Der verlorne Sohn
schmutzigen Beschäftigung zu erblicken.«
»Es kann allen Menschen sehr gleichgiltig sein, womit ich mich beschäftige.«
»Selbst dann, wenn Sie sich des Nachts mit einer Banknotenpresse beschäftigen?«
»Selbst dann! Uebrigens soll es ja eben jetzt untersucht werden, was für ein Instrument wir hier vor uns haben.«
»Ah, Sie wissen es noch nicht?«
»Nein. Sie sagten mir, daß dieser Herr Wunderlich gesagt habe, daß ich mit falschen Banknoten umgehe. Das konnte ich nicht auf mir liegen lassen. Ich eilte natürlich hierher, um ihn zur Rede zu stellen.«
»Wie umsichtig von Ihnen! Sie weckten ihn aus dem Schlafe? Und er zeigte Ihnen, dem Unbekannten, sofort die Presse?«
»Ja. Er stellte in Abrede, etwas von Dem, was Sie mir mitgetheilt hatten, zu wissen. Er sagte, wenn hier irgend ein Verdacht, der jedenfalls unbegründet sei, vorliege, so könne es nur in Folge eines alten, eisernen Werkzeuges sein, welches er unter den Kohlen gefunden habe.«
»Wunderbar! Er wußte nicht, wozu dieses alte Werkzeug bestimmt sein könne?«
»Nein.«
»Wie ist es unter seine Kohlen gekommen?«
»Es mag vielleicht seit langen Jahren in dieser Ecke unter dem Kohlenstaub und Schutt gelegen haben, von ihm ganz unbeachtet natürlich. Ich bat ihn, mir die Maschine zu zeigen, und er war so freundlich, mir seine Bitte zu erfüllen.«
»Und um Ihnen das Werk zu zeigen, bediente er sich eines Schraubenschlüssels?«
»Nur dadurch, daß wir es auseinander nahmen, konnten wir seine Bestimmung erkennen.«
»Sehr geistreich! In anderen Fällen pflegt man die Bestimmung einer Maschine erst dann zu erkennen, wenn man ihre einzelnen Theile vereinigt hat.«
»Das sind Spitzfindigkeiten. Ich habe mich nicht hierher begeben, um mir von Ihnen Vorträge auf dem Gebiet der Mechanik halten zu lassen!«
»Sondern um diese Banknotenpresse in die Grube des Abortes zu versenken!«
Der Lieutenant erschrak sichtlich, warf aber dann den Kopf nach hinten und sagte:
»Genug! Wie kommen Sie überhaupt in diesen Hof?«
»Und wie Sie?«
»Ich bin mit Erlaubniß dieses Herrn hier, welcher mich eingelassen hat.«
Das gab Wunderlich Muth. Er warf sich in die Brust, trat einen Schritt auf den Fürsten zu und secundirte: »Ja, wie kommen Sie hierher? Ich bin der Besitzer dieses Hauses und habe ein Recht, darnach zu fragen.«
»Ich sagte Ihnen bereits, daß ich kam, um mein unterbrochenes Gespräch mit dem Herrn Lieutenant fortzusetzen.«
»Aber wie sind Sie hereingekommen?«
»Mit Hilfe eines Schlüssels.«
»Wo haben Sie ihn her?«
»Vom Nachtwächter.«
»So! Wenn solche Dinge geschehen, dann ist es kein Wunder, daß man hier in den Winkeln verdächtige Sachen findet, wie zum Beispiel diese Maschine, Sachen, von denen man nicht weiß, was sie sollen. Es kann eine Mechanik sein zum Losbrennen einer Höllenmaschine, zum Explodiren von Dynamit und Sprengwatte!«
»Sie haben eine bewundernswerthe Phantasie!«
»Das geht Sie nichts an! Ich werde Sie und den Nachtwächter zur Rede stellen lassen. Ich dulde, besonders bei nachtschlafender Zeit, keine fremden Subjecte in meinen Räumen. Ich confiscire den Hausschlüssel. Geben Sie ihn her!«
»Ich werde ihn nur Dem wiedergeben, von Dem ich ihn habe, nämlich dem Nachtwächter.«
»Das ist eine Ausrede. Der Wächter hat meinen Schlüssel keinem fremden Menschen zu geben. Sie sind jedenfalls über die Mauer gestiegen. Haben Sie aber wirklich einen Schlüssel, so ist es ein nachgemachter, ein Dietrich, ein Diebesschlüssel, und ich werde Sie arretiren lassen!«
»Das dürfte Ihnen etwas schwer werden!«
»Oho! Wollen Sie noch grob sein, so schicke ich augenblicklich nach der Polizei!«
»Ich habe bereits dafür gesorgt, daß Sie sich diese Mühe gar nicht zu geben brauchen. Ich stelle Ihnen vier Herren der hiesigen Polizei zur Verfügung.«
Er wich zur Seite, und die Polizisten traten ein.
»Himmel!« rief Wunderlich.
Er fuhr mit der einen Hand nach dem Herzen und legte die andere auf einen Balken, als ob er Halt suchen müsse. Der Lieutenant sah, um was es sich handelte. Er sagte, in dem er die Brauen finster zusammenzog: »Was wollen die Herren hier?«
»Sie haben die Absicht, Sie, Herr Lieutenant, nach Ihrem neuen Logis zu begleiten.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ah, jetzt beginnen Ihre Begriffe schwach zu werden; jetzt möchte ich Ihnen rathen, in die Schule zu gehen.«
»Ich verbitte mir jede Ironie. Ich verlange zu wissen, weshalb diese Herren anwesend sind!«
»Ich sagte es Ihnen
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