Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Petroleum des Zündmittels. Außerdem führte der Regen einen metallischen Geruch mit sich, der ihn an Blut erinnerte. Der gesamte Kongens Nytorv war geräumt und sämtliche Zufahrtsstraßen waren gesperrt worden. Auch aus den oberen Etagen des Nachbargebäudes drang weiterhin dicker Qualm, aber die Feuerwehr hatte die Flammen unter Kontrolle gebracht. Am nahe gelegenen Taxistand standen die Krankenwagen Schlange, um die Verletzten abzutransportieren.
Die Rettungsleute waren damit beschäftigt, den unteren Teil des Gebäudes zu sichern, damit die Sanitäter zumindest relativ sicher arbeiten konnten.
» Tom!«, rief Storm.
Tom Schæfer, der die Ermittlungen leitete, drehte sich um. Er war ein kleiner blasser Mann Ende dreißig, mit melancholischen Augen, deren linkes ein wenig hing. Storm kannte ihn nur flüchtig. Die Leitung des PET hatte ihn erst kürzlich vom Morddezernat abgeworben, wo er sich in mehreren Fällen profiliert hatte.
» Wie sieht’s aus?«
» Neunzehn Tote bisher, aber es werden immer mehr.«
» Verletzte?«
Er schüttelte den Kopf. » Schrecklich viele.«
» Was wissen wir über das Ziel?«
» Das Café Felix, ein exklusives Restaurant, das bei Geschäftsleuten und anderer zahlungskräftiger Kundschaft beliebt ist.«
» Warum ausgerechnet dieses Café?«
Tom zuckte die Schultern. » Weil dort viele Menschen sind. Der Täter wollte wahrscheinlich eine möglichst große Anzahl von Opfern. Das leer stehende Gebäude nebenan ist in diesem Zusammenhang sehr interessant.«
Storm warf einen Blick auf das Nachbargebäude. » Warum?«
» Weil dort früher die Redaktion von Jyllands-Posten untergebracht war.«
Storm nickte. » Zeugen?«
» Außer den Verletzten, die inzwischen abtransportiert wurden, haben wir zwei komplette Busladungen.« Er zeigte auf die beiden dunkelblauen Busse, die an der Seite das Emblem der Polizei trugen. Hinter den beschlagenen Scheiben erkannte Storm eine Vielzahl von Menschen. » Wir befragen sie gerade.«
» Was ist mit der Bombe?«
» Die Sprengstoffexperten sind noch bei der Arbeit.«
Tom folgte Storm und Henrik zum Krater neben der Fahrbahn, der einen Durchmesser von etwa acht Metern besaß und anderthalb Meter tief war. Um das Loch herum hatte der Asphalt viele Risse bekommen, die an Ringe im Wasser erinnerten. Drei Uniformierte unterhielten sich neben dem Wrack eines Wagens, dessen Räder im Krater nach oben zeigten.
Storm begrüßte Axel Laybourne, den Leiter der Sprengstoffabteilung. Laybourne war ein stämmiger Mann mit exakt getrimmtem Schnurrbart, der keinen Zweifel daran ließ, dass er ein Mann des Militärs war. » Was können Sie mir über die Sprengung sagen?«
» Es handelt sich um ein typisches IED , ein sogenanntes Improvised Explosive Device, das uns aus Helmand bekannt ist.« Laybourne sprach mit ihnen, als wären sie Idioten, was Storm mächtig auf die Nerven ging.
» Noch was?«
» Der Sprengsatz war mindestens vierhundert Kilo schwer und bestand höchstwahrscheinlich aus Ammoniumnitrat und Dieselkraftstoff, im Volksmund eine sogenannte Agrarbombe.«
» Woraus schließen Sie das?«
» Die Hitze hat den Asphalt geschmolzen, und das ringförmige Muster deutet auf einen Sprengstoff mit geringer Detonationsgeschwindigkeit hin.«
Storm betrachtete den Bürgersteig, der aussah, als wäre er frisch geteert worden. » Eine Vierhundert-Kilo-Bombe ist schwer zu transportieren. Ist schon bekannt, wo sie platziert wurde?«
» In einem Ford Transit.« Er zeigte auf das Wrack. » Die Tür haben wir auf der anderen Seite des Platzes gefunden, direkt vor dem Theater. Sie ist durch die Luft geflogen und hat dem da den Kopf abgeschlagen.« Laybourne wies mit dem Kinn auf das kopflose Ritterdenkmal in der Mitte des Platzes.
» Gab es eine oder mehrere Detonationen?«
» Es war ein singuläres Ereignis.«
» Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine zweite Explosion folgen wird?«, fragte Storm und blickte sich um.
» In achtzig Prozent der Fälle, die auf das Konto von Al Kaida gehen, ist das der Fall«, erklärte Niels, der hinter ihm aufgetaucht war. » Aber in der Regel gehen die Bomben zeitgleich hoch. Wenn in den ersten zehn Minuten nach der Explosion nichts mehr passiert, sinkt die Wahrscheinlichkeit um neunzig Prozent. Die Terrorabwehr ist ziemlich sicher, dass nichts mehr nachkommt. Aber wir bleiben natürlich in höchster Alarmbereitschaft. Ich habe gehört, dass das Parlament evakuiert wurde und die Grenzen …«
» Danke, Niels.
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