davon!«
»Wollen Sie noch leugnen, daß Bormann Ihr Gast gewesen ist und mit Ihrem Hammer gemordet hat?«
»Herrgott! Ich weiß nicht, was ich sagen soll!«
»So will ich Ihnen Zeit geben, sich zu besinnen. Schließen wir hier zu. Der Offizier mag mit der Presse und den Platten in Gegenwart des Herrn Polizeidirectors aufgehoben werden. Einer von Ihnen mag als Wache zurückbleiben. Wir anderen aber wollen mit Herrn Wunderlich nach seiner Wohnung gehen, um uns den Boden seines Kleiderschrankes anzusehen.«
Es erregte kein geringes Aufsehen, als nach einiger Zeit der noch immer bewußtlose Lieutenant von Scharfenberg an das Hauptpolizeiamt abgeliefert wurde. Mit Wunderlich hatte man weniger Umstände gemacht, er war dem Gefängnißwachtmeister Uhlig zur Aufbewahrung übergeben worden. –Kaum graute der Morgen, so hielt der Fürst zu Pferde vor der Wohnung des Doctor Holm. Er hatte auch für diesen ein Pferd mitgebracht, worüber Holm seine Verwunderung aussprach.
»Steigen Sie nur auf!« sagte der Fürst. »Ich werde mich Ihnen im Reiten erklären.«
Und während sie nun langsam durch die Straßen ritten, fuhr er fort:
»Glauben Sie, daß der Hauptmann die Eisenbahn
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