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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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er erneut, an die Waffe zu kommen. Ich hakte meinen rechten Arm in seinen ein und riss ihn nach hinten. Er witterte eine Chance und versuchte, sich aufzusetzen, aber damit hatte ich gerechnet. Mit dem Hebelgriff stoppte ich seinen Vorwärtsschwung, und dann konnte ich meinen linken Arm entgegen dem Uhrzeigersinn um seinen Kopf schlingen, von vorn nach hinten, die Hände über seinen Schulterblättern verschränken und mich nach hinten lehnen, so dass meine Armrücken ihm fest ins Gesicht drückten. Diese Bewegung verbog ihm den Hals bis zur äußersten Grenze und riss ihm die Schulter halb aus dem Gelenk, aber weiter ging ich nicht. Ich wollte ihn nur gefügig machen, nicht töten. Zumindest vorläufig noch nicht.
    »Für wen arbeitest du?«, fragte ich.
    Statt zu antworten versuchte er, sich zu wehren. Ich legte noch etwas mehr Druck auf seinen Hals, ließ aber rasch wieder locker, damit er nicht glaubte, dass ich ihn umbringen wollte, denn dann hätte ich natürlich nicht mit seiner Kooperation rechnen können.
    Er verstand meine Absicht, und die Gegenwehr hörte auf. »Je ne comprends pas« ,hörte ich ihn sagen, und sein Körper war völlig verspannt in meinem Griff.
    Von wegen, du verstehst nichts, Freundchen, dachte ich. Vorhin hast du noch CNN gesehen.
    »Pour … pour qui travaillez-vous?« ,versuchte ich es auf Französisch.
    »Je ne comprends pas« ,wiederholte er.
    Na schön, meinetwegen. Ich drückte wieder zu, fester als vorher, und hielt den Druck diesmal eine Sekunde länger, ehe ich ihn wieder lockerte.
    »Letzte Chance«, sagte ich auf Englisch. »Sag mir, für wen du arbeitest oder du bist erledigt.«
    »Okay … okay«, hörte ich ihn sagen, und seine Stimme klang gedämpft, weil mein Arm auf seinem Gesicht lag. Ich beugte mich etwas vor, um ihn besser verstehen zu können.
    In dem Moment warf er sich gegen mich und riss den rechten Arm jäh nach oben, um aus dem Hebelgriff rauszukommen und das zu erreichen, was er unter dem Sakko hatte. Ich legte mich nach links und zog den Arm ruckartig zurück. Doch sein Angriff war nur fingiert gewesen, und als ich mein Gewicht verlagerte, sah ich zu spät, dass er in Wahrheit mit der anderen Hand an seinen Gürtel greifen wollte. Ehe ich ihn daran hindern konnte, hatte er mit einer einzigen fließenden Bewegung einen Knopf im Leder geöffnet und die Schnalle rausgerissen, an der eine zweischneidige Stahlklinge befestigt war.
    Verflucht. Ohne zu überlegen, warf ich mich mit Schwung nach hinten, presste ihm dabei meinen linken Unterarm in den Nacken und drückte mit der ganzen Kraft beider Arme zu. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich einen knorpeligen Widerstand, dann brach sein Genick. Sein Körper verkrampfte sich in meinen Armen. Das Messer fiel scheppernd zu Boden.
    Ich legte ihn auf den Bürgersteig und tastete ihn rasch ab. Meine Hände zitterten vom Adrenalin. Plötzlich merkte ich, dass mir das Herz hektisch im Hals klopfte. Verdammt, das war ein guter Trick gewesen. Fast hätte er damit Erfolg gehabt.
    Er war ohne Gepäck unterwegs: keine Brieftasche, keine Ausweispapiere. Bloß die Keycard des Hotelzimmers in der Gesäßtasche und in einem Schulterhalfter das, wonach er greifen wollte, als er mich sah. Eine Heckler & Koch Mark 23, mit einem Schalldämpfer von Knights Armament, eines der beiden Modelle, die H&K für die Mark 23 zulässt.
    Ein Gürtelmesser und eine H&K mit Schalldämpfer. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er damit auf seinem Weg nach Macau einfach durch die Sicherheitskontrollen am Flughafen spaziert ist. Wahrscheinlicher war, dass der geheimnisvolle Mr. Nuchi Kontakte vor Ort hatte und dass die Waffen hier für ihn bereitgelegen hatten oder ihm sonstwie nach seiner Ankunft zur Verfügung gestellt worden waren. Ich beschloss, später nochmal in Ruhe diesen Gedanken zu verfolgen.
    Ansonsten war nichts zu finden, was darauf hinwies, wer er war oder wer ihn geschickt hatte. Oder mit wem er sich hatte treffen wollen.
    Ich stand auf und sah mich um. Die Straße war ruhig wie ein Friedhof.
    Ich entfernte mich im Schatten. Die Waffen ließ ich liegen, weil ich bei meinem aktuellen Auftrag keine Verwendung für sie hatte und ich mich außerdem mit nichts belasten wollte, das von der Polizei irgendwie mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden konnte. Nach einer Weile beruhigte sich mein Puls wieder.
    Wer zum Teufel war er? Zu wem war er unterwegs gewesen? Das Gefühl, so wenig über ihn zu wissen, machte mir zu schaffen. Ein

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