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Der Verschollene

Der Verschollene

Titel: Der Verschollene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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des Küchenmäd- chens und seiner Ankunf hier verstreichen lassen, doch zu keinem andern Zwecke als damit der Heizer die Her- ren so ermüde, daß sie allmählich ihre klare Urteilskraf verloren hätten, welche Schubal vor allem zu fürchten hatte? Hatte er der sicher schon lange hinter der Tür gestanden war nicht erst in dem Augenblick geklopf, als er infolge der nebensächlichen Frage jenes Herren hoffen durfe, der Heizer sei erledigt?
       Alles war klar und wurde ja auch von Schubal wider Willen so dargeboten, aber den Herren mußte man es anders, noch handgreiflicher sagen. Sie brauchten Auf- rüttelung. Also Karl, rasch, nütze jetzt wenigstens die Zeit aus, ehe die Zeugen aufreten und alles über- schwemmen.
       Eben aber winkte der Kapitän dem Schubal ab, der daraufin sofort – denn seine Angelegenheit schien für ein Weilchen verschoben worden zu sein – beiseite trat und mit dem Diener, der sich ihm gleich angeschlossen hatte, eine leise Unterhaltung begann, bei der es an Sei- tenblicken nach dem Heizer und Karl sowie an den überzeugtesten Handbewegungen nicht fehlte. Schubal schien so seine nächste große Rede einzuüben.
       „Wollten Sie nicht den jungen Mann hier etwas fragen, Herr Jakob?" sagte der Kapitän unter allgemeiner Stille zu dem Herrn mit dem Bambusstöckchen.
       „Allerdings", sagte dieser mit einer kleinen Neigung für die Aufmerksamkeit dankend. Und fragte dann Karl nochmals: „Wie heißen Sie eigentlich?"
       Karl, welcher glaubte, es sei im Interesse der großen Hauptsache gelegen, wenn dieser Zwischenfall des hart- näckigen Fragers bald erledigt würde, antwortete kurz, ohne wie es seine Gewohnheit war, durch Vorlage des Passes sich vorzustellen, den er erst hätte suchen müs- sen: „Karl Roßmann."
    „Aber", sagte der mit Jakob Angesprochene und trat zuerst fast ungläubig lächelnd zurück. Auch der Kapi- tän, der Oberkassier, der Schiffsofficier, ja sogar der Diener zeigten deutlich ein übermäßiges Erstaunen we- gen Karls Namen. Nur die Herren von der Hafenbehör- de und Schubal verhielten sich gleichgültig.
    „Aber", wiederholte der Herr Jakob und trat mit et- was steifen Schritten auf Karl zu, „dann bin ich ja Dein Onkel Jakob und Du bist mein lieber Neffe. Ahnte ich es doch die ganze Zeit über", sagte er zum Kapitän hin, ehe er Karl umarmte und küßte, der alles stumm gesche- hen ließ.
    „Wie heißen Sie?" fragte Karl nachdem er sich losge- lassen fühlte, zwar sehr höflich aber gänzlich ungerührt und strengte sich an, die Folgen abzusehn, welche dieses neue Ereignis für den Heizer haben könne. Vorläufig deutete nichts darauf hin, daß Schubal aus dieser Sache Nutzen ziehen könnte.
    „Begreifen Sie doch junger Mann Ihr Glück", sagte der Kapitän, der durch die Frage die Würde der Person des Herrn Jakob verletzt glaubte, der sich zum Fenster gestellt hatte, offenbar um sein aufgeregtes Gesicht, das er überdies mit einem Taschentuch betupfe, den andern nicht zeigen zu müssen. „Es ist der Staatsrat Edward Jakob, der sich Ihnen als Ihr Onkel zu erkennen gegeben hat. Es erwartet Sie nunmehr, doch wohl ganz gegen Ihre bisherigen Erwartungen eine glänzende Laufahn. Versuchen Sie das einzusehn, so gut es im ersten Augen- blick geht und fassen Sie sich."
       „Ich habe allerdings einen Onkel Jakob in Amerika", sagte Karl zum Kapitän gewendet, „aber wenn ich recht verstanden habe, lautet bloß der Zuname des Herrn Staatsrat Jakob."
       „So ist es", sagte der Kapitän erwartungsvoll.
       „Nun, mein Onkel Jakob, welcher der Bruder meiner Mutter ist, heißt aber mit dem Taufnamen Jakob wäh- rend sein Zuname natürlich gleich jenem meiner Mutter lauten müßte, welche eine geborene Bendelmayer ist."
       „Meine Herren!" rief der Staatsrat, der von seinem Erholungsposten beim Fenster munter zurückkehrte, mit Bezug auf Karls Erklärung aus. Alle mit Ausnahme der Hafenbeamten brachen in Lachen aus, manche wie in Rührung, manche undurchdringlich.
       So lächerlich war das was ich gesagt habe doch keines- wegs, dachte Karl.
       „Meine Herren", wiederholte der Staatsrat, „Sie neh- men gegen meinen und gegen Ihren Willen an einer klei- nen Familienscene teil und ich kann deshalb nicht um- hin, Ihnen eine Erläuterung zu geben, da wie ich glaube nur der Herr Kapitän (diese Erwähnung hatte eine gegen- seitige Verbeugung zur Folge) vollständig unterrichtet ist."
    Jetzt muß ich aber wirklich auf jedes Wort

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