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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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jedoch nicht.
    Oder hatte Margret ihre Versuche aufgegeben?
    Nein, dachte Süden.
    Zuerst rief er in einem Einkaufsmarkt an der Ingolstädter Straße an.
    »Ich hätte gern Herrn Rincke gesprochen.«
    »Der ist hinten im Lager, ich stell Sie durch«, sagte eine Frau.
    Süden legte auf. Dann wählte er die Nummer des Drogeriemarktes in der Hohenzollernstraße.
    »Kommen Sie bitte heute um 15 Uhr ins Dezernat«, sagte er.
    »Guter Mann«, sagte Karla Leimer, »ich muss arbeiten. Wenn Sie mich sprechen wollen, müssen Sie schon herkommen. Haben Sie meinen Mann gefunden?«
    »Nein. 15 Uhr in der Bayerstraße.«
    »Garantiert nicht.«
    Bevor er das Büro verließ, bat er Erika Haberl, dieSekretärin der Vermisstenstelle, um kurz vor drei Uhr einen Streifenwagen nach Schwabing zu schicken, um Karla Leimer abzuholen.
    »Der Chef möcht dich sprechen.«
    »Hernach«, sagte Süden.
    »Wann ist hernach?«
    »Nachher.«
    »Ich richt’s ihm aus.«
    Auf der Straße, in der lauen Luft, im Getümmel der Passanten, beim Anblick des Gewusels von drängelnden Autos, hupenden Taxis, Straßenbahnen und Reisenden rund um den Hauptbahnhof überkam Süden ein unbändiger Hunger. Und er stillte ihn mit einem Döner bei Mustafa, der seinen Laden im Parterre des Dezernats hatte.
    Der Mann trug eine rosafarbene Krawatte zu einem weißen Hemd und eine goldene Kette am rechten Handgelenk. Er hatte kurzgeschnittene, blonde Haare und ein weiches, rundliches Gesicht mit einer breiten Nase und einem ovalen Mund. Lächeln oder ungehässig schauen konnte er anscheinend nicht. Seine Stimme klang ebenso hart wie sein Blick kalt war. Ansonsten gelang ihm, wie Süden schnell feststellte, die perfekte Kontrolle seiner Gedanken.
    »Sehr gern.« Viele seiner Antworten leitete der sie-benunddreißigjährige Jost Rincke mit diesen Worten ein.
    »Beschreiben Sie mir«, sagte Tabor Süden, »den momentanen Zustand der Ehe zwischen Karla und Richard Leimer aus Ihrer Sicht.«
    »Sehr gern.«
    Vom ersten Moment an hatte Rincke, als der Kommissar ihm in der Halle des Einkaufsmarktes die Hand schüttelte, keinerlei Irritation erkennen lassen, dass Süden von seiner Beziehung zu Karla wusste.
    Inzwischen saß er an einem Schreibtisch in einem fensterlosen Büro, das eher einem Kabuff glich als einem Arbeitszimmer. Zwei graue Aktenschränke reichten bis zur niedrigen Decke, über den Boden verstreut lagen Unmengen von Prospekten, in den Ecken stapelten sich, teilweise übereinander geschichtet, Pappkartons und Kisten. Nur die Papiere und Akten auf dem Schreibtisch sahen geordnet aus. Schweißgeruch hing in der abgestandenen Luft. Es gab nur einen Stuhl.
    Aber Süden wollte sowieso lieber stehen.
    Reglos stand er vor der geschlossenen Tür, an der ein Poster einer minimal bekleideten jungen Frau hing.
    »Die Situation«, sagte Rincke, »ist für die beiden nicht leicht. Er frustriert, sie frustriert, wie fangen da die Tage an? Mit Frust, ist doch logisch.«
    »Frau Leimer wird sich also von ihrem Mann trennen.«
    Für einen kurzen Moment senkte Rincke den Kopf. »Glaub ich nicht«, sagte er, den Blick auf Süden gerichtet. »Wird sie nicht tun.«
    »Sie sollte es aber tun, Ihrer Meinung nach.«
    »Ja. Aber: Wenn nicht, dann nicht. Kein Problem.«
    Rinckes Handy, das vor ihm auf dem Tisch lag, klingelte. Er sah auf das Display und drückte den Knopf. »Kann jetzt nicht. Bin im Gespräch, servus.«Er legte das Handy wieder hin. »Sie wollen was rauskriegen wegen dem Herrn Leimer.«
    »Wie Sie wissen, hat seine Frau ihn als vermisst gemeldet«, sagte Süden.
    »Weiß ich.«
    »Wo könnte er sein?«
    »Was meinen Sie?«, sagte Rincke. »Sie sind der Profi. Wohin verschwinden solche Leute?«
    »Sie meinen Leute, die Schulden haben und ein frustriertes Leben führen.«
    »Die mein ich, ganz genau. Bringen die sich um? Wär verständlich.«
    »Manche bringen sich um«, sagte Süden. »Wo würde Richard Leimer hingehen, um sich umzubringen?«
    »Direkte Frage. Leider: keine Ahnung.«
    »Sie haben ihn nie kennengelernt.«
    »Never.«
    »Er weiß nichts von Ihrem Verhältnis mit seiner Frau.«
    »Das wär allerdings ungewöhnlich.«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Echt nicht?«
    »Nein.«
    Rincke hob die Schultern, und es sah aus, als hielte er die Luft an.
    Süden schwieg.
    »Ja, gut«, sagte Rincke und stieß Luft durch den Mund. »Wie kann ich helfen?«
    »Helfen Sie mir zu verstehen, was am vergangenen Wochenende passiert ist.«
    »Sehr gern. Aber wie? Am Wochenende. Da ist

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