Der verzauberte Turm
und schräg und hatte einen gelben Mittelpunkt und eine purpurne Pupille. »Ich bin Elric von Melnibone«, sagte der Albino. »Muß ich dir für die Rettung vor den Wesen danken, die Theleb K'aarna herbeigerufen hat?«
Der große Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe dich zwar gerufen, doch ich weiß von keinem Theleb K'aarna. Man hat mir gesagt, ich hätte nur eine Gelegenheit, deine Hilfe zu erringen. Dazu müßte ich mich genau zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort befinden. Ich heiße Corum Jhaelen Irsei - Prinz in der Roten Robe -, und ich befinde mich auf einer Reise von größter Bedeutung.«
Elric runzelte die Stirn. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er vermochte ihn nicht unterzubringen. Vage erinnerte er sich an einen alten Traum.
»Wo ist der Wald?« fragte er und steckte sein Schwert ein.
»Er befindet sich nicht auf deiner Ebene und nicht in deiner Zeit, Prinz Elric. Ich habe dich gerufen, damit du mir in meinem Kampf gegen die Herren des Chaos hilfst. Ich hatte bereits wesentlichen Anteil daran, daß zwei der Schwertherrscher vernichtet wurden - Arioch und Xiombarg -,aber der dritte, der mächtigste, bleibt noch.«
»Arioch aus dem Chaos - und Xiombarg? Du hast zwei der mächtigsten Mitglieder der Gesellschaft des Chaos vernichtet? Noch vor einem Monat habe ich mit Arioch gesprochen. Er ist mein Schutzgeist. Er.«
»Es gibt viele Existenzebenen«, erklärte Prinz Corum nachsichtig. »Auf einigen sind die Lords des Chaos sehr mächtig. In anderen wieder schwach. In einigen, so habe ich sagen hören, gibt es sie überhaupt nicht. Du mußt hinnehmen, daß Arioch und Xiombarg hier gebannt sind, daß sie in meiner Welt effektiv nicht mehr existieren. Und jetzt bedroht mich der dritte der Schwertherrscher - der stärkste, der König Mabelode heißt.«
Elric runzelte die Stirn. »Auf meiner Ebene ist Mabelode nicht stärker als Arioch und Xiombarg. Dies macht aus meinem Weltbild eine Travestie.«
»Ich will es dir erklären, so gut ich kann«, sagte Prinz Corum. »Aus irgendeinem Grund hat das Schicksal mich dazu ausersehen, der Held zu sein, der die Vorherrschaft des Chaos auf den Fünfzehn Ebenen der Erde brechen soll. Im Augenblick bin ich auf der Suche nach einer Stadt, die wir Tanelorn nennen und in der ich Hilfe zu finden hoffe. Mein Wegführer ist in einem Schloß gefangen, das sich in der Nähe befindet, und ehe ich weiterziehen kann, muß ich ihn retten. Man hat mir gesagt, wie ich Hilfe herbeirufen könnte, und ich gebrauchte den Zauber, um dich zu holen. Ich soll dir sagen, wenn du mir hilfst, hilfst du dir selbst - und wenn ich Erfolg habe, dann wirst du gleichfalls etwas empfangen, das dir deine Aufgabe erleichtert.«
»Wer hat das gesagt?«
»Ein weiser Mann.«
Elric setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und stützte den Kopf in die Hände. »Ich bin zu einer ungelegenen Zeit fortgezerrt worden«, sagte er. »Ich flehe darum, daß du mir die Wahrheit sagst, Prinz Corum.« Plötzlich hob er den Kopf. »Es ist ein Wunder, daß du überhaupt sprichst - oder daß ich dich zumindest verstehen kann. Wie ist das möglich?«
»Man hat mir gesagt, wir müßten uns eigentlich leicht verständigen können, denn wir wären ›Teil derselben Sache‹. Verlange nicht, daß ich dir das näher erkläre, Prinz Elric, ich weiß nämlich auch nicht mehr.«
Elric zuckte die Achseln. »Nun, dies alles mag ja eine Illusion sein. Vielleicht habe ich mich umgebracht oder bin von der Maschine Theleb K'aarnas verschlungen worden, doch offensichtlich bleibt mir keine andere Wahl, als dir meine Hilfe anzubieten, in der Hoffnung, daß mir dadurch ebenfalls Hilfe zuteil wird.«
Prinz Corum verließ die Lichtung und kehrte mit zwei Pferden zurück, von denen eines weiß und das andere schwarz war. Er reichte Elric die Zügel des Rappens.
Elric stieg in den fremden Sattel. »Du hast von Tanelorn gesprochen. Nur wegen Tanelorn befinde ich mich jetzt hier in dieser Traumwelt.«
Prinz Corum wurde munter. »Du weißt, wo Tanelorn liegt?«
»In meiner Welt, aye - aber warum sollte es in dieser irgendwo liegen?«
»Tanelorn befindet sich in allen Ebenen, wenn auch in unterschiedlichen Verkleidungen. Es gibt ein Tanelorn, das in vielen Formen ewig ist.«
Sie ritten auf einem schmalen Pfad durch den lichten Wald.
Elric akzeptierte Corums Worte. Er kam sich vor wie in einem Traum und sagte sich, daß er alle Ereignisse so sehen mußte wie Vorgänge beim Träumen. »Wohin reiten wir?« fragte er
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