Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)
ohne den Blick von unseren Gesichtern zu wenden nach den Beeren. Unsere Hände berührten sich. Plötzlich zeigte ihr Gesicht große Sorge.
»Deine Hände sind ganz kalt.«
Sie griff nach meiner Hand und begann sie sorgsam zu wärmen und zu streicheln. Zuerst ließ ich sie gewähren, dann griff ich auch nach ihren Händen und streichelte die kühlen, glatten, langen Finger selbstvergessen und nichts als reines Glück empfindend.
»Deine Hände sind auch kalt«, sagte ich.
»Nein.« Sie sagte es sehr selbstsicher und schob meine Hände zurück. Ich ließ es nur ungern geschehen. Ich hätte ihre schönen Hände ewig in meinen halten und streicheln können. Stattdessen machten wir uns über die Beeren her. Als das Körbchen leer war, sprang sie auf.
»Ich muss los. Homöopatha wartet auf mich.« Sie lief einfach los, in Richtung auf den Wald zu.
»Halt«, rief ich verzweifelt, »ich muss dich etwas fragen.«
Sie blieb stehen.
»Fanut sagt ...«
Sie winkte ab. Geschwind wie ein Blatt im Wind kam sie zu mir zurück. Sie stellte sich dicht vor mich hin.
»Ach was, Fanut...« Sie lächelte herablassend. Dann legte sie sanft ihre Hände auf meine Schultern, sah mich prüfend an, und küsste mich auf dem Mund. Sie wich einen Schritt zurück. Blieb stehen. Es war eine Frage in diesem Kuss und ein Versprechen. Auch in mir war ein einziges großes hoffnungsvolles Fragen. Ich sah in ihr Gesicht. Ich sah in ihre Augen. Und ihre Augen sagten ja. Da beugte ich mich über sie und gab ihr meine Antwort, die tief aus meiner Seele kam, auf ihre wartenden, halb geöffneten Lippen. Unsere Seelen erkannten und vereinigten sich in diesem Augenblick. Doch ehe unsere Körper folgen konnten, huschte sie davon. Den Kopf mir weiter zugewandt, mit einem wissenden Lächeln um Augen und Mund, verschwand sie zwischen den Bäumen.
Mit diesem Kuss war sie aus einer Fremden endgültig zu Yrsig geworden und lebt in meinem Herzen, wo immer sie ist.
Der Vorfahr schwieg. In die plötzliche Stille mischte sich eine andere Stimme:
»Darf`´s noch etwas sein?«
Ich saß wieder in der Pizzeria. Die rundliche Frau des Besitzers stand freundlich lächelnd neben mir. Viktoria saß mir gegenüber. Der alte Erzähler war zu einem Schemen geworden, hatte sich aufgelöst und war verschwunden.
»Ja«, sagte ich. »Einen Grappa, aber einen doppelten!«
Victoria blickte mich unter gesenkter Stirn aufmerksam an. Ein Lächeln spielte um ihre Augen. Sie griff nach meiner Hand.
»Da ist nichts mit dem Kurt!«, sagte sie dann.
»Da ist nichts.«
- ENDE -
Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
Einsteinstraße 28
81675 München
Deutschland
Tag der Veröffentlichung: 09.09.2013
http://www.bookrix.de/-na3fd82f8170225
ISBN: 978-3-7309-4813-2
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