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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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das Innenfutter seiner Jacke. Die Ausbeulung der Tasche zeigte auf die drei Männer. Als sie ihn bemerkten, unterbrachen sie ihr Gespräch. Es wunderte ihn, dass sie Europäer waren. Er schätzte sie auf Ende vierzig. Zivilisten ohne Waffentraining. Der Erste wich seinem Blick aus und sah unsicher zu den anderen hinüber. Dann warf er seine Zigarette weg. » Kommt, lasst uns reingehen.«
    Die anderen Männer nickten. Es überraschte ihn, dass sie Dänisch sprachen. Er sah ihnen nach, während sie durch den Regen zu dem Café eilten, das sich ein Stück die Straße hinunter befand. Irgendwas stimmte hier nicht. In diesem Moment bemerkte er die drei dänischen Fahnen auf dem Dach eines Gebäudes, das direkt vor ihm lag. Verwundert blickte er sich um. Ein gelber Bus überquerte die Kreuzung. Was tat der hier? Erst jetzt nahm er den strömenden Regen wahr. In Helmand hatte es nie geregnet. Was bedeuten musste, dass er nicht in Helmand war. Langsam erkannte er das Ritterdenkmal auf dem Platz wieder. Er war zu Hause, in Dänemark. Ausgerechnet am Kongens Nytorv. Er zog den zylinderförmigen Gegenstand aus der Tasche und betrachtete das Pillenglas. Drehte es zwischen den Fingern und las das Etikett. » Ritalin« stand dort mit großen Buchstaben, verschrieben an Jonas Vestergaard. Es waren seine Pillen. Es war sein Name. Seine Finger schlossen sich um das Glas. Ihm war, als könnte er wieder atmen. Als würden sein Tunnelblick und die hässlichen Töne verschwinden. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen war. Oder was er hier wollte. Das alles war so verwirrend. Er musste die Pillen einnehmen. Wieder einen klaren Kopf bekommen. Er steckte das Glas in die Tasche und ging zum Café Felix hinüber.
    Das Gewirr der Stimmen und das Klirren des Bestecks vermischten sich mit der entspannten Loungemusik. Am Fenster saßen mehrere junge Frauen und frühstückten. Sie waren Mitte dreißig. Teuer gekleidet, gepflegte Erscheinung. Dies war ein vornehmes Land. Weit von Camp Armadillo entfernt, wo sie manchmal sogar gehungert hatten, weil der Proviant zu knapp bemessen gewesen waren. Er sah die drei Männer von vorhin. Sie schauten zu ihm herüber, murmelten sich etwas zu und wandten die Köpfe ab. Alle Besucher sahen so unberührt und zerbrechlich wie Porzellanfiguren aus. Menschen, die das Grauen des Krieges nicht kannten. Allenfalls aus dem Fernsehen. Sein Wesen würden sie nie begreifen.
    » Was kann ich Ihnen bringen?«, fragte ein Kellner. Auf seiner Schürze stand in goldenen Buchstaben der Name des Cafés. Seine Augen waren tot, und seine hängenden Mundwinkel signalisierten, dass es sich um den Oberkellner handelte.
    » Ich … ich möchte nur etwas trinken«, antwortete Jonas mit seeländischem Dialekt.
    » Haben Sie einen Tisch reserviert?«
    » Nein, ich …«
    » Dann bedaure ich …«, sagte der Oberkellner und zeigte zur Tür.
    » Ich brauche ein Glas Wasser … für meine Tabletten«, sagte Jonas und zeigte ihm das Glas.
    Der Kellner musterte es kurz und nickte. » Einen Moment bitte.«
    Er ging hinter den Tresen, schenkte Jonas ein Glas Wasser ein und stellte es vor ihn auf den Tisch. » Bitteschön, der Herr.«
    Jonas steckte sich die Pillen in den Mund und kaute darauf herum. Sie schmeckten bitter; er brachte sie kaum hinunter. Aber er wusste, dass der Körper sie auf diese Weise schneller aufnahm. Er trank einen großen Schluck Wasser und sammelte sich ein wenig. Er erlebte einen solchen Anfall nicht zum ersten Mal, obwohl der letzte schon länger zurücklag. Es war schrecklich peinlich, wenn es geschah. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, wusste aber immer noch nicht, warum er in diese Stadt gekommen war. Hatte er jemanden treffen wollen? Er nahm sein Glas, ging zum Eingang und schaute durch das große Panoramafenster auf den Kongens Nytorv hinaus. Steckte sich einen Finger in den Mund und entfernte die letzten Pillenreste, die an seinem Gaumen klebten. Vielleicht würde ein Blick auf die Anrufliste seines Handys seine Erinnerung auffrischen. Er zog es aus der Tasche und sah, dass er sechs unbeantwortete Anrufe hatte, die alle von seinen Eltern stammten. Das wunderte ihn, denn er hatte seit seiner Heimkehr nur wenig Kontakt zu ihnen gehabt. Sein Vater hatte ganz bestimmt nicht angerufen. Vielleicht seine Mutter oder Sofie. Er lächelte beim Gedanken an seine kleine Schwester. Vielleicht sollte er ihr einen Ring schenken. In diesem Moment schallte lautes Lachen von einem der Fenster zu ihm herüber.

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