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Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Titel: Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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Tier. Es musste von einem Menschen herrühren. Ich richtete mich auf. Mit meiner Beschaulichkeit war es vorbei. Ich musste dem Geräusch auf den Grund gehen. Gespannt horchend bewegte ich mich in seine Richtung. Jetzt drang auch das Murmeln menschlicher Stimmen zu mir. Es sind zwei Männer stellte ich fest. Dann sah ich sie auch schon in einer Sandkuhle hockend, über ein Tierskelett gebeugt. Es waren Fanut und ein anderer mir fremder Mann. Der Fremde war groß und schlank. Sein Kopf war fast kahl geschoren. Er hielt den bleichen, fleischlosen Schädelknochen des Tierkadavers in der Hand.
    »Du meinst, wenn man sein Hirn isst, wird man so schnell wie er? Und ...«
    Er unterbrach sich. Er hatte mich bemerkt.
    Ich trat zu ihnen. Nachdem er mich begrüßt hatte, stellte Fanut mir den Fremden vor.
    Sein Name war Canibalouis.
    »Er studiert Gerechtigkeit«, ergänzte Fanut. Gerechtigkeit war, was die gute Sitte gebot. Ich konnte mir vorstellen, dass es schwierig sein musste immer zu wissen, was die gute Sitte gebot und beschloss diesen großen Mann mit dem kahlen Kopf bei Gelegenheit zu fragen, wie es denn mit dem Geschenkverlangen des Fanut nach Schamanensitte, für eine nicht nach Schamanenart vollzogenen Heilung, in Hinsicht auf die gute Sitte bestellt sei. Zunächst aber entschuldigte ich mich wegen meines überraschenden Auftauchens und bat sie mit ihrem Gespräch fortzufahren.
    Fanut nickte.
    »Selbstverständlich«, sagte er dann an Canibalouis gewandt, »nur so können wir seine Schnelligkeit gewinnen.«
    Ich musste dabei an eine beiläufige Bemerkung Ojuns denken, der gesagt hatte, dass es für einen Schamanen nicht unbedingt nötig sei, das Gehirn eines Tieres zu essen, um den Geist seiner Kraft und Schnelligkeit im eigenen Körper wirken zu lassen, dass es aber bei einem Laien nicht schaden könne, einen solchen Versuch zu machen.
    »Und was ist mit seinen anderen Eigenschaften? Seinem Mut? Seiner Stärke? Seinem Wissen? Geht das auch auf uns über?« Canibalouis beugte sich begierig nach vorne.
    »Selbstverständlich.« Fanut nickte bedeutsam.
    »Aber, was willst du denn mit dem Wissen eines Rehbocks?« mischte ich mich etwas irritiert ein.
    »Darum geht es doch gar nicht.« Canibalouis winkte ungeduldig ab. »Ich möchte wissen, ob ich mir das Wissen anderer Menschen aneignen kann, wenn ich ihr Hirn esse.«
    Fanut bewegte gedankenvoll den Oberschenkelknochen des Rehbocks im Hüftgelenk des Kadavers hin und her.
    »Das Wissen nicht«, meinte er dann, »aber du kannst damit die Kraft deines Geistes vermehren.«
    Ich fand, er habe weise gesprochen, für einen Mann seiner Art. Ojun allerdings, dessen Denken von einer anderen Art war, hatte mir gesagt er würde die Stärke seines Geistes zusammen mit dem Empfang der Kraft des Alles Bewegenden durch das Ritual der offenen Hände vermehren. Das war, als er sich wieder einmal im Spiel der Springenden Böcke als unschlagbar erwiesen hatte und ich mich verärgert nach der Herkunft seiner Fähigkeit erkundigt hatte. Ich solle mich ruhig darin üben, hatte er hinzugefügt. Leider war es mir bisher nicht gelungen auf diesem Gebiet Fortschritte zu machen, sodass mir der bequemere Weg des Canibalouis fast verlockend erschien.
    Dieser hatte sich zurückgelehnt und blickte zum blauen Himmelsfleck auf, den die Blätter über uns offen ließen, was mir Gelegenheit gab das Gespräch in meine Richtung zu lenken.
    »Sage mir Fanut, woher hattest du das Blatt, das du dem Knaben gabst, um ihn den Schmerz vergessen zu lassen?«
    »Ich bekam es durch Yrsig von Homöopatha.«
    »Von Yrsig?« Ein süßer Schmerz durchzuckte mich, als ich den Namen hörte.
    »Ja. Du kennst sie.«
    »Ich habe sie im Tal der heißen Quelle gesehen.« Dabei gab ich meiner Stimme einen beiläufigen Ton.
    »Von ihr?«
    Fanut nickte. Dann zog ein Grinsen über sein Gesicht. »Noch zwei Monde. Dann werde ich sie an ihren Haaren auf mein Felllager ziehen.«
    »Was?! Du? Yrsig?«
    Mir war als schwölle mein Kopf zur doppelten Größe an. Das Summen der Insekten um uns herum wurde zu einem gewaltigen Getöse. Es kam mir vor, als zöge sich mein Herz zur Größe eines Sperlingherzens zusammen. Mein Magen versuchte es, ihm nachzutun.
    Fanut warf mir einen seiner stechenden Blicke zu.
    »Du denkst auch, sie sei zu dünn. Ist sie nicht. Wirklich nicht.«
    Ich war sehr erleichtert, dass er meinen erschrockenen Ausruf falsch ausgelegt hatte.
    »Außerdem gibt es noch andere Gründe, sie zu mir zu nehmen«, rechtfertigte

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