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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Geschrei war, so erschien es doch wie eine sanfte Melodie im Vergleich mit dem Brüllen der Jaguare.
    »Ein Schakal wagt es, so nahe bei einem Jaguar zu kläffen? Das scheint mir sonderbar«, sagte der alte Vaquero leise.
    »Aber ich habe sagen hören, daß, wenn der Jaguar jagt, der Schakal ihm heulend folgt«, antwortete Tiburcio in demselben Ton.
    »Es ist etwas Wahres dran«, antwortete Benito; »aber der Schakal wagt nur, dicht beim Jaguar zu kläffen, wenn der letztere seine Beute zerreißt; es ist eine demütige Bitte, ihm seinen Teil davon übrigzulassen. Aber wenn der Jaguar auf der Jagd ist, so hütet er sich wohl, sich hören zu lassen, aus Furcht, selbst seine Beute zu werden. Es ist wirklich seltsam«, sagte noch einmal der alte Hirt, als ob er laut dächte; »aber, bei Gott, da ist ein zweiter Schakal auf dieser Seite!«
    Wirklich stieg derselbe klagende Ton, genauso abgemessen als der erste, langsam inmitten des Schweigens empor, und zwar in der entgegengesetzten Richtung. »Ich wiederhole«, nahm Benito das Wort: »Schakale würden nicht so keck sein, sich so zu verraten; das müssen zwei Wesen anderer Art sein, die sich nicht vor den Jaguaren fürchten.«
    »Welche meint Ihr?« fragte Tiburcio erstaunt.
    »Zwei menschliche Wesen; zwei kühne amerikanische Jäger; ich wette darauf.«
    »Zwei Jäger aus dem Norden, meint Ihr?«
    »Ja, sie allein sind mutig genug, auf diese gefährlichen Tiere des Nachts Jagd zu machen. Sie haben sich ohne Zweifel getrennt und gebrauchen ein besonderes Zeichen, um sich wieder zu vereinigen.«
    Indes mußten die beiden Jäger – wenn es wirklich solche waren – mit großer Vorsicht herankommen, denn man hörte nicht den geringsten Zweig brechen, nicht das kleinste Blättchen rauschen.
    »He, da am Feuer!« schrie plötzlich eine Stimme, ähnlich der der Matrosen, die sich in der Nacht anrufen: »Nos acostons; seemännischer Ausdruck für »Wir sind da!« fürchtet euch nicht, und gebt nicht Feuer.« Die Stimme hatte einen fremdartigen Akzent, der teilweise die Voraussetzung des alten Vaqueros bestätigte; aber das sonderbare Aussehen des Mannes, der sich nun zeigte, machte endlich eine Gewißheit daraus.
    Es ist hier nicht der rechte Ort, die herkulische Gestalt und den bizarren Anzug des Ankommenden zu beschreiben; er wird eine zu hervorragende Rolle in dieser Erzählung spielen, als daß wir nicht später Gelegenheit haben sollten, sein Porträt zu entwerfen. Es wird hinreichen zu sagen, daß es eine Art Riese war, bewaffnet mit einer langen, schweren Büchse mit einem dicken sechseckigen Lauf.
    Das lebhafte Auge des amerikanischen Jägers hatte bald die ganze Gruppe überflogen und ruhte mit einigem Wohlgefallen auf Tiburcio. »Der Teufel hole euer Feuer!« sagte er in rauhem Ton, der aber nicht ohne Gutmütigkeit war. »Ihr macht uns seit zwei Stunden die beiden schönsten gefleckten Panther scheu, die jemals in diesen weiten Einöden gebrüllt haben.«
    »Scheu machen?« unterbrach Baraja. »Caramba, sie vergelten es uns wahrhaftig!«
    »Ihr werdet doch das da auslöschen, hoffe ich«, erwiderte der Jäger.
    »Unsere Feuer? Unseren einzigen Schutz?« schrie der Senator. »Denkt Ihr das wirklich?«
    »Euren einzigen Schutz?« wiederholte erstaunt der Amerikaner. Und er zählte mit dem Finger den ganzen Kreis. »Was?« nahm er wieder das Wort. »Acht Menschen haben nur ein Feuer zum Schutz gegen zwei armselige Jaguare? Ihr wollt Euch wohl über mich lustig machen!«
    »Wer seid Ihr denn?« fragte Don Estévan gebieterisch.
    »Ein Jäger, wie Ihr seht.«
    »Ein Jäger von was?«
    »Mein Gefährte und ich, wir jagen Ottern, Biber, Wölfe, Jaguare und Indianer – wie es sich eben trifft.«
    »Der Himmel schickt euch zu unserer Befreiung!« rief Cuchillo.
    »Keineswegs«, antwortete der Jäger, dem das Aussehen Cuchillos ohne Zweifel mißfiel; »mein Kamerad und ich, wir haben ungefähr zwei Meilen von hier einen Puma und ein Paar Jaguare gefunden, die sich den Körper eines toten Pferdes streitig machten.«
    »Des meinigen«, unterbrach Tiburcio.
    »Des Eurigen? Armer junger Mann!« erwiderte der Jäger im Ton rauher Herzlichkeit. »Nun, ich freue mich, Euch hier zu sehen; ich glaubte nicht, daß der Herr des Pferdes noch unter den Lebenden sein würde. Also«, fuhr er fort, »wir haben den Puma getötet und bis hierher die Spur der beiden Jaguare verfolgt, die ihr gehindert habt, an der Poza ihren Durst zu löschen. Wenn ihr also wollt, daß wir euch davon befreien,

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