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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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erweg. Am Sonntag. Hat Karla erzählt. Sonntagabend irgendwann.«
    »Haben Sie an diesem Abend mit Frau Leimer telefoniert?«
    »Nein. Am nächsten Tag erst. Bevor sie zur Polizei gegangen ist.«
    »Sie haben ihr geraten, Anzeige zu erstatten?«
    »Ich? Ja. Natürlich. Sicher.«
    Süden schwieg.
    Rincke warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Was gibt’s da zu verstehen?«
    »Es gibt viel zu verstehen«, sagte Süden.
    »Der Mann ist weg. Sonntagabend.«
    »Am Samstagabend war er zuhause.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie haben Frau Leimer nicht danach gefragt?«
    »Nach was?«
    »Ob Richard Leimer am Samstagabend zuhause war«, sagte Süden.
    »Fragen? Hätt ich das fragen sollen?«
    »Er hätte auch schon am Samstag verschwunden sein können.«
    »Sicher, freilich«, sagte Rincke. »So gesehen. Er war zuhause.«
    »Warum?«
    »Bittschön?«
    »Normalerweise geht er am Samstag ins Gasthaus«, sagte Süden.
    »Was sagt die Frau Leimer dazu?«
    »Sie sagt, ihr Mann war zuhause.«
    »Dann wird’s stimmen.«
    Süden schwieg.
    Wieder sah Rincke auf die Uhr. »Ich muss raus. Der Chef ist krank, der hat Grippe. Ich muß mich um meine Leute kümmern.«
    »Sie sind stellvertretender Geschäftsführer des Einkaufsmarktes«, sagte Süden.
    »Ich bin praktisch der Einkaufsleiter. Es gibt noch einen zweiten, aber der hat gesundheitliche Probleme, also bin ich verantwortlich.«
    »Am Freitagabend«, sagte Süden. »Haben Sie an diesem Abend Karla getroffen?«
    »Am Freitag?« Er sah an Süden vorbei zur Tür. Dann schürzte er die Lippen.
    »Sicher. Am Freitag. Kurz. Sie war beim Sport, danach haben wir uns beim Italiener getroffen, vorn in der Herzogstraße. Machen wir fast jeden Freitag.«
    »Und Richard Leimer war im Gasthaus Weinbauer.«
    »Wo sonst?«
    »Und am Samstag ist er überraschend zuhause geblieben.«
    Rincke nickte und stand auf. »Ich bin in Zeitdruck.«
    »Vielleicht rufe ich Sie noch einmal an«, sagte Süden.
    »Sehr gern.«
    Als sie durch die Halle gingen, sagte Süden: »Unterstützen Sie Ihre Geliebte finanziell?«
    Ruckartig blieb Rincke stehen. »Bittschön? Was ich hier verdien, das reicht grad für mich und für einen Urlaub im Jahr. Karla hat ihren eigenen Job, sie hat einen besseren gehabt, das werden Sie wissen. Sie wissen, wo die früher gearbeitet hat?«
    »Ja.«
    »Da fahren Sie als Sekretärin mit so einem Führungsmanager einmal auf Dienstreise, da springen leicht fünftausend extra dabei raus. Ich bin nicht moralisch, Herr Kommissar, ich weiß, wie die Karla früher ihren Job gemacht hat. Gut hat sie ihn gemacht, sehr gut. Sie wusste, worum’s geht. Das ist nicht verwerflich. So verdient man heut Geld. Das ist kein Almosenland. Auch wenn einige Leute das immer noch glauben. Der Staat sorgt schon lange nicht mehr für uns. Für niemanden. Steuern zahlen, ja. Aber alles andere. Und jetzt ist sie bei Schlecker an der Kasse. Weil sie einen Stolz hat. Weil sie nicht rumhocken will wie ihr Mann. Der Mann ist noch keine fünfzig und kriegt seinen Arsch nicht mehr hoch. Kassiert Hartz IV. Wussten Sie das? Der Mann lebt von Hartz IV. Wussten Sie das?«
    »Ja«, sagte Süden.
    »Armselig«, sagte Rincke. Er ging weiter. »Kassiert fremdes Geld und hat selber genug eigenes.«
    »Er hat keine Schulden?«
    »Schulden. Schulden. Schulden haben Idioten. Wenn Sie ein Geschäft haben, und Sie machen pleite, heißt das noch lange nicht, dass Sie Schulden haben. Dafür gibt’s Banken. Wenn Sie kein Geschäft haben und trotzdem pleite machen, dann haben Sie Schulden. Dann sind Sie ein Idiot. Leimer. Der heißt schon so. Er ist ein Leimer, leimt alle. Schulden! Überprüfen Sie mal das Bankkonto von dem.«
    »Und seine Frau bekommt nichts von dem Geld?«
    »Ist doch sein Geld.«
    Vor ihnen glitt die Glastür auseinander, und sie gingen auf den Parkplatz hinaus.
    »Sie vermuten also«, sagte Süden, »dass Leimer sich mit seinem Schwarzgeld abgesetzt hat.«
    »Was tu ich? Ich? Wieso vermut ich das?«
    »Weil Sie mir von dem Geld erzählt haben.«
    »Stimmt. Ja. Die Vermutung ist da. Sicher. Im Grunde geht mich sein Geld nichts an. Er bescheißt seine eigene Frau, das ist der Punkt, der lässt sie beim Schlecker malochen, zwölf Stunden am Tag.«
    »Seine Frau bescheißt ihn auch«, sagte Süden.
    »Wieso bescheißt die den?«
    »Sie geht fremd.«
    Mit einem verächtlichen Blick wandte Rincke sich ab. Er hatte einen blauen Kittel übergezogen und sich einen Kaugummi in den Mund gesteckt. Er kaute

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