Der Verrat Der Drachen: Roman
steif, und Rorc sagte zu Tallis und Shaan: »Wir müssen reden. Ihr habt ohne Zweifel bemerkt, dass dieses … Problem bedeutet, unsere Pläne müssen sich ändern. Sucht mich in meinem Quartier auf, nachdem ich mit den Glaubenstreuen und Reitern gesprochen habe – alle beide. Wir müssen jetzt die Stadt verlassen, auch du, Shaan. Du musst mit uns zu den Clans kommen – was du, wie ich weiß, ohnehin vorhattest.« Sie hielt seinem Blick trotz der Hitze, die ihr den Hals hinaufkroch, stand.
»Ich wollte Euch fragen«, sagte sie und glaubte zu sehen, wie sich sein Mund zu dem Hauch eines Lächelns verzog, aber er sagte nur: »Morfessa kommt her, um uns mehr zu berichten; er wird binnen einer Stunde hier sein.«
Dann war er fort, ging zum Platz, auf dem die übrigen Glaubenstreuen und Reiter versammelt waren. Irissa grinste Shaan an, aber diese vermied es, Balkis anzusehen, dessen Gesichtsausdruck eine Mischung aus Frust und Erheiterung widerspiegelte.
»Wo sind die Drachen?«, fragte Balkis Tallis.
Tallis‘ Augen blickten einen Moment lang ins Leere, und Shaan fühlte, wie er den Tieren nachspürte. »Nördlich von uns«, sagte er. »Nicht weit weg.«
»Ruf sie zurück.«
»Balkis«, rief Attar, der über die Mauer Ausschau gehalten hatte, ihm zu. »Die Truppen treffen ein!«
Draußen hörte Shaan die Schritte von Stiefeln auf Stein im Gleichschritt und das dumpfe Rufen eines Mannes, der Soldaten befahl, sich zu formieren. Die Hitze ihrer Verlegenheit erlosch wie eine ausgeblasene Flamme; sie sah Tallis und Irissa an und sah die Angst, die sie spürte, auf ihren Gesichtern gespiegelt.
Balkis fluchte. »Das ging schnell.« Er lief zurück zur Mauer und spähte durch eine Schießscharte. Als er sich umdrehte, war sein Gesicht angespannt. »Kommt mit«, sagte er zu Attar, »wir müssen uns noch einmal vergewissern, ob alle Tore gesichert sind.« Er warf einen letzten Blick auf Shaan, und es wirkte, als wolle er noch etwas sagen, doch er ging, Attar an seiner Seite.
Irissa kehrte unter Protest zur Kuppel zurück, und eine Stunde später betraten Shaan und Tallis Rorcs Haus. Balkis und Attar studierten eine Landkarte auf Rorcs Schreibtisch, und Morfessa war mit Rorc ins Gespräch vertieft, obwohl es eher ein Streit als ein Austausch zu sein schien. Shaan bemerkte erleichtert, dass Rorc den Schnitt in seinem Arm verarztet hatte.
Das Gespräch kam zum Erliegen, als Tallis die Tür schloss; Morfessa musterte Shaan mit seinen verschiedenfarbigen Augen. Seine Körperhaltung war angespannt.
»Shaan«, sagte er, »hat Nilah über Kopfschmerzen oder Krankheit geklagt, bevor du gegangen bist?«
Überrascht blieb sie stehen. »Nein, es sei denn, man rechnet die Folgen übermäßigen Weingenusses mit ein. Warum?«
»Sie ist an ihre Gemächer gefesselt«, sagte Rorc. »Sie ist in der Ratssitzung zusammengebrochen, nachdem ich gegangen war, und der Rat lässt verlautbaren, sie sei krank.«
»Sie wollte gerade ihre Entscheidung bezüglich des Kriegs widerrufen, als sie stürzte«, sagte Morfessa, »war aber nicht in der Lage, das durchzusetzen. Jetzt sagt Lorgon, es sei der Wille der Götter.« Abscheu erfüllte seine Züge.
Shaan wurde erst kalt, dann heiß. Hatte Nilah doch noch auf sie gehört? Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie sagte mir, sie hätte zu viel Angst, um ihr Wort zu brechen«, sagte sie. »Ist sie am Leben?«
»Davon müssen wir ausgehen«, sagte Morfessa. »Wenn sie bis jetzt keine anderen Krankheitszeichen hat erkennen lassen, muss sie noch eine Chance haben.« Er wandte sich rasch wieder Rorc zu. »Wir müssen sie da herausholen. Wenn es zum Schlimmsten kommt und Azoth die Stadt einnimmt, brauchen wir sie als Galionsfigur für die Leute, als Sammelpunkt für die Überlebenden.«
»Wenn überhaupt jemand überlebt«, sagte Balkis.
Rorcs Gesichtsausdruck war gleichmütig. »Wir setzen viele Leben aufs Spiel, wenn wir sie herausholen. Es wird schwer genug, uns einen Weg aus der Drachenanlage und der Stadt freizukämpfen, ganz zu schweigen davon, in den Palast zu gelangen.«
»Die Drachen können helfen«, sagte Tallis.
Kurz herrschte Schweigen.
»Wie?«, fragte Rorc.
»Es sind nur zwei«, sagte Attar und kam um den Tisch herum auf ihn zu, »und wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren, Clansmann. Was willst du tun – alle Pfeile davon abhalten, sie zu treffen, einen Trupp Wachen aufhalten?«
»Wenn es sein muss.« Er sprach mit gesenkter Stimme, aber sie war von einem
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