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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Töne wechselten die beiden Tiere miteinander von den verschiedenen Punkten aus. – Diese schreckliche Musik weckte im Wald dumpfen oder klingenden Widerhall, der die Steppe ringsum mit einem Dutzend dieser schrecklichen Gäste zu bevölkern schien. Jedes Gebrüll fand sein Echo in der Brust der Reisenden.
    Das Gewehr des Senators zitterte in seinen Händen wie das Rohr, das der Wind hin oder her weht; Baraja empfahl sich allen Heiligen der spanischen Legende; Cuchillo umschloß seine Büchse, als ob er sie zerbrechen wollte; Benito erwartete mit dem Fatalismus der Araber kalt die Entwicklung dieses Dramas, von dem die beiden falben Darsteller schon den Prolog brüllten.

9 Die Jaguartöter
    Beim Licht des Feuers, das Benito sparsam unterhielt, konnte man bemerken, wie Don Estévan mit den Bewegungen seines Körpers der Richtung folgte, in der das Brüllen sich links hören ließ. Er hatte die ruhige Miene eines Jägers, der auf die Erscheinung eines Rehbocks lauert.
    Tiburcio fühlte beim Anblick des spanischen Führers jene Aufregung in sich, die die Gefahr in gewissen energischen Charakteren hervorbringt. Aber sein Dolch war die einzige Waffe, die er besaß. Er warf einen raschen Blick auf das Doppelgewehr des Senators, von dem dieser einen Gebrauch machen sollte, der verderblicher für seine Gefährten als für die Jaguare ausfallen konnte. Nach dem krampfhaften Zittern seiner Hand zu urteilen, mußte sein Auge verdunkelt genug sein, um das Ziel zu verfehlen.
    Der Senator wieder warf seinerseits einen neidischen Blick auf die Stellung, die Tiburcio nun mitten in der Gruppe einnahm, die von den beiden Gefährten Benitos, dem alten Vaquero selbst, Baraja und Cuchillo gebildet wurde.
    Tiburcio bemerkte einen solchen Blick. »Herr Senator«, sagte er zu ihm, »es schickt sich wohl nicht, daß Ihr ein so kostbares Leben wie das Eure so aufs Spiel setzt. Ihr habt Verwandte, eine edle Familie; ich habe niemand, der mich beweinen wird.«
    »Die Wahrheit ist«, erwiderte der Senator, »daß, wenn die anderen auf mein Leben nur halb soviel Wert legen, als ich es tue, mein Tod ihnen einen schrecklichen Kummer verursachen wird.«
    »Nun, dann wollen wir die Plätze wechseln; gebt mir dieses Gewehr, und ich werde mit meinem Leib ein Wall für Euch sein gegen die Tatze und den Zahn des Jaguars.«
    Dieser Versuch Tiburcios geschah in dem Augenblick, als die hohlen Stimmen des wilden Paares noch abwechselnd ertönten. Aber plötzlich vereinten sich beide zu einem Brüllduett, das den Widerhall zerriß und die Luft über den Gipfeln der Bäume durchzitterte. Unter dem Eindruck dieses furchtbaren Stückes wurde der von Tiburcio vorgeschlagene Tausch angenommen. Der Senator nahm seinen Platz ein, während jener mit funkelnden Augen und zusammengepreßten Lippen einige Schritte vor die Gruppe trat und, das Gewehr im Anschlag, den unvermeidlichen Angriff eines der beiden Jaguare erwartete.
    Don Estévan und er schienen unbeweglich und unerschütterlich wie zwei Statuen. Der ungleiche Widerschein erleuchtete diese so seltsam vom Zufall zusammengeführten Männer, von denen keiner dem anderen – weder an Stolz noch an Mut – nachstand.
    Der Augenblick wurde immer entscheidender. Die beiden Jaguare befanden sich nun ihren würdigen Gegnern gegenüber. Die Glut der Feuerstelle warf kaum noch einen bleichen Widerschein umher. Indes sollte ein neues Ereignis bald die Lage der Dinge verändern. Um dieses begreiflich zu machen, ist es nötig, genau die Stellung der Männer und die örtlichen Verhältnisse anzugeben.
    Wir haben schon erwähnt, daß das Lager in einem Raum aufgeschlagen war, der sich zwischen der Baumeinfassung des kleinen Tals, wo die Poza gegraben war, und dem Saum eines Waldes befand, der von dem Weg, der zur Hacienda del Venado führte, durchschnitten wurde. Gerade den Mittelpunkt dieses Raumes hatte man zum Lagerplatz gewählt, doch näher der Zisterne als dem Wald. Ziemlich hohe Eisenholzgebüsche umgaben diese Lichtung an den beiden anderen Seiten. In der Richtung diesseits der Poza einerseits und jenseits des Waldsaums andererseits ließ sich das Brüllen vernehmen. An der ersten Seite befand sich Tiburcio, an der anderen Don Estévan; die Männergruppe war mitten zwischen beiden.
    In einem der Augenblicke fürchterlichen Schweigens, das alle Schrecken des Unbekannten birgt, ließ sich das klagende Geheul eines Schakals in einiger Entfernung jenseits der Hecke von Eisenholz hören; aber so traurig auch diese Art von

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