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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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versonnener Chef der Mordbrigade des 13. Arrondissements. Ein Vorherwissen, das Adamsberg selbst indes leugnete und ganz einfach die Leute, das Leben nannte.
     
    »Hätten Sie das nicht früher sagen können?« meinte Danglard. »Bevor ich den ganzen Bericht hier geschrieben habe?«
    »Ich bin erst heute nacht daraufgekommen«, entgegnete Adamsberg und schlug plötzlich die Zeitung zu. »Beim Gedanken an Rembrandt.«
    Er faltete die Zeitung hastig zusammen, aus der Fassung gebracht von einem heftigen Unwohlsein, das ihn mit einer Wucht befiel, als würde ihm eine Katze mit ausgefahrenen Krallen in den Rücken springen. Ein Schlag, ein Gefühl der Beklemmung, Schweiß im Nacken, trotz der Kälte im Büro. Sicher war es gleich vorbei, ganz bestimmt, es ging ja schon wieder.
    »In dem Fall«, fuhr Danglard fort und sammelte seinen Bericht ein, »werden wir wohl hierbleiben müssen, um uns damit zu befassen. Oder sehen Sie eine andere Möglichkeit?«
    »Mordent wird den Fall übernehmen, wenn wir weg sind, er wird das sehr gut machen. Wie weit sind wir denn mit Quebec?«
    »Der Präfekt erwartet morgen um vierzehn Uhr unsere Antwort«, entgegnete Danglard und runzelte besorgt die Stirn.
    »Sehr gut. Setzen sie eine Versammlung der acht Mitglieder des Lehrgangs an, um halb elf im Kapitelsaal. Danglard«, fuhr er nach einer Pause fort, »Sie müssen nicht unbedingt mitkommen.«
    »Ach nein? Der Präfekt höchstpersönlich hat die Teilnehmerliste aufgestellt. Und ich steh ganz obenauf.«
     
    In diesem Augenblick wirkte Danglard nicht gerade wie eines der herausragendsten Mitglieder der Brigade. Angst und Kälte hatten ihm seine gewohnte Würde genommen. Häßlich und von der Natur wenig begünstigt – wie er meinte –, setzte Danglard auf makellose Eleganz, die seine unbestimmten Züge und die hängenden Schultern ausgleichen und seinem langen, weichen Körper ein wenig englischen Charme verleihen sollte. Heute aber, mit seinem verdrossenen Gesicht, der Felljacke, in die er sich gezwängt hatte, und einer Matrosenmütze auf dem Schädel, konnte er jegliches Bemühen um Stil als gescheitert ansehen. Um so mehr, als die Mütze, die wohl einem seiner fünf Kinder gehörte, auch noch von einer Bommel gekrönt war, die Danglard zwar, so gut es ging, abgeschnitten hatte, deren roter Stummelansatz aber lächerlicherweise sichtbar geblieben war.
    »Wir könnten immer noch eine Grippe vorschieben, wegen des defekten Heizkessels«, schlug Adamsberg vor.
    Danglard hauchte in seine Handschuhe.
    »Ich soll in weniger als zwei Monaten zum Commandant aufsteigen«, brummte er, »und ich kann’s mir nicht leisten, diese Beförderung zu verpassen. Ich habe fünf Kinder zu ernähren.«
    »Zeigen Sie mir mal die Karte von Quebec. Zeigen Sie mir, wohin wir fahren.«
    »Habe ich Ihnen doch schon erzählt«, antwortete Danglard und faltete eine Karte auseinander. »Hier«, sagte er, indem er auf einen Fleck zwei Meilen vor Ottawa tippte.
    »In ein Kaff am Arsch der Welt namens Hull-Gatineau, wo die GRC einen Teil der Nationalen Gen-Datenbank untergebracht hat.«
    »Die GRC?«
    »Habe ich Ihnen doch schon erzählt«, wiederholte Danglard. »Die Gendarmerie Royale du Canada. Polizei in roten Stiefeln und roter Uniform wie zu der guten alten Zeit, als die Irokesen noch die Gesetze machten an den Ufern des Sankt-Lorenz-Stroms.«
    »In roter Uniform? Laufen die immer noch so rum?«
    »Nur für die Touristen. Wenn Sie’s nicht erwarten können, dahin zu reisen, wäre es vielleicht ganz gut zu wissen, wohin Sie Ihren Fuß setzen.«
    Adamsberg lächelte übers ganze Gesicht, und Danglard senkte den Kopf. Er mochte es nicht, daß Adamsberg so lächelte, wenn er selbst sich entschieden hatte zu grollen. Weil, so sagte man im Gerüchtezimmer, das heißt in dem Winkel, wo die Imbiß- und Getränkeautomaten standen, Adamsbergs Lächeln Widerstände weich werden und Polareis schmelzen ließ. Und auch Danglard reagierte darauf wie ein junges Mädchen, was ihm mit seinen über fünfzig Jahren ziemlich gegen den Strich ging.
    »Immerhin weiß ich, daß diese GRC am Ottawa-Strom liegt«, stellte Adamsberg fest. »Und daß es dort Wildgänse gibt.«
    Danglard trank einen Schluck Weißwein und lächelte dünn.
    »Ringelgänse«, präzisierte er. »Und der Ottawa River ist kein Strom, sondern ein Fluß. Er ist zwar zwölfmal länger als die Seine, aber trotzdem ein Fluß. Der in den Sankt-Lorenz-Strom mündet.«
    »Gut, ein Fluß also, wenn Sie darauf bestehen.

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