Der verzauberte Turm
abstoßender als die Reptilien -sie gingen zwar auf zwei Beinen und hatten auch gewissermaßen Hände, doch sie waren ebenfalls reptilischer Herkunft. Sie besaßen eine seltsame Ähnlichkeit mit den Drachenwesen; außerdem waren sie von mehrfacher Menschengröße. In den Händen hielten sie verzierte Instrumente, die nur Waffen sein konnten - Instrumente, die mit Spiralen aus Goldmetall an ihren Armen befestigt waren. Eine Kapuze aus Haut bedeckte die schwarzen und grünen Köpfe, und im Schatten ihrer Gesichter glühten rote Augen.
Theleb K'aarna lachte: »Ich habe es geschafft! Ich habe die Barriere zwischen den Ebenen vernichtet und in den Lords des Chaos Verbündete gefunden, die durch Elrics Zauberei nicht vernichtet werden können, weil sie den Zauberregeln dieser Ebene nicht gehorchen! Sie sind unbesiegbar, unverwundbar - und sie gehorchen nur Theleb K'aarna!«
Schnauben und Geschrei ertönte von den Ungeheuern und Kriegern.
»Jetzt ziehen wir alle gegen Tanelorn!« rief Theleb K'aarna. »Mit dieser Macht werde ich später nach Jharkor zurückkehren, um die unentschlossene Yishana zu erobern!«
Elric verspürte in diesem Augenblick eine gewisse Sympathie für Theleb K'aarna. Ohne Hilfe der Lords des Chaos hätte seine Zauberei dies nicht erreicht. Er hatte sich ihnen ergeben, war zu einem ihrer Werkzeuge geworden, und das alles nur wegen seiner blinden Liebe zu Jharkors alternder Königin. Elric wußte, daß er gegen die Ungeheuer und ihre monströsen Reiter nichts ausrichten konnte. Er mußte nach Tanelorn zurückkehren, um seine Freunde aufzufordern, die Stadt zu verlassen, in der Hoffnung, eine Möglichkeit zu finden, die erschreckenden Störenfriede in ihre eigene Ebene zurückzubefördern. Aber plötzlich schrie die Stute und stieg, wild geworden durch Geräusche und Gerüche, auf die Hinterhand. Dieser Schrei gellte durch eine plötzliche Stille. Das auf der Hinterhand stehende Pferd offenbarte sich Theleb K'aarnas Blick, der seine lodernden Augen in Elrics Richtung wandte.
Er wußte, daß er den Monstern nicht davonreiten konnte. Er wußte, daß die Waffen ihn mühelos auch aus der Ferne töten konnten. Er zog das schwarze Höllenschwert Sturmbringer aus der Scheide, das im Hochzucken zu singen begann. Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt auf geradem Wege die Felsen hinab zu der Schale, während Theleb K'aarna noch zu verblüfft war, um seinen neuen Verbündeten Befehle zu geben. Elrics einzige Hoffnung bestand darin, die Maschine - oder zumindest einen wichtigen Teil von ihr - zu beschädigen - und dadurch die Monster in ihre Ebene zurückzuschicken.
Sein weißes Gesicht schimmerte gespenstisch in der magischen Dunkelheit, sein Schwert war hoch erhoben, so galoppierte er an Theleb K'aarna vorbei und führte einen mächtigen Hieb gegen das Glas, das die Maschine schützte.
Das Schwarze Schwert traf auf das Glas und sank hinein. Vom eigenen Schwung getragen, wurde Elric aus dem Sattel geschleudert und bewegte sich ebenfalls durch das Glas hindurch, ohne es anscheinend zu beschädigen. Er gewahrte die fürchterlichen Flächen und Krümmungen der Maschine des Verdammten Volkes. Im nächsten Augenblick prallte sein Körper auf. Er hatte das Gefühl, als hebe die Stofflichkeit seines Seins sich auf...
... und im nächsten Augenblick lag er ausgebreitet in schönem Gras, und von der Wüste, von Theleb K'aarna, der pulsierenden Maschine und den scheußlichen Tieren und ihren Herren war nichts mehr zu sehen, nur schwankendes Laub und warmer Sonnenschein. Er hörte Vogelgesang und eine Stimme.
»Der Sturm. Er ist vorüber. Und du? Heißt du Elric von Melnibone?«
Er raffte sich auf und drehte sich um. Ein großer Mann stand vor ihm. Der Mann trug einen spitzen Silberhelm und war bis zum Knie in eine ebenfalls aus Silber bestehende Rüstung gehüllt. Ein langärmeliger roter Mantel bedeckte die Rüstung zum Teil. An der Hüfte trug der Mann ein Langschwert in einer Scheide. Seine Hände waren in Hosen aus weichem Leder gehüllt, und Stiefel aus grünlichem Leder steckten an seinen Füßen. Elrics Aufmerksamkeit galt jedoch vordringlich dem Gesicht des Mannes (das eher die Züge eines Melniboneers aufwies als die eines Menschen) und der Tatsache, daß er an der linken Hand einen sechsfingrigen Handschuh trug, übersät mit dunklen Edelsteinen, während das rechte Auge von einer dunklen Klappe verdeckt war, ebenfalls juwelenverziert und zur Hand passend. Das von der Klappe nicht bedeckte Auge war groß
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