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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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brauchst du nicht.« Sein Tonfall war ruhig, aber er hatte einen Beiklang, der Zorn in ihr aufkeimen ließ.
    »Ich brauche kein Kindermädchen, Balkis«, sagte sie. »Ich passe seit Jahren auf mich selbst auf und kann das hier schaffen, ich bin stark genug. Glaubst du, Tallis hätte das gesagt, wenn er dächte, ich wäre nicht stark genug?«
    »Tallis?« Er stieß ein kurzes, hartes Auflachen aus. »Er ist mittlerweile so von Macht erfüllt, dass er glaubt, alles erreichen zu können. Er denkt, er könnte dich retten, wenn es sein müsste.«
    »Vielleicht könnte er das«, sagte sie. »Du weißt, wer er ist, nicht wahr? Von wem er abstammt, von wem wir beide abstammen?«
    Balkis sagte nichts; seine blauen Augen funkelten dunkel im Zwielicht.
    »Er würde mich nie in Gefahr bringen«, sagte sie.
    »Er glaubt nicht, dass du in Gefahr sein wirst.«
    »Weil er weiß, dass ich es schaffen kann.«
    Balkis atmete leise aus. »Weil er eine ganze Armee töten würde, um dich zu retten.« Er trat einen Schritt auf den Platz zu, an dem sie im Schatten eines hohen Baums stand. Seine Worte machten sie nachdenklich, und sie sah wieder die Macht in den Augen ihres Bruders schimmern, hatte eine Vision, wie er sich eine Schneise durch eine Menge von Männern mähte, eine Klinge in der Hand und Zorn im Gesicht. Er war jetzt so stark. Es flößte ihr Angst um ihn ein, und sie spürte ihn plötzlich in der Kuppel, ein Zentrum, das so große Kraft und Energie ansog, dass er wie eine leuchtende Dunkelheit in ihrem Verstand war – aber all diese Macht war nur einem Zweck untergeordnet, dem, Azoth zu töten und alles zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Balkis berührte ihre Schulter, und Shaan blinzelte und kehrte in den dunklen Schatten der Bäume zurück.
    »Shaan«, sagte er und streichelte mit dem Daumen ihren zarten Schulterknochen, »warum hast du mir nichts von deiner Mutter erzählt?«
    Der Atem stockte ihr in der Kehle. »Ich hatte keine Zeit.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«
    »Warum spielt das eine Rolle?« Sie fühlte sich plötzlich von dem wissenden Ton seiner Stimme in die Enge getrieben. »Es überrascht dich vielleicht, dass ich dir nicht alles erzähle, Balkis.«
    Er hielt inne, atmete aus. »Nein, warum sollte ich das erwarten? Zwischen uns ist ja schließlich nichts, nicht wahr?« Sein Daumen rieb wieder über ihre Haut.
    Es sorgte dafür, dass sie sich zugleich warm und besorgt fühlte. »Hör auf damit.«
    »Warum? Es hat nichts zu bedeuten.« Er machte weiter damit, und die Worte, die sie hatte sagen wollen, kamen nicht, weil sie sah, dass seine Augen von einer Art bitterem Schmerz erfüllt waren.
    »Bedeutet es denn nicht nichts?«, sagte er wieder. »Sind meine Aufmerksamkeiten kein Spiel für dich?«
    Das raubte ihr den Kampfgeist. So hatte sie ihn noch nie gesehen. »Nein«, sagte sie, »es hat etwas zu bedeuten.«
    Er verzog die Lippen. »Aber nicht viel.«
    »Nein.« Sie legte die Hand über seine, brachte die Bewegung seines Daumens zum Erliegen. »Mehr als das.«
    Er stand still und musterte sie beinahe misstrauisch, als sie seine Hand nahm und zwischen ihren eigenen hielt. Seine Hand war größer als ihre, die Haut verhärtet davon, ein Schwert zu halten, sonnengebräunt, und doch passte ihre eigene so gut hi nein. Das war ihr vorher noch nicht aufgefallen. Sie rieb mit ei nem Finger über seine Handfläche, zog die Linien nach, die im Sternenlicht nur schwach zu erkennen waren, und holte tief Luft.
    »Shaan …« Seine Stimme zitterte, klang sanft, aber sie umfasste seine Hand, unterbrach ihn.
    »Nein, warte«, sagte sie. »Ich habe dir nicht von meiner Mutter erzählt, weil sie … Es fühlt sich einfach nicht so an, als ob sie wirklich ist.« Sie hoffte, dass er ihrem Gesicht ansehen würde, was sie nicht erklären konnte. »Ich hatte nie eine Mutter, Balkis, nicht wirklich, und jetzt ist es so, als ob …«
    »… es zu spät ist?«, sagte er.
    Sie seufzte. »Vielleicht. Ich weiß es nicht.« Ihr Herz klopfte schneller, als sie seine Hand fester umklammerte. »Aber das ist nicht alles«, sagte sie. »Ich habe auch herausgefunden, dass Tallis und ich auch einen Vater haben, der noch am Leben ist.«
    Seine Brauen zogen sich zu einem kleinen Stirnrunzeln zusammen. »Du klingst auch darüber nicht glücklich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er weiß es noch nicht.«
    »Du sagst das, als ob er hier in Salmut wäre.«
    »Das ist er.« Shaan holte tief Atem und fragte sich, ob sie das Richtige tat. Aber

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