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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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setzten sich die drei Helden, die in Wirklichkeit ein Held waren, in Bewegung. Blitzähnliche Erscheinungen zuckten in dem Raum auf, und in dem gespenstischen Schein erblickte Elric Voilodion Ghagnasdiak.
    Er war ein Zwerg, in weite bunte Seidenstoffe, Pelze und Satinstreifen gekleidet, ein winziges Schwert in der Hand. Der Kopf war zu groß für den Körper, doch es war ein hübscher Kopf mit dichten schwarzen Augenbrauen, die in der Mitte zusammengewachsen waren. Er lächelte die drei an. »Endlich mal jemand Neues, der mir die Langeweile vertreibt. Aber legt doch eure Schwerter fort, meine Herren, ihr sollt meine Gäste sein.«
    »Ich weiß, welches Schicksal deine Gäste erwartet«, antwortete Corum. »Du sollst wissen, Voilodion Ghagnasdiak, wir sind gekommen, um Jhary-a-Conel zu befreien, den du gefangenhältst. Gib ihn uns, dann werden wir dir nichts tun.«
    Der Zwerg lächelte bei diesen Worten gewinnend. »Aber ich bin sehr mächtig. Ihr könnt mich nicht besiegen. Seht!«
    Er schwenkte das Schwert, und neue Blitze zuckten durch den Raum. Elric hob seine Klinge zur Hälfte, um die Erscheinungen abzuwehren, doch die Blitze berührten ihn nicht. Zornig ging er auf den Zwerg zu. »Voilodion Ghagnasdiak, ich bin Elric von Melnibone und besitze große Macht. Ich trage das Schwarze Schwert, das sich danach sehnt, deine Seele zu schlürfen, wenn du nicht Prinz Corums Freund freigibst!«
    Wieder lachte der Zwerg. »Schwerter? Welche Macht haben schon Schwerter?«
    »Unsere Schwerter sind keine gewöhnlichen Klingen«, sagte Erekose. »Und wir sind durch Kräfte hierhergebracht worden, die du nicht begreifen könntest - durch die Götter persönlich aus anderen Umständen gerissen, mit dem besonderen Auftrag zu fordern, daß du uns Jhary-a-Conel auslieferst.«
    »Da habt ihr euch täuschen lassen«, meinte Voilodion Ghagnasdiak, »oder wollt mich täuschen. Dieser Jhary ist ein lustiger Bursche, da würde ich euch zustimmen, aber welches Interesse sollten Götter an ihm nehmen?«
    Elric hob Sturmbringer. Das Schwarze Schwert stöhnte in der Vorfreude auf seinen Genuß.
    Im nächsten Augenblick holte der Zwerg aus dem Nichts einen winzigen gelben Ball und schleuderte ihn Elric entgegen. Das Gebilde prallte von seiner Stirn ab, und er wurde rückwärts durch den Raum geschleudert. Sturmbringer fiel klirrend auf die Steinfliesen. Betäubt versuchte sich Elric aufzurichten und streckte den Arm aus, um sein Schwert zu greifen, doch er war zu schwach. Impulsiv begann er die Hilfe Ariochs zu erflehen, aber dann fiel ihm ein, daß Arioch in dieser Welt ja bezwungen und gebannt worden war. Hier konnte er keine übernatürlichen Verbündeten anrufen - er hatte nur das Schwert, das er nicht zu erreichen vermochte.
    Erekose sprang zurück und trat das Schwarze Schwert in Elrics Richtung. Als die Hand des Albinos den Griff umschloß, spürte er die Kraft zurückkehren, doch es war nicht mehr als die normale Kraft eines Sterblichen. Er stand auf.
    Corum blieb stehen, wo er war. Der Zwerg lachte noch immer. Ein zweiter Ball erschien in seiner Hand. Wieder schleuderte er ihn in Elrics Richtung, der aber das Schwarze Schwert rechtzeitig hob und das Geschoß ablenkte. Die gelbe Kugel hüpfte durch den Raum und explodierte an der gegenüberliegenden Wand. Etwas Schwarzes wand sich aus dem Feuer.
    »Es ist gefährlich, die Kugeln zu vernichten«, sagte Voilodion Ghagnasdiak gelassen, »denn was darin ist, wird dich nun vernichten.«
    Das schwarze Ding wuchs. Die Flammen erstarben.
    »Ich bin frei«, sagte eine Stimme.
    »Ja!« Voilodion Ghagnasdiak war freudig erregt. »Frei, um diese Dummköpfe zu vernichten, die meine Gastfreundschaft abgelehnt haben!«
    »Frei, um getötet zu werden«, erwiderte Elric und sah zu, wie das Wesen Gestalt annahm.
    Zuerst schien es aus schwebendem Haar zu bestehen, das sich allmählich zusammenzog, bis es die Umrisse eines Wesens mit dem muskulösen Körper eines Gorillas formte, dessen Haut allerdings dick und warzig war wie die eines Nilpferds. Hinter den Schultern krümmten sich große schwarze Flügel, und auf dem Halse saß der fauchende Kopf eines Tigers. Das Wesen packte eine lange, sichelähnliche Waffe mit haarigen Händen. Der Tigerkopf brüllte, die Sichel zuckte plötzlich vor und verfehlte Elric nur knapp.
    Erekose und Corum traten vor, um Elric zu helfen. Elric hörte Corum rufen: »Mein Auge - es will nicht in die Unterwelt schauen! Ich kann keine Hilfe rufen!« Anscheinend waren Corums

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