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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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bin - ich bin -John Daker - Erekose - Urlik - und viele, viele, viele mehr. Die Erinnerungen, die Träume, die Existenzen!« Er starrte die beiden plötzlich mit schmerzlichem Blick an. »Begreift ihr denn nicht? Bin ich denn der einzige, der die Last des Verstehens trägt? Ich bin der Mann, der der Ewige Held genannt worden ist- ich bin der Held, der seit aller Ewigkeit existiert - und ja, ich bin Elric von Melnibone, Prinz Corum Jhaelen Irsei - ich bin zugleich du. Wir drei sind dasselbe Wesen und außerdem eine Myriade anderer Geschöpfe. Wir drei sind eins - dazu verurteilt, uns in alle Ewigkeit abzumühen und nie zu begreifen, warum. Oh! Der Kopf tut mir weh! Wer quält mich so? Wer?«
    Elric hatte ein trockenes Gefühl im Hals. »Du behauptest, du bist eine andere Inkarnation von mir?«
    »So«, sagte Corum, »das meinte Bolorhiag also mit den Drei die Eins sind. Wir alle sind Aspekte desselben Mannes, doch haben wir unsere Kraft verdreifacht, weil sie aus drei verschiedenen Zeitaltern gezogen worden ist. Das ist die einzige Kraft, die erfolgreich gegen Voilodion Ghagnasdiak aus dem Verzauberten Turm antreten könnte.«
    »Ist das die Burg, in der dein Führer gefangen ist?« fragte Elric und bedachte den stöhnenden Schwarzen mit einem mitfühlenden Blick.
    »Ja. Der Verzauberte Turm zuckt von einer Ebene in die andere, von einer Zeit in die andere und existiert nur jeweils wenige Augenblicke an jedem einzelnen Ort, dann verschwindet er wieder. Aber da wir drei getrennte Inkarnationen eines einzelnen Helden sind, ist es denkbar, daß wir zusammen einen Zauber erreichen, der es uns ermöglicht, dem Bauwerk zu folgen und es anzugreifen. Wenn wir dann meinen Wegführer befreit haben, können wir weiter nach Tanelorn ziehen.«
    »Tanelorn?« Der Schwarze blickte Corum an, und in seinen Augen flackerte plötzlich Hoffnung. »Auch ich suche Tanelorn. Nur dort kann ich Schutz finden vor meinem schrecklichen Schicksal - das darin besteht, daß ich alle bisherigen Inkarnationen kenne und willkürlich von einer Existenz in die nächste geschleudert werde! Tanelorn - ich muß die Stadt finden!«
    »Auch ich muß Tanelorn aufspüren«, sagte Elric zu ihm, »denn in meiner Ebene sind seine Einwohner in großer Gefahr.«
    »So haben wir nicht nur eine gemeinsame Identität, sondern auch ein gemeinsames Ziel«, stellte Corum fest. »Aus diesem Grunde können wir hoffentlich auch gemeinsam kämpfen. Zuerst müssen wir meinen Führer befreien, dann nach Tanelorn ziehen.«
    »Ich helfe dir gern«, sagte der schwarze Riese.
    »Und wie sollen wir dich nennen - du, der du wir bist?«
    »Nennt mich Erekose, obwohl mir zugleich auch ein anderer Name einfällt - aber als Erekose bin ich dem Vergessen und der Erfüllung der Liebe einmal am nächsten gekommen.«
    »Dann bist du zu beneiden, Erekose«, sagte Elric vielsagend, »denn zumindest bist du dem Vergessen nahe gewesen.«
    »Du hast keine Ahnung von dem, was ich vergessen muß«, entgegnete der Schwarze Riese und schüttelte seine Zügel. »Jetzt, Corum - wo geht es zu diesem Turm?«
    »Diese Straße führt uns hin. Wir reiten nun wohl ins Düstertal hinab.«
    Elrics Verstand vermochte kaum die Bedeutung dessen zu fassen, was er gehört hatte. Es unterstellte, daß das Universum - oder das Multiversum, wie Myshella es genannt hatte - in unendliche Schichten der Existenz unterteilt war, daß die Zeit praktisch ein bedeutungsloses Konzept war, außer wenn sie sich auf das Leben eines Menschen bezog oder auf eine kurze Geschichtsperiode. Außerdem gab es Existenzebenen, in denen die Kosmische Balance überhaupt nicht bekannt war - das hatte Corum wenigstens behauptet - und andere, in denen die Lords der Höheren Welten weitaus mächtiger wirkten, als sie es in seiner Welt gewesen waren. Er war in Versuchung, Theleb K'aarna, Myshella, Tanelorn und alles andere zu vergessen und sich der Erforschung dieser unendlichen Welten zu widmen. Aber dann erkannte er, daß das nicht ging, denn wenn Erekose die Wahrheit sprach, dann existierte er -oder etwas, das grundlegend mit ihm identisch war - bereits auf allen diesen Ebenen. Die unbekannte Kraft, die er ›Schicksal‹ nannte, hatte ihn auf diese Ebene geführt, um einem Ziel zu dienen. Es mußte wahrhaft ein wichtiges Ziel sein, welches das Geschick von tausend Ebenen beeinträchtigte, wenn es ihn hier in drei verschiedenen Inkarnationen zusammenführte. Neugierig betrachtete er den schwarzen Riesen zu seiner Linken, dann den entstellten

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