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Der Vierte Tag

Der Vierte Tag

Titel: Der Vierte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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nicht, solange das Zulassungsverfahren für MS 234 läuft.
    Im Prozess werden Einzelheiten in dieser Richtung wahrscheinlich nicht zur Sprache kommen. Es wird um die Geiselnahme gehen, nicht um die Ursachenforschung zum Tod von Frau Fröhlich. Und sollten Vorwürfe gegen Zentis laut werden, so wird man auch diese ersticken. Ist doch praktisch, wenn die eigene Ehefrau Staatsanwalt ist.
    Eine weitere Angelegenheit dürfte im Prozess unerwähnt bleiben: das Lösegeld und sein spurloses Verschwinden. Denn laut Polizei ist nie eine Lösegeldzahlung erfolgt. Und erst recht kann ein verschwundenes Lösegeld nicht zugegeben werden.
    Der Pfarrer hat seine Ansprache beendet, drückt dem Hinterbliebenen die Hand, etwas umständlich, denn Fröhlichs Rechte ist die mit den Handschellen. Deshalb drückt der Pfarrer auch dem Polizisten die Hand, wünscht auch ihm Gottes Segen. Der Sarg verschwindet in der Grube, wir werfen ein Häufchen Erde drauf. Stinkis Geruch hat sich verzogen.
    "Es kam doch aus dem Sarg", raunt Michael erneut.
    Angeführt von Fröhlich mit seinen beiden Leibwächtern, beginnt die Trauergemeinde den langen Marsch in Richtung Friedhofstor. Neben mir Renate, ich verlangsame meine Schritte, wir fallen etwas zurück.
    "Der nächste Patient mit Leberversagen dürfte bessere Chancen bei uns haben", beginne ich.
    Renate reagiert nicht.
    "Wahrscheinlich hast du es noch nicht gehört. Bei der Humana-Klinik ist gestern eine anonyme Spende von einer Million Euro eingegangen. Für den Kauf einer künstlichen Leber. Das Tolle ist: Mit einer Million Euro können wir nicht nur die Maschine kaufen, sondern auch viele Patienten damit behandeln."
    "Das ist schön", ist Renates knapper Kommentar.
    Eine Weile laufen wir schweigend nebeneinander.
    "Übrigens, als du angeblich mit deiner Freundin Patricia auf die Pauke hauen wolltest, war die mit Celine in Sachen Versuchtstier-Befreiung unterwegs."
    Zunächst schweigt Renate weiter, würdigt mich dann schließlich doch einer Antwort: "Felix, ich mag dich ja ganz gerne, aber manchmal nervst du. Na schön, ich war mit Valenta verabredet, nicht mit Patricia. Für eine Nacht. Was dagegen?"
    Dieselbe Geschichte, die Käthe mir in der Nacht erzählt hat. Aber sie stimmt nicht, ich habe Valenta gefragt. Als Geisel hatte ich immer wieder überlegt, ob Fröhlich nicht einen Komplizen hat und wer das sein könnte. Renate war ein heißer Kandidat, aber woher sollte sie Fröhlich kennen und seine Verbindung zur Koma-Patientin Lustig, um dann mit ihm gemeinsam das Abschalten der Maschinen an seiner Frau zu verhindern? Ich habe die Dienstpläne studiert, wie ihre Kollegin Käthe hatte auch Renate tatsächlich bis zum Tag unserer gemeinsamen Geiselnahme Urlaub gehabt. Allerdings wusste ich, dass sie ihren Urlaub in Berlin verbracht hat.
    "Stimmt, Felix, ich war die ganze Zeit in Berlin. Damit auch nicht einverstanden?"
    Ich bin vollkommen einverstanden, Berlin ist gerade im Sommer wunderschön. Aber ich habe während dieser drei Tage auf der Intensivstation viel Zeit gehabt. Zeit genug, nicht nur die offiziellen Dienstpläne zu kontrollieren, sondern auch die Protokolle aus den Nachtdiensten, insbesondere die handschriftlichen Eintragungen. Ergebnis: Zweimal war Renate während ihres Urlaubs für ihre Freundin Patricia eingesprungen. Nur im Nachtdienst, deshalb hatte auch Zentis nichts davon gewusst.
    Ich muss grinsen, denn ich erinnere mich, wie Renate vorgeschlagen hat, Fröhlich solle für ihre und Käthes Freilassung noch einmal eine Million Euro fordern. Und ihre anderen kleinen Komödien als renitente Geisel! Immerhin war Fröhlich am Anfang kein Risiko eingegangen, als er es Renate überließ, uns an die Heizung zu ketten.
    "Ich wünschte", sage ich, "ich würde eines Tages den edlen Spender der Million treffen. Wer immer es ist, ich würde ihm oder ihr gerne danken. Es muss ein sehr großherziger Mensch sein."
    Wir sind am Friedhofstor angelangt, wo die anderen auf uns warten. Das Polizeiauto mit Fröhlich ist schon verschwunden. Wer kommt noch mit ins Strandbad, wem ist mehr nach einem Cappuccino? Der Kompromiss ist schnell gefunden, wenn man seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt, kann man auch im Strandbad einen Cappuccino trinken. Wir verteilen uns auf die verschiedenen Autos, ich fahre bei Michael mit. Stinki auch.
    "Das Schwimmen wird dir gut tun, Felix. Du kommst mir immer noch angespannt vor."
    "Ich weiß, Michael, ich muss mich bei dir entschuldigen. Eine Zeitlang habe ich

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