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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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durcheinander ist. Ich mag Schnee, Sie auch? Als Kind waren wir immer beim Schlittenfahren auf dem Schuttberg im Luitpoldpark. Früher haben wir noch richtig weiße Weihnachten gehabt. Obwohl: Wenn ich jetzt drüber nachdenk, fällt mir ein, dass es auch schon mal an Ostern geschneit hat. Wissen Sie, Frau Feyerabend, was meine Mutter immer gesagt hat, als ich ein kleines Mädchen war? Wenn’s geschneit hat, hat sie gesagt: Geschnitten ist schon, es fällt bloß noch. Die könnt auch noch leben. Ich verrat Ihnen was, Sie sind ja von der Polizei und eine vertrauenswürdige Person. Meine Mutter hat immer recht getrunken. Gesoffen. Hat mein Vater immer gesagt. Er hat kaum was getrunken, sie schon. Oft und viel. Mit neunundfünfzig Leberzirrhose. Schrumpfleber. An einem Tag ist sie aus dem Krankenhaus ausgebüchst,war auf einmal spurlos verschwunden. Die Polizei ist gekommen und hat sie gesucht. Überall in der Stadt. An der Isar natürlich vor allem, da ist sie gern hingegangen, auch mit uns Kindern. Ich hab ja noch einen Bruder, der lebt in Kiel. Ingenieur. Seine Leidenschaft für die Technik hat er von seinem Vater. Ja, und dann war sie auf einmal wieder da, meine Mutter, und wir haben nie erfahren, wo sie gewesen ist. Zwei Tage später ist sie gestorben. Vielleicht hat sie ein Abkommen mit dem lieben Gott getroffen, heimlich. So war das, Frau Feyerabend. Glauben Sie, das stimmt, dass mein Mann schuld ist? Dass er derjenige war, der nicht aufgepasst hat? Dass er einen Fehler gemacht hat? Er war ein guter Pilot, Frau Feyerabend, immer sicher gelandet. Immer. Immer. Er hat noch eine Platzrunde nach dem Start gedreht, sagt der Geschäftsführer des Flugplatzes. Er hat die rote Katana mit eigenen Augen aufsteigen sehen. Piste 05. Von der ist er gestartet. Aber wo der Hubschrauber plötzlich hergekommen ist, hab ich vergessen, obwohl der Polizist, der angerufen hat, mir den Ort genannt hat. Vergessen. Essen Sie doch einen Wimmer-Keks, Frau Feyerabend, die werden doch sonst steinhart.«

7
    Er sei ins Haus gegangen und habe es seither nicht wieder verlassen, teilte ihm der Streifenpolizist mit, der mit einem Kollegen den Einkaufsmarkt observierthatte. Mit seiner Freundin Karla hatte Jost Rincke nicht mehr telefoniert.
    Weil Sonja Feyerabend nach wie vor mit den Recherchen im Fall der abgestürzten Flugzeuge beschäftigt war und Volker Thon zwei weitere Kommissare in die Fahndung nach einer vermissten Schülerin einbeziehen musste, fuhr Tabor Süden allein zur Wohnung von Jost Rincke.
    Das vierstöckige Haus lag in der Siedlung am Hart im Norden Münchens, einer Gegend mit viel Gewerbebetrieben, Hochhäusern, Ausfallstraßen, Wohnblöcke, in denen hauptsächlich Migranten lebten.
    Es war kurz vor fünf, der Himmel hatte sich bewölkt, und ein kalter Wind vertrieb die Leute von den Bürgersteigen.
    Süden klingelte dreimal hintereinander. Eine verzerrte Stimme meldete sich.
    »Ja?«
    »Tabor Süden. Ich muss Sie sprechen, Herr Rincke.«
    »Bin grad duschen. In einer halben Stunde, vorn in der Sudetendeutschen ist ein Café, da können wir uns treffen.«
    »Ich warte in Ihrer Wohnung, bis Sie fertig sind.«
    Nach einigen Sekunden summte der Türöffner. Süden warf einen Blick zum Streifenwagen, der mit offenem Seitenfenster in der Doeberlstraße parkte, und ging ins Treppenhaus. Rinckes Wohnung lag im zweiten Stock. Die Tür war angelehnt. Süden klopfte.
    In Jeans und einem grünen Pullover kam Rincke ihm im Flur entgegen.
    »Der Kommissar schon wieder. Kommen Sie rein.«
    Als Süden die Tür hinter sich schloß, schlug Rincke zu.
    Er schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, aber Süden reagierte schneller, als der andere erwartet hatte. Anstelle der Nase erwischte Rincke nur die Wange. Verblüfft, dass der behäbig wirkende Kommissar dem Schlag ausgewichen war, ließ er den Arm sinken, bevor er ein zweites Mal ausholte. Das dauerte zu lang. Süden packte Rinckes Arm und bog ihn mit einer harten Bewegung nach hinten. Rincke schrie auf. Süden umklammerte dessen Nacken, trat ihm in die Beine und drückte ihn zu Boden. Als Rincke sich aufbäumte, erhielt er einen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn auf den Bauch warf.
    Vom Fenster aus winkte Süden den beiden Streifenpolizisten.
    Sie fesselten den immer noch benommen daliegenden Mann mit Handschellen, wuchteten ihn in die Höhe und dirigierten ihn die Treppe hinunter zum Auto. Er fluchte und spuckte ununterbrochen aus.
    Von der Siedlung am Hart wurde Rincke ins Polizeipräsidium

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