Der Verrat: Thriller (German Edition)
deutete in Richtung Terminal. »Mein Kind«, schrie sie. »Jemand hat mein Kind entführt!«
Ihre Worte schienen nichts zu bewirken, ihr Hämmern aber schon. Zwei Sicherheitsleute kamen auf die Kabine zu, kümmerten sich jedoch nicht um Jimmy. Alles, was hinter ihnen geschah, beeindruckte sie nicht. Außer sich vor Sorge, verdrängte Stephanie die Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, sie sei übergeschnappt, und rannte los.
Sie war gerade mal aus der Kabine heraus, als einer der Männer vom Sicherheitspersonal sie am Arm packte und etwas sagte, das sie nicht verstand. Sein fester Griff bremste sie, konnte sie aber nicht aufhalten. Die Aussicht, Jimmy zu verlieren, verlieh ihr außergewöhnliche Energie. Der Mann grapschte mit der anderen Hand nach ihr, und ohne nachzudenken wirbelte Stephanie herum und versetzte ihm einen Faustschlag mitten ins Gesicht. »Da entführt einer mein Kind!«, schrie sie.
Der Sicherheitsmann blutete aus der Nase, ließ sie aber nicht los.
Jetzt konnte Stephanie nur noch die Mütze des Entführers sehen. Jimmy war in der Menge verschwunden. Die panische Angst gab ihr Kraft, und sie zog den Sicherheitsmann hinter sich her. Vage nahm sie wahr, dass andere Sicherheitsangestellte ihre Waffe zogen und sie anschrien, aber sie blieb vollkommen konzentriert und rief: »Jimmy!«
Inzwischen hatte ein weiterer Sicherheitsangestellter sie um die Taille gefasst und versuchte, sie zu Boden zu reißen. »Auf den Boden«, brüllte er. »Sofort auf den Boden.« Sie trat nach ihm und schrammte mit ihrem Absatz an seinem Schienbein entlang.
Als sich ein dritter Mann des Sicherheitspersonals in die Schlacht einmischte und sich auf ihren Rücken warf, wurde aus dem Geschrei ein unverständliches Stimmengewirr. Stephanies Knie gaben nach, und sie sackte zu Boden. »Mein Junge«, murmelte sie und griff in die Tasche, in die sie ihre Bordkarten gesteckt hatte. Plötzlich lösten sich die Personen, die sie festhielten, von ihr, und sie war frei. Verwirrt, aber erleichtert, dass man ihr endlich zuhören wollte, stemmte sich Stephanie mit einer Hand hoch auf die Knie.
Das war der Moment, in dem sie den Elektroschocker einsetzten.
2
A lles geschah gleichzeitig. Ein entsetzlicher Schmerz raste an ihren Nervenbahnen entlang, tanzende Synapsen schickten verheerende Signale an die Muskeln. Stephanie brach sofort zusammen, es war ein kompletter Kollaps, wie wenn ein Schalter umgelegt wird. Ihre verwirrten Gedanken rasten und konnten nichts anfangen mit dem Schmerz und dem totalen Kontrollverlust über ihren Körper. Der einzige Impuls, der dabei nicht unterging, war ihr Bedürfnis, mitzuteilen, was geschehen war.
Sie war sich ganz sicher, Jimmys Namen zu rufen, während sie hart auf dem Boden aufschlug. Aber was sie hörte, waren nur unverständliche, abgehackte Laute, so etwas wie das Lallen eines Schläfers, der von einem Alptraum geplagt wird.
So plötzlich, wie der Schmerz gekommen war, verschwand er auch wieder. Stephanie hob verblüfft den Kopf. Sie kümmerte sich nicht um die Angestellten der Flughafensicherheit, die in gebotener Entfernung um sie herum standen. Sie merkte nichts von den gaffenden Fluggästen, ihren Ausrufen oder den gezückten Fotohandys. Verzweifelt versuchte sie, irgendwo Jimmy zu entdecken, und erhaschte tatsächlich einen Blick auf sein leuchtend rotes Arsenal-Trikot neben der schwarzblauen Uniform der Flughafensicherheit. Die beiden bogen von der Haupthalle ab und verschwanden. Stephanie ignorierte den nachklingenden Schmerz in ihren Muskeln, stemmte sich hoch und stürmte in die entsprechende Richtung, wobei etwas wie ein Urschrei aus ihrer Kehle drang.
Aber sie schaffte nicht einmal den ersten Schritt. Diesmal war der Taserschock länger und die Lähmung gründlicher.
Nach dem ersten betäubenden Stromstoß blieb sie weiterhin orientierungslos und schwach. Zwei Männer zogen sie hoch, bis sie auf die Beine kam, und zerrten sie durch den Terminal, aber in entgegengesetzter Richtung der Stelle, wo sie Jimmy zuletzt gesehen hatte. Mit dem letzten Rest ihrer Kraft versuchte Stephanie, sich zu befreien.
»Geben Sie auf«, schrie sie einer der Männer an, die sie festhielten.
»Handschellen«, rief eine zweite, energischere Stimme.
Stephanies Arme wurden nach hinten gezerrt, und sie spürte, wie sich die metallenen Handschellen wie kalte Armbänder um ihre Handgelenke schlossen. Jetzt ging es schneller voran, sie wurde durch einen Seitenflur und eine Tür geschubst. Man ließ sie
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